Aktivisten besetzen Saarbrücker Waldstück "Hanni"
Eine Bürgerinitiative wehrt sich schon länger dagegen, dass im Saarbrücker Stadtwald Bäume für neue Uni-Gebäude gerodet werden. Aktivisten geht der Protest nicht weit genug: Sie haben das "Hanni" genannte Gebiet jetzt besetzt. Die Polizei riegelte das Gebiet vorübergehend ab.
Schon seit Wochen wehrt sich vor allem eine Bürgerinitiative unter dem Motto "Hanni bleibt" gegen die geplante Abholzung eines St. Johanner Waldstücks. Unter dem Namen "Barrio Hanni" gehen einige Aktivisten jetzt noch weiter: Sie haben am Wochenende das Waldstück besetzt.
Protestcamp im Wald
Rund 15 Aktivisten der Gruppe waren am Sonntagmittag im Protestcamp. Sie haben drei Baumhäuser errichtet. Am Nachmittag riegelte die Polizei dann Teile des St. Johanner Stadtwalds ab. Das Protestcamp war zeitweise nicht zu erreichen.
Gebiet vorübergehend abgeriegelt
Grund für die Abriegelung war ein Amtshilfeersuchen des Saarforsts. Beamte sperrten die Zugänge zum Wald und ließen Spaziergänger, Stadtverordnete und Presse zunächst nicht mehr hinein. Der Saarforst Landesbetrieb hatte am Protestcamp Gefahrenstellen ausgemacht.
Die Polizei transportierte deswegen Baumaterialien wie etwa Holzbretter ab. Ob das Material von den Demonstranten in den Wald gebracht worden war oder ob es sich um illegal entsorgten Müll handelte, konnten die Beamten nicht sagen.
Im Zuge des Einsatzes wurden zwei Aktivisten zur Identitätsfeststellung mit auf die Wache genommen. Die Sperrung des Waldes wurde im Laufe des Nachmittags wieder aufgehoben.
Saar-Fraktionen bewerten Protest unterschiedlich
Die Fraktionen im saarländischen Landtag bewerten die Form des Protests unterschiedlich. Diese Form des Protests sei völlig überflüssig, sagte der CDU-Fraktionschef im saarländischen Landtag, Stephan Toscani. Er habe kein Verständnis für das Protestcamp – für die geplante Rodung des "Hanni" seien alle rechtsstaatlichen Verfahren ordnungsgemäß durchlaufen und es gebe entsprechende Ausgleichsflächen.
Für den SPD-Fraktionschef Ulrich Commerçon ist jede Form des friedlichen, demokratischen Protests zu begrüßen. Im konkreten Fall "Hanni" müsse man aber vor allem mit der Bürgerinitiative vor Ort im Gespräch bleiben. Wichtig sei miteinander zu reden. Für AfD-Fraktionschef Josef Dörr sind – so wörtlich – "außergewöhnliche Protestformen zu tolerieren." Im "Hanni" müsse der Wald aber dem Uni-Standort geopfert werden.
Die Pläne für den "Hanni"
Etwa 4,5 Hektar groß ist die Fläche im St. Johanner Stadtwald am Stuhlsatzenhausweg, die gerodet werden soll. Dort könnten neue Gebäude für die Saar-Universität entstehen, allerdings gibt es noch keinen konkreten Nutzungsplan.
Das Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit (CISPA), das die Fläche ursprünglich nutzen wollte, zieht nach St. Ingbert um. Die Abholzungen könnten in etwa zwei Monaten beginnen.
Bürgerinitiative klagt gegen Pläne
Die Bürgerinitiative „Hanni bleibt“ hat eine Klage gegen die Pläne des Wirtschaftsministeriums angekündigt, gemeinsam mit den Naturschutzorganisationen BUND und Nabu. Sie zweifeln ein Gutachten zum Artenschutz im Stadtwald an und wollen die Rodung auf diesem Weg stoppen.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 08.09.2024 berichtet.