Einkaufsfalle: Schlechtere Qualität bei gleichem Preis
Gut zu wissen
Erst steigen die Preise, dann schrumpft der Packungsinhalt – und jetzt leidet offenbar auch die Qualität von Lebensmitteln. Der Verdacht: Lebensmittelhersteller möchten auf diese Weise weiter Kosten einsparen. Und der Verbraucher ist dem hilflos ausgesetzt.
Im Supermarkt steigen die Preise für Lebensmittel seit Monaten. Verbraucher ärgern sich nicht nur über kleinere Füllmengen, sondern nun auch vermehrt über die minderwertige Qualität, berichtet die Verbraucherzentrale Hamburg. Der neueste Trick der Lebensmittelindustrie hat einen eigenen Begriff: „Skimpflation“.
Das englische Wort „skimp“ heißt übersetzt „knausern“ oder „einsparen“. Teure Zutaten werden bei der Skimpflation durch günstige ersetzt - der Preis bleibt aber gleich.
Ein neues Problem?
Ob Wasser statt Öl und Butter im Streichrahm, weniger Marzipan in der Schokolade, weniger Spinat im Rahmspinat oder weniger Alkohol im Weinbrand, bei der Skimpflation sparen Hersteller an den (oft teureren) wertgebenden Zutaten. Die Befürchtung: Unternehmen möchten auf diese Weise Kosten einsparen.
„So neu ist das Phänomen aber nicht“, erklärt Thilo Bode, der Gründer der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch. „Die Herstellungskosten verbilligen sich schon seit Jahren. Wir haben 250 Zusatzstoffe, vor 25 Jahren waren es noch knapp 100. Es gibt über 2.000 Aromen. Das alles beeinträchtigt die Qualität.“
Neu sei aber, dass die gestiegenen Energiekosten direkt an die Kunden weitergegeben würden, so der Experte weiter.
Skimpflation erkennen
In welchem Umfang Skimpflation von Herstellern angewendet wird, ist laut Verbraucherzentrale noch nicht bekannt. Die Anzahl der Beschwerden von Konsumenten sei aber deutlich geringer als etwa bei Mogelpackungen.
Sonderlich verwunderlich ist das aber nicht, denn Skimpflation ist wesentlich schwieriger zu erkennen.
Verbraucher müssen genau hinschauen
„Als Verbraucher haben Sie nur die Möglichkeit genau hinzuschauen, was auf der Zutatenliste ist und Sie müssen das alte Rezept kennen, um überhaupt Unterschiede festzustellen“, sagt Bode. „Außerdem muss man wissen, was das bedeutet, wenn der eine Inhalt durch einen anderen ersetzt wird. Das kann unter Umständen nämlich auch die eigene Gesundheit betreffen.“
Der Verbraucher hat demnach keine Chance zu erkennen, was gute und was schlechte Qualität überhaupt bedeutet. Laut Verbraucherzentrale können Hinweise auf den Produktverpackungen wie „Neue Rezeptur“ oder „Verbesserte Rezeptur“ aber Indizien für Skimpflation sein.
Der (un)mündige Verbraucher
In seinem Buch „Der Supermarkt-Kompass“ nimmt Bode unter anderem die Qualität von Olivenölen unter die Lupe und erklärt das Beispiel im SR-Interview: „Die höchste Qualitätsklasse von Olivenöl ist nativ-extra. In den Regalen gibt es da eine Preisspanne von 10-30 Euro, aber einen Qualitätsunterschied kann man nicht feststellen.“
Tests haben sogar ergeben, dass teurere Öle zum Teil schlechter abschneiden. „Das deutet darauf hin, dass die Preisgestaltung beliebig ist und keine Rückschlüsse auf Qualität zulässt.“ Der Verbraucher ist demnach darauf angewiesen, dass der Markt Transparenz schafft.
Alles zulässig, aber nicht transparent
Da stellt sich die berechtigte Frage, ob diese Praktiken der Hersteller überhaupt zulässig sind. „Es ist alles erlaubt, wenn die Zutaten zugelassen sind. Er ist nicht einmal verpflichtet, umfassend darüber zu informieren“, erläutert Bode. „Es wird einfach davon ausgegangen, dass der Verbraucher das beim Durchsehen der Inhaltsstoffe auch selbst herausfinden kann.“
Aus Sicht der Verbraucher sei die Lösung aber einfach. „Der Staat hat die Pflicht bei sogenannten Vertrauensgütern, wie Bio-Lebensmittel, wo die Qualitätsfeststellung durch den Konsumenten nicht einfach ist, die Gesetze so zu machen, dass dieses Phänomen nicht mehr auftaucht.“
Verbraucherzentralen informieren
All das führt immer wieder zum selben Schluss: Verbraucher haben weder die Möglichkeit wirklich transparent Qualitätsunterschiede bei Lebensmitteln zu erkennen, noch etwas daran zu ändern. Immerhin, wer doch auf Qualitätsunterschiede oder veränderte Inhalte stößt, die auch andere Verbraucherinnen und Verbraucher kennen sollten, kann die Verbraucherzentralen darüber informieren.
Ein Thema in der Sendung "Bunte Funkminuten" am 27.09.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.
"Gut zu wissen" - immer mittwochs in der Sendung "Bunte Funkminuten" auf SR 3 Saarlandwelle.