Nouruz – Das persische Neujahrsfest

Nouruz – Das persische Neujahrsfest

Susan Zare   20.03.2025 | 14:01 Uhr

Mit dem kalendarischen Frühlingsanfang beginnt für viele eine besondere Feier: Nouruz, das persische Neujahrsfest. Es steht für Neuanfang, Hoffnung und Gemeinschaft. Wie genau gefeiert wird, erklärt SR kultur-Reporterin Susan Zare.

Es ist Nouruz, das persische Neujahrsfest, dass in einigen Kulturräumen und im Iran seit Tausenden von Jahren gefeiert wird. Das Fest ist vergleichbar mit Silvester und Weihnachten, man kommt mit der Familie zusammen und feiert in das neue Jahr. Im Zentrum ist die Hoffnung für das neue Jahr. 

Fest aus vorislamischer Zeit

Das Fest selbst hat sich seit der vorislamischen Zeit kaum verändert. Nouruz wird alljährlich am 1. Farwardin, dem 1. Monat des iranischen Kalenders und der Sonnenzeitrechnung entsprechend, zwischen dem 20. und 22. März  gefeiert. Allerdings nicht wie Weihnachten immer am selben Tag: Das Fest orientiert sich nach der kalendarischen Frühjahrs-Tagundnachtgleiche.

In diesem Jahr diel Nouruz genau auf den 20.März um 10:01 morgens - und: Es besteht aus mehreren Teilen, die in mehreren Wochen voller Festlichkeiten gefeiert werden. Im Zentrum steht das Neujahrsfest Eyde Nouruz selbst. "Nou Ruz" bedeutet im Wortsinn "Neues Jahr". Hier kommt die Familie zusammen, man feiert gemeinsam, isst gemeinsam.  

Alles beginnt mit dem Frühjahrsputz 

Etwa vier Wochen vor Nouruz beginnen die Vorbereitungen für das Fest. Dazu zählt die Säuberung des Hauses: Alles muss frisch und sauber sein für das neue Jahr. Dann werden die Zutaten für die Festtafel (“Sofreye Haft Sin“) eingekauft und vorbereitet.

Überall in den Straßen im Iran sieht man an diesen Tagen festlich geschmückte Läden und mit Lichterketten verzierte Bäume, die die Vorfreude auf das neue Jahr unterstreichen. 

Langsam wird im Haus alles für die Festtafel vorbereitet: 

Denn im Zentrum des Neujahrsfestes steht eine reich geschmückte Tafel, die in jedem zu Hause aufgestellt wird, mit sieben Dingen, die mit S beginnen. Es ist der HAFT-SIN-Tisch, also der Sieben-S-Tisch. Diese Speisen und Gegenstände müssen unbedingt mit dem 15. Buchstaben des persischen Alphabets, dem „S“ wie Sombol beginnen. All diese Dinge, haben auch eine Bedeutung für das neue Jahr 

SIB der Apfel, stehend für Schönheit und Gesundheit 
SIR Knoblauch, steht für Schutz 
SOMAGH ein süßsaures Gewürz, steht für die Würze des Lebens 
SAMANU eine Süßspeise, für das Wohltuende
SNJED Mehlbeeren, für die Saat und das Leben selbst 
SONBOL die Hyazinthe, Symbol für die Schönheit und die Natur oder auch für Freundschaft  
SEKE Münzen für das Wohlergehen
SERKEH Essig, symbolisiert Geduld und Fröhlichkeit 

Leben und Lebendigkeit

SABSI ist das Grün: Weizen- oder Linsensamen, die rechtzeitig zum neuen Jahr zum Keimen gebracht werden sollen. “Sabzi“ steht sinnbildlich für das Leben und die Lebendigkeit.

Viele dekorieren auch den Tisch ähnlich wie in der Ostertradition mit bunten Eiern als Zeichen der Fruchtbarkeit, Kerzen, ein Spiegel als Symbol der Ehrlichkeit und Reinheit, eine Schale mit Nüssen und dem Diwan des Hafiz. Das ist ein Dichterband, mit Gedichten, die man sich in der Familie rezitieren und vorlesen kann. Viele Familien schmücken die Festtafel auch mit einer Glasschale, In der sich ein Goldfisch befindet, der für die Freude steht.  

Die Nouruz-Woche

Mittwochsfeuer (Tschahar Shanbe-e Suri) 
Vor der letzten Mittwochnacht des alten Jahres (“Tschahar Shanbe-e Suri“) werden kleine Feuer entfacht. Bei dieser symbolisch verstandenen Handlung gilt es, über das Feuer zu springen. Mit diesem Sprung wird einem, wegen der roten Farbe des Feuers, Gesundheit, Glück und Gutes zuteil. Man sagt zardi-ye man az to, sorchi-ye to az man: "Das gelbe im Feuer, der Schmutz des alten Jahres ins Feuer, und das neue, die rote Energie für das neue Jahr zu mir."  

Familienfest
An Nouruz sitzen dann Familien und Liebe Menschen beisammen, man isst gemeinsam, Kinder erhalten Geschenke, Alles duftet nach leckeren Speisen. Musik läuft.  Mit dem Beginn des neuen Jahres wünscht man sich: „Jeder Tag soll ein neues Jahr sein, das neue Jahr soll voller Glück sein“ (“Har Ruzetan Nouruz, Nouruzetan Piruz“.)  

Rezitieren von Gedichten
In vielen Familien rezitiert man auch Gedichte, wie die Diwan e Hafiz des bekannten persischen Dichters Hafiz. Dabei sucht man zufällig für jede Person ein Gedicht aus dem Gedichtband heraus.Die Gedichte wie kleine Wegweiser für das neue Jahr. 

Besuchstradition
Nach dem Neujahrsfest hat man nun, wenn auch Kinder Schulfrei haben, Tage Zeit um Verwandte, Freunde und Bekannte zu besuchen und mit ihnen zu feiern.  

Ausflug am letzten Tag
Am 13. und letzten Tag (“Sizdah be dar“) veranstalten alle Familien einen Ausflug aufs Land, bestenfalls auch in die Nähe eines Flusses. Bei einem ausgelassenen Picknick lässt man so eine lange Reihe von Festtagen ausklingen und gibt die mitgebrachten Weizen- oder Linsensprossen (“Sabzi“) in ein Gewässer oder pflanzt sie an geeigneter Stelle.  

Hintergrund

Über die Deutung dieses Brauches gibt es ähnlich wie bei den Bestandteilen unterschiedliche Varianten. Während manche darin das Davontreiben des Bösen durch den Wasserstrom sehen, interpretieren andere diese Handlung als symbolischen Ausgleich für alles, was man der Natur das Jahr über entnommen hat. Dabei darf sich jeder etwas für das neue Jahr wünschen. Manche pflegen die Tradition, dass Unverheiratete einen Knoten in die Gräser machen und sich damit einen Partner damit wünschen kann.  

Die Aktualität

Hoffnung steht im Zentrum der Nouruz Feierlichkeiten. Etwas, was die Mehrheitsbevölkerung in Iran und auch n der Diaspora weiter in sich trägt. Gerade wenn die Zeiten schwer sind.  

Viele Familien können sich durch die politische Situation im Iran nicht sehen. Viele Familien im Iran hoffen auf eine Zukunft ohne Repressionen, wünschen sich Freiheit. Auf dass dieses Nouruz neue Jahr ein weiterer Schritt sein kann zu mehr Hoffnung, mehr Licht, mehr Freiheit, für uns alle.

Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" am 20.03.2025 auf SR kultur.


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