Ein älterer Obdachloser sitzt mit seinem Hab und Gut auf einer Parkbank eines Dorfes (Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Daniel Schäfer)

Armutskonferenz wertet Aktionstage zur Armutsbekämpfung als Erfolg

Lea Kiehlneker / Onlinefassung: Rebecca Wehrmann   17.10.2024 | 18:01 Uhr

Die saarländische Armutskonferenz zieht eine positive Halbzeitbilanz der Aktionstage zur Beseitigung von Armut. Dennoch bleibe Armut ein unverändert großes Problem im Saarland.

Armut sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen, so Michael Leinenbach, Vorsitzender der saarländischen Armutskonferenz. 19 Prozent der Saarländerinnen und Saarländer sind laut einer Mitteilung der Arbeitskammer aus dem Juni von Armut betroffen.

Video [aktueller bericht, 17.10.2024, Länge: 3:34 Min.]
Fast jeder fünfte Saarländer von Armut betroffen

Thema in die Mitte der Gesellschaft bringen

Um das Thema mehr ins Bewusstsein zu rücken, hat die Armutskonferenz im August die Aktionstage zur Beseitigung von Armut gestartet. „Wir versuchen durch diese Tage eine breite Öffentlichkeit zu bekommen, damit in verschiedene Ebenen einzudringen und mit verschiedensten Organisationen zusammenzuarbeiten. Damit soll das Thema nicht nur in den Nischen - wo es oftmals angesiedelt wird - bleiben, sondern wir wollen es in die Mitte der Gesellschaft nehmen“, erklärt Leinenbach.

Man wolle damit zeigen, dass es jeden treffen könne, immer wiederkommen könne und man nicht davor gefeit sei. Bisher gab es sieben Veranstaltungen, überwiegend in Saarbrücken  unter anderem den „Tag der Wohnungslosen“.

Dabei sei es gelungen, auch Menschen, die vorher kaum Berührungspunkte mit dem Thema hatten, dafür zu sensibilisieren. Es sei auch weiterhin das Ziel, durch die Vorträge, Diskussionen und anderen Veranstaltungen das Thema Armut aus der Nische zu holen und ein breites Bewusstsein zu schaffen. Die Aktionstage gehen noch bis Dezember.

Wohnungen und soziale Teilhabe wichtig

Um Armut zu bekämpfen, müsse der Staat sich dem Thema endlich stärker annehmen. Vieles würde von ehrenamtlichen Organisationen aufgefangen – wie etwa Wärmestube oder Kältebus. Zudem gebe es zwei Kernpunkte, so Leinenbach: „Zum einen der Brennpunkt ‚Wohnungen schaffen, die Menschen bezahlen können‘. Zweiter Punkt ist: ‚Teilhabe garantieren‘. So, dass Menschen als Person am Leben teilhaben können, dort, wo sie leben. Aber auch soziale Teilhabe schaffen das Menschen eben auch in das soziale Umfeld eingebunden werden können.“

Über dieses Thema hat auch die SR 3-Rundschau am 17.10.2024 berichtet.


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