Ein Altenpfleger schiebt einen Bewohner im Rollstuhl aus dem Zimmer. (Foto: IMAGO / photothek / Ute Grabowsky)

Von der Grube in die Krankenpflege

Reporterin: Sarah Sassou/Onlinefassung: Dagmar Scherer   20.10.2023 | 12:30 Uhr

Mitarbeiter im Gesundheitsbereich werden händeringend gesucht und es gibt Überlegungen, ob das nicht auch ein Betätigungsfeld für diejenigen sein könnte, deren Stellen gerade zum Beispiel in der Automobilindustrie abgebaut werden? Die Idee ist nicht neu, wie die Geschichte zweier ehemaliger saarländischer Bergleute zeigt.

Als sich in den 90er Jahren abzeichnete, das der Bergbau im Saarland endlich ist, kam natürlich damals die Frage auf: Was sollen die Bergleute dann arbeiten? Eines von vielen Projekten war die Umschulung zum Kranken- oder Altenpfleger. Doch wie erfolgreich war das damalige Projekt?

Von der Grube in die Krankenpflege

Roberto sitzt in weißer Arbeitskleidung in seinem Esszimmer. Im Stock unter ihm ist sein Arbeitsplatz. In Perl betreibt er zusammen mit seiner Frau einen ambulanten Pflegedienst und eine Podologie-Praxis. Der 59-Jährige ist in Italien geboren und kam als kleiner Junge ins Saarland. Hier hatte sein Vater Arbeit gefunden. Nach dem Hauptschulabschluss ging es für Roberto dann in den Bergbau. Er sei dann Bergmechaniker geworden und habe dann am Schluss die Lokomotive in Ensdorf gefahren.

Für Roberto - die Chance zu seinem Traumjob

Als dann immer mehr Gruben geschlossen wurden, drückte man den Bergleuten Broschüren in die Hand: eine Auswahl an Umschulungsangeboten. Roberto De Fazio kam das gerade recht. Denn sein Traumjob war auch dabei: die Krankenpflege. Das war das, was er eigentlich immer machen wollte. Und sein Fazit heute? "Ich würde es jederzeit wieder machen."

1995 begann Roberto seine Ausbildung im Krankenhaus in Sulzbach. Insgesamt 50 Kumpel waren es in diesem Jahrgang, die in Sulzbach und am Winterbergklinikum in Saarbrücken mit der Ausbildung in den Beruf starteten. Allesamt gestandene Männer, hart im Nehmen - und auch nicht immer eine leichte Klientel für die Lehrkräfte.

Auch für Martin ist es "sein Ding"

Aber der Arbeits- und Lernwille sei groß gewesen, sagt Robertos Kollege Martin. Er hatte sich damals wie Roberto für die Umschulung zum Pfleger entschieden und auch er ist heute noch dabei. Martin ist inzwischen der dienstälteste Mitarbeiter einer Sozialstation in Saarbrücken. In den ambulanten Dienst ist er gleich nach der Ausbildung gerutscht und bis heute dort geblieben. Der ambulante Dienst, "das ist mein Ding", sagt er. Aber auch, wenn er seinen Job liebt - es gäbe einiges zu verbessern. Auch Martin bekommt die Personalnot zu spüren und die Doppelschichten und die Dienste am Wochenende belasten auch ihn.

Eine Option - auch für Industriearbeiter heute?

Damit mehr Menschen den Weg in die Pflege finden, muss das Image des Berufs aber besser werden - darin sind sich Martin und Roberto einig. Doch sie sind sich auch darin einig: Wenn es jetzt darum geht, dass im saarländischen Strukturwandel neue Berufsfelder für Industriemitarbeitende gebraucht werden, dann sollten sie die Pflege als Option betrachten.

Ein Thema in der "Region am Mittag" am 20.10.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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