Rund 150 Beschäftigte aus saarländischem Einzelhandel demonstrierten
In Saarbrücken haben Beschäftigte aus dem Einzelhandel am Samstag für höhere Löhne demonstriert. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi beteiligten sich etwa 150 Menschen an dem Protestzug. In der kommenden Woche wollen Arbeitgeber und Gewerkschaften nach wochenlanger Pause wieder verhandeln.
Die Tarifauseinandersetzung im Einzelhandel macht auch vor dem Weihnachtsgeschäft nicht Halt. Die Beschäftigten seien mutig und entschlossen, weiter zu streiken, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Alex Sauer während der Demonstration, die am Samstag in Saarbrücken stattfand. Nach Schätzung von Verdi zogen etwa 150 Demonstrierende durch die Stadt.
Die Gewerkschaft hatte in ganz Deutschland kurz vor Weihnachten Aktionen angekündigt. Schon seit sieben Monaten wird im Saarland ergebnislos verhandelt. In den anderen Bundesländern sieht es ähnlich aus.
Kusenberg: Arbeitnehmer sind sauer
„Ich bin seit 45 Jahren im Einzelhandel unterwegs und habe es noch nie erlebt, dass so kurz vor Weihnachten gestreikt wird“, sagte Petra Kusenberg, Gewerkschaftssekretärin für den Handel im Bezirk Mittelrhein. „Wäre der 24.12. kein Sonntag, so würden die Kolleginnen und Kollegen auch den Heiligabend bestreiken. Sie sind so sauer über das Verhalten der Arbeitgeber.“
Betroffen von den Streiks im Saarland waren nach den Worten von Verdi-Gewerkschaftssekretär Sauer das Möbelhaus Ikea in Saarlouis-Lisdorf und die Saarbrücker Filiale der Billigmode-Kette Primark.
Streiks waren auch bei den Kaufland-Filialen in Dillingen, Lebach, Neunkirchen, Schmelz und Homburg sowie im rheinland-pfälzischen Hermeskeil geplant. Bei vorangegangenen Streiks waren die unmittelbaren Auswirkungen für die Kunden allerdings eher gering ausgefallen.
Streiks auch in Rheinland-Pfalz
Auch für Rheinland-Pfalz waren Streiks vorgesehen - unter anderem in Kaiserslautern und Pirmasens, aber auch in Mainz, Koblenz, Grünstadt und Ludwigshafen. Bestreikt wurden dort nach Verdi-Angaben diverse Filialen von Kaufland, H&M, Ikea, Smith Toys und Primark.
Forderungen weit auseinander
Hintergrund der Auseinandersetzung ist, dass die Forderungen von Verdi und das Angebot des Handelsverbands Deutschland (HDE) nach wie vor weit auseinander liegen. Die Arbeitgeber haben bislang ein Plus von sechs und vier Prozent in zwei Stufen vorgeschlagen. Verdi fordert dagegen eine Erhöhung der Löhne um bis zu zwölf Prozent – 2,50 Euro je Arbeitsstunde.
Azubis sollen pro Ausbildungsjahr 250 Euro mehr bekommen. Die Tarifverträge sollen über zwölf Monate laufen. Außerdem strebt die Gewerkschaft eine gemeinsame Initiative an, um die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge zu erreichen.
Streiks werden ohne Einigung weitergehen
Auch über einen einmaligen Inflationsausgleich sind sich die Tarifparteien nicht einig geworden. Der HDE hatte im November die regionalen Verhandlungen aufgekündigt und gefordert, auf Bundesebene zu verhandeln. Mittlerweile wurde diese Forderung wieder zurückgezogen.
In Hamburg ist für kommenden Donnerstag eine Tarifrunde angesetzt. Kommt es zu einem Abschluss, könnte der richtungsweisend für die anderen Bundesländer sein.
Gibt es weiterhin keine Einigung, werden die Streiks nach Einschätzung von Verdi weitergehen.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 23.12.2023 berichtet.