Zwischen Selfie und Tatort – Armin Rohrs neue Ausstellung in Neunkirchen

Zwischen Selfie und Tatort – Armin Rohrs neue Ausstellung in Neunkirchen

Barbara Grech   13.03.2025 | 10:52 Uhr

„Aller Vergeblichkeit zum Trotz singe ich weiter mein Lied. Über Anomalien, Zufälle und Wahrscheinlichkeiten.“ – so lautet der Titel der neuen Ausstellung des Saarbrücker Künstlers Armin Rohr in der Städtischen Galerie Neunkirchen. SR-Reporterin Barbara Grech hat sich die Schau mit dem außergewöhnlichen Titel angesehen.

Gezeigt werden in Armin Rohrs neuer Ausstellung in der Städtischen Galerie Neunkirchen zwei brandneue Gemäldeserien, in denen es unter anderem um „Tatorte“ und „Selfies“ geht.

Beim Titel seiner Ausstellung "Aller Vergeblichkeit zum Trotz singe ich weiter mein Lied. Über Anomalien, Zufälle und Wahrscheinlichkeiten", muss Armin Rohr selbst kurz überlegen.

Schließlich ist dieser lang, und im Vorfeld hatte er sich bereits einige Varianten überlegt. Schlussendlich hat er sich aber dann für diese Version entschieden, weil sie das, was ihn momentan bewegt, am besten zusammenfasst.

Armin Rohr, Ohne Titel (Männer ohne Frauen), 2021, Bleistift, Öl auf Papier, 42 x 29,7 cm (Foto: Armin Rohr)
Armin Rohr, Ohne Titel (Männer ohne Frauen), 2021, Bleistift, Öl auf Papier, 42 x 29,7 cm

Tatort-Bilder in leuchtenden Farben

Soll heißen: Trotz aller Widrigkeiten malt Armin Rohr unverdrossen weiter – und das Leben geht oft andere Wege als die, die man geplant hat, beziehungsweise oftmals geht’s schief.

So wie bei den sogenannten „Tatort“-Bildern, die in beeindruckender Menge in den Räumen der Städtischen Galerie Neunkirchen hängen.

Das Sujet: jedem Tatort-Gucker am Sonntagabend bestens bekannt – mit Flatterband abgetrennte Fundorte, Menschen in Ganzkörperanzügen stochern nach Leichen herum. Das Befremdliche an diesen gruseligen Waldszenarien: Sie sind nicht schlammbraun oder trist-grün, sondern farbig-bunt.

Ein wenig erinnern sie in ihrer Farbigkeit an die Naturgemälde von Ernst Ludwig Kirchner. Also, der Himmel ist rot, die Bäume sind blau, und die Menschen sind pink …

Geheimnisvolle Bildsprache von Rohr

Armin Rohr betont, dass die Farbenvielfalt dem Betrachter ins Auge sticht. Die Farbe spiele hierbei weniger eine Rolle, es gehe vor allem um die Betrachtung der Bilder. Hierbei solle eine Umkehrung stattfinden, sodass man dem Idyll misstraue, denn etwas an den Bildern erscheine nicht normal.

Die Geschichten, die Rohr in diesen Bildern erzählt: nicht ganz koscher, unergründlich und mysteriös, so Nicole Nix-Hauck, Leiterin der Städtischen Galerie Neunkirchen. Sie sagt, dass es für den Betrachter nicht möglich sei, den Sinn und den Hintergrund dieser Bilder zu ergründen.

Armin Rohr biete Möglichkeiten an, sich selbst ein Bild von der möglichen Handlung der Bilder zu machen, er würde aber keine verbindliche Lösung präsentieren.

Armin Rohr, Ohne Titel (In flagranti), 2024, Acryl, Öl auf Leinwand, 80 x 60 cm (Foto: Armin Rohr)
Armin Rohr, Ohne Titel (In flagranti), 2024, Acryl, Öl auf Leinwand, 80 x 60 cm

Selfies als Kunst

Darum geht es Armin Rohr auch nicht. Er will in seiner Kunst das vermeintlich Plakative infrage stellen. So auch in den unzähligen Porträts, die irgendwie an Selfies erinnern. Nicole Nix-Hauck erklärt dazu, dass Armin Rohr gezielt die heute vorherrschende Handybildkultur aufgreife, die unsere Vorstellung vom Bild heute zunehmend präge.

Es wäre einzigartig, dass er eine Möglichkeit gefunden habe, das in der Malerei umzusetzen und sie vor diesem Hintergrund überhaupt noch stattfinden zu lassen.

Malerei als Antwort auf das Handyzeitalter

Eine Rückeroberung der Bilder durch Malerei? Auf jeden Fall stellt sich Armin Rohr mit diesen Porträts der Bilderflut, die durch Handy-Selfies in die Welt gesetzt wird. Wenngleich dies kein digitales Phänomen ist, so der Künstler. Ihn interessiere die Thematik der Repräsentationsbilder, bei denen Menschen sich in der freien Natur präsentieren würden.

Dieser Aspekt sei nichts Neues. Seine Absicht ist es, die Bilder, die es auch schon zu Barockzeiten gab, überspitzt darzustellen und dennoch ein gewisses Unbehagen miteinzubauen, damit keine Idylle entsteht – ähnlich den Tatort-Bildern.

Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 13.03.2025 auf SR kultur.


Ausstellungstipp

Armin Rohr – "Aller Vergeblichkeit zum Trotz singe ich weiter mein Lied. Über Anomalien, Zufälle und Wahrscheinlichkeiten."
14. März bis 18. Mai 2025
Städtische Galerie Neunkirchen

Am 29.03. und am 27.04 gibt es öffentliche Führungen um jeweils 15.00 Uhr. Weitere Infos zur Ausstellung finden Sie auf der Website der Städtischen Galerie Neunkirchen.


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