Täuschung durch Pseudonym - Falsches Interview beim Luxemburger Wort

Täuschung durch Pseudonym - Falsches Interview beim Luxemburger Wort

Das Interview führte Kai Schmieding/Onlinefassung: Hendrik Warnke   13.12.2024 | 15:42 Uhr

Der vermeintliche Autor Fabio Martone sorgt für Diskussionen: Sein Drama Ondugen wird derzeit im Mierscher Theater aufgeführt, doch Martone existiert gar nicht. Mitherausgeber Jeff Thoss spricht im Interview bei SR Kultur über die Hintergründe

Das Luxemburger Wort hat vergangene Woche ein Interview mit Fabio Martone veröffentlicht, der als Autor des aktuell im Mierscher Theater aufgeführten Theaterstücks Ondugen vorgestellt wurde. So weit, so gut. Doch wie sich später herausstellt, existiert Fabio Martone überhaupt nicht.

Das verwendete Foto ist KI-generiert und sowohl der Lebenslauf als auch die Person sind frei erfunden. Die Redaktion des Luxemburger Wort wirft nun die Frage auf, wie weit künstlerische Freiheit gehen darf: Ist das noch Kunst oder bereits die bewusste Verbreitung von Fake News?

Kunst oder Fake News?

"Wir [...] dachten eigentlich, dass die Hinweise darauf, dass es diesen Autor nicht gibt, recht breit gestreut sind", sagt Jeff Thoss, Verleger bei Hydre Editions, dem Herausgeber von Ondugen, und mitverantwortlich für Fabio Martone. Ondungen handle von der Nationalliteratur Luxemburgs, vom Finden, aber auch Erfinden Luxemburger Autorinnen und Autoren. Der erdachte Autor Fabio Martone sei also selbst ein Teil des Dramas.

Die Arbeit mit Pseudonymen ist gerade in Luxemburg alles andere als ungewöhnlich. Doch das Luxemburger Wort kritisiert, man sei mit Fabio Martone einen Schritt zu weit gegangen und beraube der Kulturszene ihrer Kredibilität.

Bereits 2019 ist RTL etwas Ähnliches passiert. Diese veröffentlichten ein Interview mit dem vermeintlichen norwegischen Autor Tomas Bjørnstad, ohne zu wissen, dass eigentlich der Luxemburger Nico Helminger dahinter steckte.

Etwas leid tue ihm dieses "Spiel mit dieser Gattung des Autoreninterviews" schon, sagt Jeff Thoss. Allerdings hätten andere Stimmen in der Luxemburger Presse die ganze Aktion ja relativ schnell enttarnt. Das Luxemburger Wort müsse sich also daran messen lassen.

Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 13.12.2024 auf SR kultur.

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