Sendung: Samstag 28.09.2013 12.30 Uhr
Luksic: "Das war ein ganz schwerer Schock"
Bilanz am Mittag
Als einen "ganz schweren Schock" hat der saarländische FDP-Spitzenkandidat Oliver Luksic die Abwahl der FDP aus dem Bundestag bezeichnet. SR 2 KulturRadio hat mit ihm über die Gründe für das Desaster und seine Pläne für die Zukunft gesprochen.
(28.09.2013) Vor der Bundestagswahl blickte der saarländische FDP-Spitzenkandidat Oliver Luksic noch hoffnungsfroh nach Berlin - eine knappe Woche nach der Wahl blickt er nun auf einen Scherbenhaufen: Die Abwahl der Liberalen nach 64 Jahren Dauerpräsenz im Bundestag sei "ein ganz schwerer Schock" für ihn und die gesamte Partei gewesen, sagte Luksic im SR 2-Interview. Jetzt müsse sich die Partei einer Reihe ungewohnter, unangenehmer Aufgaben stellen.
In der SR-Mediathek können Sie das Interview bereits vor seiner Ausstrahlung auf SR 2 KulturRadio online hören:
Kardinalfehler Steuern
Für das schlechte Abschneiden der Liberalen gebe es "eine ganze Reihe von Gründen", sagte Luksic. Schon im Wahlkampf 2009 habe man die Erwartungshaltung der Wähler zu hoch geschraubt. Die Kardinalfehler habe man dann im Koalitionsvertrag gemacht: Die Ministerien seien dort falsch verteilt, und im FDP-Hauptthema Steuern sei nicht genug erreicht worden.
Dieses Scheitern beim "großen 1a-Thema" habe "die vielen kleinen Erfolge, die die FDP mühsam erkämpft" habe, überschattet - zum Beispiel die Abschaffung der Praxisgebühr und der allgemeinen Wehrpflicht und eine Entlastung bei der Vorratsdatenspeicherung. Zuletzt habe man dann auch noch den falschen Wahlkampf geführt: Die Erfolge der FDP seien dabei "mit der Union nach Hause gegangen", die liberale Vision habe gefehlt. Der Zeitpunkt der Bayernwahl habe der Partei ebenfalls "massiv geschadet".
"Massiver Glaubwürdigkeitsverlust"
Die Häme, die sich nun von vielen Menschen und Teilen der Medien über die Partei ergieße, habe man sich auch selbst zuzuschreiben: "Das liegt natürlich an einer Reihe von Fehlentscheidungen, die wir getroffen haben, und an dem Verlust an Glaubwürdigkeit, der hinzugekommen ist", sagte Luksic. Außerdem sei ein großer Teil der Medien der FDP gegenüber schon immer "kritisch eingestellt" gewesen. "Und wir haben leider oft genug den Anlass dazu gegeben."
Zurück zur "Äquidistanz"
Für die Zukunft müsse man die Rolle der FDP auch im Verhältnis zur Union überdenken: Die Partei habe sich "sehr häufig von der Union und von der Kanzlerin überfahren" lassen. Es sei ein Fehler, sich zu stark an eine große Volkspartei zu ketten: "Wir brauchen wieder Äquidistanz zwischen beiden großen Parteien. Man kann auch mit der SPD mit Sicherheit gesellschaftspolitisch sehr viel mehr umsetzen als mit der Union". (SR 2/UH/prt)
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