Ostern als Fest der Hoffnung?
Philosoph und Jesuitenprofessor Michael Bordt erklärt, warum die Osterbotschaft gerade in Krisenzeiten Kraft geben kann – und wie wir durch Versöhnung, Wachheit und echte Hoffnung neue Wege im Leben finden können.
Ostern steht für viele Menschen nicht nur für Familienzeit, bunte Eier und Geschenke für die Kleinen, sondern auch für die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens: die Auferstehung Jesu und der Sieg des Lebens über den Tod. In einer Zeit voller Unsicherheit, Krieg und Krisen erinnert Ostern daran, dass selbst das Dunkel nicht das letzte Wort haben muss. Das zumindest sagt Philosoph und Jesuitenprofessor Michael Bordt. Im Interview mit SR kultur betont er, wie kraftvoll und aktuell diese Botschaft gerade heute ist.
Für Bordt ist Ostern ein Fest der Transformation. Was tot ist, wird lebendig. Was alt ist, wird neu. Was dunkel ist, wird Licht. Diese großen Bilder beschreiben einen tiefen Glauben daran, dass Veränderung möglich sei – auch dann, wenn alles verloren scheint. Viele Menschen erleben derzeit eine Transformation zum Negativen, sagt Bordt, etwa durch politische Instabilität, persönliche Ängste oder gesellschaftliche Spaltungen. Gerade deshalb sei es wichtig, an der Hoffnung festzuhalten.
Hoffnung und Chancen
Er unterscheide dabei klar zwischen Optimismus und Hoffnung. Optimismus bedeutet: Ich glaube, dass die Zukunft gut wird, weil ich es mir so wünsche oder erwarte. Hoffnung gehe weiter. Sie sei die Offenheit dafür, dass in schwierigen, vielleicht sogar ausweglos wirkenden Situationen trotzdem neue Wege entstehen – auch wenn man sie noch nicht sehen kann. Hoffnung bedeute auch: Scheitern darf sein. Es ist Teil des Lebens, aber nicht das Ende. Wenn man wach und realistisch bleibt, zeigen sich mit der Zeit oft überraschende Möglichkeiten.
Zentral ist für Michael Bordt dabei der Begriff Serendipity: eine Art wache Aufmerksamkeit für günstige Gelegenheiten, für Chancen im Ungeplanten. Diese Wachheit sei auch in Beziehungen oder im Alltag entscheidend – etwa dann, wenn man etwas Schwieriges ansprechen möchte und spürt: Jetzt ist der richtige Moment.
Fest der Versöhnung
Was wir ganz konkret von Jesus lernen können? Für Bordt ist die Antwort klar: Versöhnung. Der Gründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, Frère Roger, habe gesagt: „Mit versöhnendem Herzen kämpfen.“ Das beschreibe eine Haltung, die sowohl klar als auch friedlich ist. In vielen Kirchengemeinden sitzen Menschen zusammen, die im Alltag politisch oder gesellschaftlich gegeneinander stehen. Die österliche Botschaft kann genau hier wirken – im Miteinander, im Zuhören, im gemeinsamen Feiern trotz Unterschiedlichkeit.
Ostern erinnere daran, dass das Leben weitergeht – auch nach dem Bruch, nach dem Zweifel, nach dem Tod. Und es lädt ein, mit Hoffnung und offenen Augen durch die Welt zu gehen.
Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 17.04.2025 auf SR kultur.