Worauf man beim Kauf eines Pedelecs achten sollte
Pedelecs haben die klassischen Fahrräder in der Beliebtheit erstmals überholt. Dabei sind sie deutlich teurer in der Anschaffung. SR 3-Fahrrad-Experte Stephan Deppen mit Tipps zum Pedelec-Kauf.
2023 wurden in Deutschland erstmals mehr Pedelecs verkauft als herkömmliche Fahrräder. Das hat der Fahrrad-Industrie-Verband jetzt bekannt gegeben. Insgesamt 2,1 Millionen Pedelecs wurden 2023 in Deutschland verkauft. Bei den klassischen Fahrrädern ohne Motor waren es 1,9 Millionen. Insgesamt ist der Absatz von Fahrrädern gegenüber dem Vorjahr allerdings gesunken. Dazu im Gespräch: SR 3-Fahrrad-Experte Stephan Deppen.
Woher kommt der Rückgang bei den Verkaufszahlen?
Stephan Deppen: Der Boom während der Corona-Jahre ist erst einmal vorbei. Der Verband, der über 100 Fahrrad-Hersteller und -Importeure vertritt, sieht das nicht als Krise an. Im Gegenteil: Der Markt beruhige sich, das Fahrrad bleibe beliebt und das Pedelec habe sich endgültig durchgesetzt, so die Einschätzung des Verbandes.
Und die Verbraucher scheinen auch bereit, für ein motorisiertes Fahrrad deutlich tiefer in die Tasche zu greifen. Zum Vergleich: Ein klassisches Fahrrad hat im vergangenen Jahr im Durchschnitt knapp 500 Euro gekostet, das Pedelec über 2900 Euro – und war damit 2023 noch teurer als im Jahr davor.
3000 Euro im Schnitt – das ist viel Geld. Und man kann ja auch leicht das Doppelte ausgeben. Da möchte ich dann aber auch einen guten Gegenwert haben. Worauf sollte man als Kunde deshalb beim Kauf auf jeden Fall achten?
Stephan Deppen: Vorab sollte man sich auch genau überlegen, wofür man sein Fahrrad nutzen will: Für die Stadt, zum Einkaufen, um damit in Urlaub zu fahren oder ins Gelände? Beim Fachhändler der Wahl sollte man dann ausprobieren, welches Fahrrad zu einem passt. Denn das ist das Allerwichtigste. Man sollte deshalb in aller Ruhe mehrere Fahrräder ausprobieren. Die Probefahrten sind im Prinzip ein absolutes Muss.
Worauf solle man beim Antrieb achten?
Stephan Deppen: Es gibt Motoren, die ins Vorder- oder Hinterrad integriert sind. Diese sind meist etwas leistungsschwächer als die Mittelmotoren. Und es gibt auch Nachrüstlösungen.
Die allermeisten Pedelecs haben einen Mittelmotor. In diesem Segment bestimmt eine Handvoll Anbieter den Markt. Die Modelle sind inzwischen alle ausgereift und leistungsstark. Wer häufig Berge erklimmen möchte, sollte auf ein hohes Drehmoment achten.
Größere Unterschiede gibt es bei der Bedienung und dem Display. Da kommt es auch ein bisschen auf die persönlichen Vorlieben an.
Was ist der Grund für die doch erheblichen Preisunterschiede?
Stephan Deppen: Das ist im Grunde wie bei herkömmlichen Fahrrädern auch: Qualität der Rahmen, der Anbauteile wie Felgen, Bremsen und Beleuchtung, ob es eine Federung gibt, ob Naben- oder Kettenschaltung, Ketten- oder Riemenantrieb... die Bandbreite ist riesig.
Denn auch beim Pedelec gilt: Nicht nur der Motor muss gut sein, sondern auch das Fahrrad an sich. Denn der beste Antrieb nutzt wenig, wenn der Rest minderwertig ist. Und das schlägt sich natürlich im Preis nieder.
Worauf sollten Anfänger achten?
Stephan Deppen: Mein Tipp ist: Wer sich erstmals ein Pedelec zulegt, sollte die Sache behutsam angehen und einen der zahlreich angebotenen Kurse besuchen, um sich mit den Fahreigenschaften vertraut zu machen. Denn wenn die Kraft unvermittelt einsetzt, ist die Beschleunigung enorm.
Ein Thema in den ""Bunten Funkminuten" am 14.03.2024 auf SR 3 Saarlandwelle