Das Kondom hat die Anti-Baby-Pille vom Thron der beliebtesten Verhütungsmittel gestoßen - zum ersten Mal seit 2007 verhüten mehr Menschen mit dem Kondom. Wir haben die Saarbrücker Gynäkologin Ariane Pém gefragt, wie sie den Trend einschätzt.
Wie verhütet ihr? Diese Frage hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) etwa Tausend Erwachsenen gestellt. Mit der Befragung wurde eine Studie aus dem Jahr 2007 wiederholt. Damals war die Pille noch das beliebteste Verhütungsmittel, das mehr als die Hälfte aller Menschen benutzten - mittlerweile nutzen nur knapp mehr als ein Drittel die Pille.
Genau anders herum sieht es beim Kondom aus: Während 2007 nur etwas mehr als jeder Dritte das Kondom verwendete, machen das mittlerweile mehr als die Hälfte aller Erwachsenen die Sex haben.
Laut der BZgA wird das Kondom vor allem beliebter, weil es weniger Nebenwirkungen hat als die Pille. Hormonelle Verhütungsmittel, zu denen neben der Pille auch die Hormonspirale, die sogenannte Depotspritze, der Hormonring oder ein Hormonimplantat gehören, werden mittlerweile mit anderen Augen gesehen.
Als sie in den 1960er Jahren die Pille eingeführt wurde, galt sie als entscheidender Schritt für die sexuelle Selbstbestimmung der Frau. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet und viele wollen die Nebenwirkungen nicht mehr in Kauf nehmen. Von Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen bis hin zu depressiven Verstimmungen und sexueller Lustlosigkeit kann alles vorkommen. Das Kondom hingegen hat keinerlei Nebenwirkungen. Es wird lediglich mit einer Latex-Allergie gefährlich - dafür gibt es dann aber Alternativen ohne Latex.
Außer den Nebenwirkungen sind den meisten auch die Kosten, eine einfache Anwendung sowie die Zuverlässigkeit wichtig.
Wo wir gerade beim Thema sind: Der Vorteil der Pille liegt in ihrem hohen Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft. Das geht aus dem Pearl-Index hervor, der für jede verfügbare Verhütungsmethode einen Anhaltspunkt gibt, wie sicher sie ist. Dabei gilt: je niedriger der Pearl-Index, desto höher der Schutz.
Bei der Pille liegt der Pearl-Index bei 0,1-0,9, während er beim Kondom bei 2-12 liegt. Im Klartext heißt das: Von 100 Frauen, die ein Jahr lang mit Pille verhüten, wird weniger als eine dennoch schwanger. Beim Kondom hingegen werden zwei bis zwölf Frauen trotzdem schwanger.
Während manche die Nebenwirkungen in Kauf nehmen oder die Pille einwandfrei vertragen, setzen andere auf das Kondom mit geringerem Schutz und ohne große Nebenwirkungen. Die Entscheidung ist ganz individuell.
Aus ärztlicher Sicht ist das Kondom nicht unbedingt als das Non-Plus-Ultra Verhütungsmittel zu sehen. Wie alle anderen Verhütungsmittel auch, bringt es Vor- und Nachteile mit sich: Kondome sind praktisch, aber nicht so sicher wie andere Methoden - wie Gynäkologin Ariane Pém erklärt.
Ein großer Vorteil des Kondoms gegenüber Pille, Spirale & Co: der Schutz vor übertragbaren Krankheiten. Es verhindert einen Austausch von Körperflüssigkeiten oder Blut und kann euch damit vor sexuell übertragbaren Krankheiten, wie Chlamydien, Herpes oder HIV schützen.
Artikel vom 21. November 2023.
Auch ein Thema im "Nachmittag" mit Aliena.