Landtag des Saarlandes (Foto: SR/Sebastian Knöbber)

Yeboah-U-Ausschuss gestartet

Thomas Gerber   04.10.2023 | 13:31 Uhr

Am Mittwoch hat der Untersuchungsausschuss zum Mord an dem ghanaischen Asylbewerber Samuel Yeboah offiziell seine Arbeit aufgenommen. Der Landtag hatte ihn einstimmig eingesetzt und damit nicht zuletzt auf die Ergebnisse des Koblenzer Mordprozesses reagiert.

Am Mittwochvormittag hat sich der U-Ausschuss in nicht öffentlicher Sitzung getroffen – im Mittelpunkt standen Formalia. So wurde unter anderem beschlossen, dass der Ausschuss die offizielle Bezeichnung „Rassistische Anschlagsserie“ hat. Kira Braun, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, sagte, im Ausschuss werde nämlich nicht nur der tödliche Anschlag auf die Asylbewerberunterkunft untersucht, bei dem der ghanaische Flüchtling Samuel Yeboah 1991 ums Leben kam.

Video [aktueller bericht, 04.10.2023, Länge: 2:31 Min.]
Yeboah-Untersuchungsausschuss am Mittwoch gestartet

Kein Einzelfall

Während es im Prozess in Koblenz um eine konkrete Tat geht, nämlich um die strafrechtliche Verantwortung für den verheerenden Anschlag auf die Fraulauterer Asylbewerberunterkunft, wird der Bogen im U-Ausschuss also weiter gespannt.

Yeboah-U-Ausschuss gestartet
Video [SR.de, (c) SR, 04.10.2023, Länge: 01:00 Min.]
Yeboah-U-Ausschuss gestartet

Denn Fraulautern war kein Einzelfall. In den 1990er Jahren gab es eine Serie von Anschlägen im Raum Saarlouis, denen eines gemeinsam ist: Sie wurden alle nicht aufgeklärt. Zwar sprach der damalige SPD-Staatssekretär Richard Dewes im Innenausschuss von Saarlouis als Zentrum rechtsextremer Gewalt, aber Polizei und Politik schauten weg.

Nur halbherzige Ermittlungen

Warum das so war, warum meist nur halbherzig bis gar nicht in der rechten Szene ermittelt wurde, dem will der U-Ausschuss nachgehen. Es geht um Fehler in der Polizeiarbeit, um die Rolle des Verfassungsschutzes und die der Politik – in Saarlouis und Saarbrücken.

In der kommenden Woche ist eine Sondersitzung des Ausschusses geplant. Dabei werde ein Beweisbeschluss gefasst, um die Unterlagen aus dem Koblenzer Mordprozess beantragen zu können. Für November und Dezember seien dann nur zwei Sitzungen vorgesehen, da zunächst die Akten studiert werden müssten.

Sogenannte "Betroffene", also Personen, deren Tun oder eben Nicht-Tun von damals untersucht werden soll, wurden bisher noch nicht benannt. Das Who-is-Who der damaligen Regierung unter Oskar Lafontaine kommt dafür infrage.

Über dieses Thema hat auch die SR 3-Rundschau am 04.10.2023 berichtet.


Mehr zum Fall Yeboah

Ein Kommentar zum Yeboah-Prozess
"Der Yeboah-Prozess war ein Erfolg für die Opfer"
Der Koblenzer Prozess zu dem Mord an dem ghanaischen Flüchtling Samuel Yeboah geht auf die Zielgerade. Der angeklagte Saarlouiser Neonazi Peter S. muss mit einer mehrjährigen Jugendstrafe rechnen. Egal, wie das Urteil des Staatsschutzsenats lautet, der Prozess hat sich gelohnt, war ein Erfolg insbesondere für die Opfer, kommentiert Thomas Gerber.

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Im Yeboah-Prozess vor dem Koblenzer Landgericht hat die Verteidigung eine Haftstrafe von 4,5 Jahren für ihren Mandanten beantragt. Zur Begründung hieß es, der Angeklagte Peter S. sei bei dem Anschlag eher ein Mitläufer gewesen. Die Staatsanwaltschaft hatte 9,5 Jahre Haft gefordert.

Die Podcast-Serie zum Mordprozess
Der Fall Yeboah – Rassismus vor Gericht
1991 stirbt Samuel Yeboah durch einen Brandanschlag auf die Asylunterkunft in Saarlouis. Erst über 30 Jahre später wird der Mord als rassistisch motivierte Tat verfolgt und steht möglicherweise vor der Aufklärung. Warum erst jetzt? Dieser Frage gehen die SR-Journalistin Lisa Krauser und ihre beiden Kollegen Thomas Gerber und Jochen Marmit in einem mehrteiligen Podcast nach.

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