"Gut zu wissen": Nicht krankenversichert - was tun?

Nicht krankenversichert - was tun?

Gut zu wissen

Katja Hackmann   31.01.2024 | 09:45 Uhr

Die drei größten Krankenversicherungen im Saarland – AOK, Barmer und IKK Südwest melden aktuell 4500 Versicherte, deren Leistungsanspruch ruht - Tendenz steigend. Was kann man in solchen Fällen tun?

60.000 Menschen haben in Deutschland keine Krankenversicherung. Die Dunkelziffer liegt nach Angaben von Experten aber viel höher, zwischen einer halben und einer Million Menschen. Wie viele Menschen im Saarland betroffen sind, weiß niemand.

Von einem nicht ausreichenden Versicherungsschutz sind längst nicht mehr nur wohnungslose Menschen betroffen.

Wenn Beiträge nicht gezahlt werden

Auf dem Papier sind sie zwar versichert, ihr Leistungsanspruch bei der Krankenkasse ruht aber. Das passiert, wenn Versicherte ihre Beiträge trotz Mahnung mindestens zwei Monate nicht gezahlt haben.

Versicherte haben dann nur noch Anspruch auf bestimmte Leistungen:

  • Bei akuten Erkrankungen (z. B. Insulinbehandlung bei Diabetikern) und Schmerzzuständen
  • Schwangerschaftsuntersuchungen
  • Bestimmte Vorsorgeuntersuchungen (z. B. von Krebskrankheiten)

Auf diese Leistungen haben Versicherte dann beispielsweise keinen Anspruch mehr:

  • Schutzimpfungen
  • Prophylaxe beim Zahnarzt
  • Mutter-Kind- bzw. Vater-Kind-Maßnahmen
  • Schwangerschaftsabbrüche oder Sterilisationen
  • Leistungen zur medizinischen Rehabilitation

Versicherte haben erst wieder einen Anspruch auf alle Leistungen, wenn sie ihre Schulden komplett zurückgezahlt haben, sich mit ihrer Krankenkasse auf eine Ratenzahlung geeinigt haben oder eine Hilfsbedürftigkeit festgestellt wurde. 

Was ist eine ausreichende Versorgung?

Nach Angaben der Krankenkassen ist eine ausreichende Versorgung auch während der Leistungsruhen noch gewährleistet. Die Meinungen darüber, was notwendige und was nicht notwendige Behandlungen sind, gehen auseinander.

Die Medizinische Fachangestellte Stefanie Krisp von der Praxis für Medizinische Grundversorgung in Saarbrücken sagt: „Wenn Krankenkassen eine psychologische Betreuung als nicht notwendig erachten, aber das das Problem ist, warum der Patient nicht mehr arbeiten kann, drehen wir uns im Kreis“. 

Immer mehr im Saarland betroffen

Die drei größten Krankenversicherungen im Saarland – AOK, Barmer und IKK Südwest melden aktuell 4500 Versicherte, deren Leistungsanspruch ruht. Die Tendenz ist bei allen drei Kassen steigend.

Anlaufpunkt für Nichtversicherte

Egal ob gar nicht versichert oder nur minimal versichert: Jeden Mittwoch zwischen 9.00 und 11.30 Uhr behandelt die Praxis für Medizinische Grundversorgung in Saarbrücken Menschen ohne Versicherungsnachweis.

Auch sie bemerkt vor allem seit Corona eine deutlich gestiegene Nachfrage. „Mittlerweile müssen wir jetzt mittwochs um die 15 bis über 20 Menschen hier versorgen statt sechs bis sieben“, berichtet der Praxisleiter Oliver John. Vor allem, weil es die einzige Praxis dieser Art im Saarland ist.

Mehrbelastung der Praxis

Die Ärzte arbeiten auf ehrenamtlicher Basis in der Praxis, die durch Spenden getragen wird. Deshalb fragen sie sich, wie lange sie diesen Mehrbedarf noch bewältigen können.


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