"Was ich anhatte" - Ausstellung zu sexualisierter Gewalt

Vergewaltigungsopfer zeigen, "was ich anhatte"

  06.10.2024 | 21:12 Uhr

Eine Wanderausstellung macht im Rathaus St. Johann die Erfahrungen von Menschen öffentlich, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Gezeigt werden die Kleidungsstücke, die zum Tatzeitpunkt getragen wurden. Die Ausstellung soll anderen Mut machen, ihre Scham abzulegen. Und sie soll zeigen: Es spielt keine Rolle, was Vergewaltigungsopfer getragen haben.

Bundesweit kommt es jedes Jahr zu etwa 12.000 bis 13.000 Anzeigen wegen Vergewaltigung oder sexueller Nötigung. Hinzu kommt ein nicht unerhebliches Dunkelfeld. Und doch ist sexualisierte Gewalt immer noch ein Thema, über das kaum gesprochen wird oder das – noch schlimmer – verharmlost wird.

Persönliche Einblicke

Um sexualisierte Gewalt stärker in den Fokus zu rücken, hat sich die Landeshauptstadt Saarbrücken die Wanderausstellung „Was ich anhatte“ ins Rathaus St. Johann geholt.

Die Ausstellung der Dokumentarfilmerin Beatrix Wilmes gewährt Einblicke in persönliche Geschichten und zeigt zwölf Exponate von Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben.

Ausstellung zu sexualisierter Gewalt: "Was ich an hatte"
Audio [SR 2, Interview: Jochen Marmit (c) SR, 07.10.2024, Länge: 05:01 Min.]
Ausstellung zu sexualisierter Gewalt: "Was ich an hatte"

Zwölf Frauen berichten

„Schuld ist niemals das Opfer! Nur ein JA bedeutet JA!“ – das ist die klare Botschaft der Veranstalterinnen. Und: "Eine Frau wird nicht vergewaltigt, weil sie einen Minirock trägt." Frauen wegen ihrer Kleidungswahl eine Mitschuld an sexualisierter Gewalt zu geben und die Verantwortung für die Tat damit auf die Betroffenen zu lenken, ist eine Form der Täter-Opfer-Umkehr, auch Victim-Blaming genannt.

Plakatmotiv: Ausstellung zur sexualisierter Gewalt an Frauen „Was ich anhatte“ (Foto: www.wasichanhatte.de)
Plakatmotiv: Ausstellung zur sexualisierter Gewalt an Frauen „Was ich anhatte“

Zwölf Frauen teilen ihre Erfahrungen, brechen ihr Schweigen und treten bewusst aus der Opferrolle heraus. In erzählten Texten berichten sie, wie sie ihr Trauma überwunden und einen Weg zum Überleben gefunden haben.

Die Ausstellung ist ab Dienstag bis Freitag, 18. Oktober, im Hauberisser Saal im Rathaus St. Johann zu sehen – montags bis donnerstags jeweils von 15.00 bis 18.00 Uhr und freitags von 9.00 bis 12.00 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.

Frauennotruf als Ansprechpartnerin vor Ort

Besucherinnen und Besucher sollten laut Stadt darauf vorbereitet sein, dass die Inhalte emotional berühren können. Während der Öffnungszeiten stehen Mitarbeiterinnen des Frauennotrufs Saarland als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung.

Video [aktueller bericht, 09.10.2024, Länge: 4:12 Min.]
„Was ich anhatte“ - Ausstellung zu sexualisierter Gewalt mit klarer Botschaft

Hilfe bei sexualisierter Gewalt

Wenn Sie sexuelle Gewalt erlebt haben oder Unterstützung im Umgang mit einer betroffenen Frau benötigen, kann Ihnen der Frauennotruf Saarland weiterhelfen. Sie erreichen den Frauennotruf wie folgt:


Darüber hinaus gibt es noch das bundesweite Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben:

Über dieses Thema berichtet auch der "aktuelle bericht" im SR Fernsehen am 07.10.2024.


Mehr zum Thema Sexualisierte Gewalt

Dunkelziffer weiter hoch
Mehr polizeilich erfasste Fälle von Vergewaltigung im Saarland
Bei der Polizei im Saarland sind in den vergangenen Jahren mehr Fälle von Vergewaltigung registriert worden. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass sexualisierte Gewalt zugenommen hat. Sie stellt seit Jahren ein Problem dar. Vielmehr könnte ein wachsendes gesellschaftliches Bewusstsein dahinterstecken.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja