Junge Frauen in einem Bordellbetrieb (Foto: dpa)

Mythos Hurenparadies

Wie Frauen in Deutschland prostituiert werden

Ein Feature von Peter Buyer und Lily Seller  

Sendung: Freitag, Neujahr 01.01.2016 11.04 bis 12.00 Uhr

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"Mythos Hurenparadies''
Audio: Feature
"Mythos Hurenparadies''
[Tilla Fuchs und Jochen Marmit, SR 2 KulturRadio, 1. Januar 2016, Länge 51:32 Min.]

Lola arbeitet in einem Massagesalon in der Stuttgarter Innenstadt. Auf Wunsch können die Gäste „Handentspannung“, Französisch oder Geschlechtsverkehr dazu buchen. Seit über zwölf Jahren ist Lola Prostituierte. Ohne Zwang, ohne Zuhälter. Außerhalb des Etablissements führt sie ein anderes Leben, als Krankenschwester und Mutter. Sie hat einen Freund.

"Das musst du komplett trennen, das geht nicht anders. Wenn ich hier reinkomme, dann muss ich einfach sagen: klack, jetzt bin ich Lola und gut. Und wenn ich hier rausgehe, dann bin ich einfach wieder normal Frau, normal Mutter, und fertig."

Das ist genau der Punkt, an dem Marie fast zerbrochen ist: Auch sie hat jahrelang als Prostituierte gearbeitet, bis sie ihr Körpergefühl und den Respekt vor sich selbst fast verloren hatte. Heute kämpft sie dagegen, dass Frauen als Ware behandelt werden.

Prostitution ist in erster Linie ein gesellschaftliches Problem, da sind sich auch die Gründerinnen von "Stoppt Sexkauf" in Deutschlands Prostitutionshauptstadt Saarbrücken sicher: wenn Frauen zur Ware werden, dann stimme etwas mit unserer Wahrnehmung nicht. In einer gleichberechtigten Gesellschaft dürfe Sex nicht zum Produkt werden. Doch genau das bieten Großbordelle wie das "Paradise" in Saarbrücken oder Stuttgart an: Sex ist eine legale Ware, der Frauenkörper ein Produkt.

Wie denken Prostituierte und Ausgestiegene über ihr Leben als Sexarbeiterinnen? Welche Rolle spielen die Bordellbesitzer? Und was sind Frauen in den Augen der Freier wert? Ist eine Gesellschaft, in der man Frauen kaufen kann, gnadenlos rückständig? Oder ist Sexarbeit ein „Job wie jeder andere auch“, wie es die Ex-Prostituierte und US-Journalistin Melissa Grant behauptet?

Die Autoren – eine Frau und ein Mann - untersuchen das reale und das gedankliche Sperrgebiet der Prostitution: Sie forschen und fragen nach u.a. im Großbordell, im Privatclub, im kleinen frauengeführten Massagesalon. Die Recherche legt nicht nur die Gedanken- und Gefühlswelt der Betroffenen offen, sondern stellt auch die eigenen Positionen in Frage: Sexkauf ist in Deutschland legal. Jeder kann zum Käufer, zur Verkäuferin werden. Aber: was macht das mit den Menschen?

Produktion: SR 2015 (Foto oben: dpa)

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Redaktion: Matthias Alexander Schmidt, Michael Thieser, Jochen Marmit, Thomas Bimesdörfer, Dagmar Scholle

Kontakt: feature@sr.de

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