Digitaler Euro: Was ist das?

Was ist der „digitale Euro“?

Lisa Christl   07.10.2023 | 12:00 Uhr

Nicht mehr nur bar oder mit Karte an der Supermarktkasse zahlen, das könnte ab 2026 möglich sein. Die Europäische Zentralbank entscheidet nämlich im Oktober über den sogenannten „digitalen Euro“. Das sind die Nutzen und Bedenken dieser E-Währung.

Die EZB will den digitalen Euro einführen, weil sich mit der Digitalisierung auch das Zahlungsverhalten der Verbraucher verändert. Aktuell dominieren auf dem digitalen Markt vor allem private internationale Zahlungsanbieter wie Paypal oder Apple Pay. Davon möchte Europa unabhängiger werden und ein eigenes digitales Zahlverfahren einführen.

„Die EZB stellt heute mit dem Euro ein Zahlungsmittel zur Verfügung. Außerdem hat sie die Bankenaufsicht. Jetzt will sie zu einem Anbieter eines Zahlverfahrens werden und damit in den Markt einsteigen“, betont Christian Molitor, Geschäftsführer des Sparkassenverbandes Saar, skeptisch.

 „Ob das der richtige Weg ist? Darüber sollte man diskutieren.“ In einer Stellungnahme der Deutschen Kreditwirtschaft, einem Zusammenschluss verschiedener Banken- und Sparkassenverbände, werden diese Bedenken geteilt.

Die EZB will jedenfalls jede potenzielle Bedrohung des Finanzsystems durch den digitalen Euro minimieren. Deshalb soll der Betrag in digitalen Euro, den Nutzer auf ihren Konten halten können, begrenzt sein. So sollen auch in Krisenzeiten Abflüsse von Bankeinlagen verhindert werden.

Wie der digitale Euro funktionieren soll

Im Detail ist noch nicht geklärt, wie das Zahlverfahren aussehen würde. Den digitalen Euro kann man sich aber ähnlich wie Bargeld vorstellen. Er wäre ein allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel, das Verbraucher in Geschäften, online oder auch von Person zu Person kostenfrei nutzen könnten.

An der Supermarktkasse oder beim Bäcker könnte man dann etwa über die Wallet-App des Smartphones den Einkauf bezahlen. Das soll dann funktionieren, ohne eine Bank, einen Kreditkartenanbieter oder Zahlungsdienstleister zwischenschalten zu müssen.

„Ich brauche dazwischen jede Menge Infrastruktur, IT, Kontrollmöglichkeiten usw.“, merkt Molitor an. Daher sei es wichtig, die Expertise aller Beteiligten zu nutzen, um mit dem digitalen Euro einen Mehrwert zu schaffen und unbeabsichtigte negative Auswirkungen zu vermeiden.

Bargeld vs. E-Euro

Bargeld ist schon länger auf dem Rückzug, das beobachten auch Experten. In manchen Ländern, wie etwa im skandinavischen Raum, ist es auch schon fast völlig ausgetauscht. Nach einer repräsentativen Umfrage der Bundesbank wurden im Jahr 2021 in Deutschland aber noch 57,8 Prozent der Zahlungsvorgänge mit Bargeld abgewickelt.

„In Deutschland ist das Thema noch immer ein sehr emotionales“, sagt der Geschäftsführer des Sparkassenverbandes Saar. „In den Zahlungsgewohnheiten der Menschen ist es bei uns einfach noch zu fest verankert, als dass es zumindest kurz- oder mittelfristig verschwinden könnte.“  

Kein Ersatz, sondern eine Ergänzung

Bargeld soll mit der Einführung des digitalen Euro sogar einfacher verfügbar werden. Bereits heute haben einige Menschen wegen der Schließung von Bankfilialen und des Abbaus von Geldautomaten Schwierigkeiten, an Bargeld zu kommen. Deshalb sollen Einzelhändler künftig Scheine und Münzen ausgeben können, ohne dass Verbraucher etwas kaufen müssen.

Der digitale Euro soll das Bargeld also nicht ersetzen, sondern ergänzen. Menschen, die wenig mit Digitalisierung zu tun haben, können demnach Bargeld weiter nutzen, und auch andere Zahlungsmittel wie etwa die Kreditkarte sollen damit nicht abgelöst werden.

Krypto und Cyber-Attacken

Der digitale Euro soll keine Kryptowährung werden, denn er wäre Zentralbankgeld. Der E-Euro soll also, wie Münzen und Scheine auch, ein öffentliches Gut werden, das von der Europäischen Zentralbank ausgegeben würde – aber eben in digitaler Form. Damit will die EZB die stabilisierende Wirkung des Zentralbankgeldes im Zahlungsverkehr erhalten.

Wie andere digitale Infrastrukturen könnte aber auch der digitale Euro zum Ziel von Cyberangriffen werden. „Der Digitale Euro, so wie ihn die EZB plant, wird einen hohen Wert auf Datenschutz und Privatsphäre legen, aber Cybersicherheit ist natürlich ein wichtiges Thema in diesem Zusammenhang“, findet Christian Molitor.

Einführung frühestens in drei bis fünf Jahren

Derzeit werden unterschiedliche Ansätze und Technologien zur Entwicklung des digitalen Euro getestet. Eine Entscheidung über die passende Technologie ist bisher aber noch nicht gefallen.

Im Herbst 2023 will die EZB eine Entscheidung über den digitalen Euro treffen. Ab 2026 könnte es ihn dann im Euroraum geben, Experten gehen allerdings frühestens von einer Einführung im Jahr 2028 aus.

Über dieses Thema ist auch in der SR 3-Sendung "Region am Mittag" am 07.10.2023 berichtet worden.


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