Fledermaus, Zwergfledermaus (Foto: Imago/Blickwinkel)

Fledermaus-Findlinge brauchen Hilfe

Julia Becker-Maleska   08.07.2023 | 12:00 Uhr

20 von 25 in Deutschland vorkommenden Fledermausarten gibt es im Saarland. Eine davon ist die Zwergfledermaus, die ihren Nachwuchs gerne in Nischen an Häusern bekommt. Es kann passieren, dass ein Jungtier aus dem Quartier fällt. Dann ist Hilfe vonnöten.

Markus Utesch hat schon viele kleine Fledermäuse aufgezogen. Er ist Experte für diese Tiere. "Ich bin Gutachter im Naturschutz und überall da, wo Neubauten, Straßenbauten oder neue Siedlungsbereiche errichtet werden, wird vorher geschaut, ob Fledermäuse dort wichtige Lebensräume haben."

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Hilfe für Fledermaus-Findlinge im Saarland
Audio [SR 3, Julia Becker-Maleska, 07.07.2023, Länge: 03:09 Min.]
Hilfe für Fledermaus-Findlinge im Saarland

Jetzt, in den Sommermonaten, kommen viele Fledermäuse zur Welt und die Mütter tun sich dafür zusammen. Bei den Häuser bewohnenden Arten wie der Zwergfledermaus könnten das dann schon 50 bis 100 Tiere sein, sagt Utesch. Der Grund: "Fledermäuse können ihre Jungen nur in großen Gruppe großziehen."

Die Jungtiere würden nackt geboren und ihnen fehle damit das Fell für die Thermoregulation. Um sich warm zu halten, würden sich die Tiere deshalb eng zusammenkuscheln.

Flugunfähige Findlinge

Normalerweise säugen die Mütter die Babys etwa sechs Wochen lang. Wenn das Wetter zu schlecht sei, es zu viel regne und es deshalb zu wenig Insekten gebe, könne es sein, dass die Mütter die Aufzucht abbrechen weil sie keine Milch mehr hätten, so der Experte.

"Dann verlassen die Mütter das Quartier. Die Jungen machen sich dann auf die Suche nach der Mutter und das sind die Fälle, in denen man kleine, noch flugunfähige Fledermäuse findet."

Auch Erstflieger brauchen Hilfe

Da Utesch beruflich viel unterwegs ist, nimmt er kaum selbst Fledermäuse auf. Doch an diesem Tag liegt auf seinem Gartentisch in einem kleinen Kasten auf weichem Küchenpapier eine kleine Zwergfledermaus. Das Tier wurde am Morgen von einer Frau gefunden "und da wir in der Nähe wohnen, hat sie das Tier zu uns gebracht."

Das Tier ist schätzungsweise sieben bis acht Wochen alt. Es ist ein so genannter Erstflieger. "Das sind junge Fledermäuse, deren Mütter schon abgeflogen sind und die dann selber ihre ersten Flüge machen." Es ist quasi ihr Start ins Fledermausleben. Doch dieser Start gehe manchmal einfach schief, sagt Utesch.

'Was tun, wenn man eine kleine Fledermaus findet?

Fledermausturm mit Jungtier (Foto: SR/Julia Becker)

Wenn einem ein solch kleines Wesen quasi in die Hände fällt, sollte man als erstes einen so genannten Fledermaus-Turm bauen. "Das ist nichts anderes als eine größere Salatschüssel. In die Schüssel stellt man eine Flasche mit warmem Wasser und über diese Flasche zieht man eine alte Socke."

Die Salatschüssel dient dazu, dass das Tier vor Ort bleibt. Die Flasche mit der Socke ist quasi die Start- und Landebahn. Am Abend setzt man das Tier auf die Socke. Wenn es entsprechende Töne von sich gibt und mit etwas Glück, findet die Mutter so ihren Nachwuchs wieder.

Wenn die junge Fledermaus am nächsten Morgen noch da ist, hat die Mutter ihren Sprössling nicht gefunden. Dann ist die Wildtierauffangstation in Eppelborn die richtige Adresse.

Fütterung einer jungen Zwergfledermaus (Foto: SR/Julia Becker)

Dort wird dann versucht, es mit Welpenmilch aufzupäppeln. Das gelingt leider nicht immer. "Die Tiere haben die beste Chance, wenn sie von ihren Müttern großgezogen werden, denn die Mütter haben die richtige Milchrezeptur", so der Fledermausexperte. Deshalb sollte man bei einem Fledermausfindling immer erst versuchen, Jungtier und Mutter wieder zusammenzubringen.

Weitere Infos

Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 07.07.2023 auf SR 3 Saarlandwelle


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