Wie groß ist die Transformationsbereitschaft bei den Beschäftigten?
Transformation ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Das betrifft die Stahlindustrie genau so wie die Automobil- und Zuliefererindustrie. Und damit auch die Jobs in diesen Bereichen. Die HTW hat untersucht, wie die Beschäftigten zur Transformation stehen. Es gebe Bereitschaft und Sorge gleichermaßen - so das Ergebnis.
Wer seit Jahren beispielsweise am Band bei ZF gestanden und Getriebe gebaut hat, wird sich umstellen müssen. Doch sind die Menschen überhaupt bereit, den Transformationsprozess mitzugehen?
Bereitschaft und Sorge gleichermaßen
"Die große Mehrheit der Beschäftigten aus der Automobil- und Zulieferindustrie schaut mit Sorge auf den Transformationsprozess", sagt Alexander Dorscheid von der HTW Saar. Er hat zusammen mit Wolfgang Appel zu dem Thema geforscht.
Es gebe bei einem Teil der Beschäftigten aber auch eine große Bereitschaft, den Transformationsprozess anzugehen und aktiv mit zu gestalten. Es müssten dazu aber auch entsprechende Angebote gemacht werden, so Dorscheid.
Wie sieht es mit dem Vertrauen aus?
Ein weiteres Ergebnis der HTW-Studie: "Das Vertrauen vieler Beschäftigten in das Top-Management ist sehr ausgeprägt", so Wolfgang Appel. Es werde dort viel Wirtschaftskompetenz und Sachverstand gesehen. Kritischer sei die Wahrnehmung bei der operativen Führungsebene, also bei denjenigen, die noch das tägliche Geschäft bewerkstelligen und zugleich den Umbau vorantreiben müssen.
Und auch die Betriebsräte werden beim Thema Transformation von vielen Beschäftigten kritisch gesehen. Möglicherweise setze man bei den Betriebsräten zu sehr auf die Warnung vor den Transformationsfolgen und vernachlässige etwas die informativen Seiten zu den Veränderungen und die möglichen Chancen, sagt Appel.
Drei Gruppen, drei Positionen
Grundsätzlich könne man sagen, dass gestandene Beschäftigte, die gut ausgebildet seien, für sich gute Chancen durch die Transformation sehen. Das seien etwa zehn Prozent der Beschäftigten, die für die Studie befragt worden seien, so Appel. Rund die Hälfte der Beschäftigten sei eher verhalten.
"Sie wollen überzeugt werden. Sie sehen, dass Veränderung notwendig ist, aber sie brauchen Angebote." Die dritte Gruppe - oft Ältere oder Mitarbeiter mit geringerer Qualifikation - "sehen sehr skeptisch und kritisch auf den Prozess." Das seien etwa 40 Prozent der Beschäftigten "und das wird die schwierige Gruppe", sagt Appel.
Noch vieles offen beim Thema Qualifizierung
Nun gehe es darum, den Beschäftigten sowohl eine Aufbruchstimmung zu vermitteln, als auch entsprechende Angebote zu machen. Wobei auch klar sein müsse, dass es noch einige Jahre dauern werde, bis klar sei, welche Qualifikationsmaßnahmen für die Zukunft wirklich hilfreich seien, so Appel. "Es ist viel im Fluss und noch gibt es keine Sicherheit bei diesem Thema."
Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 15.12.2023 auf SR 3 Saarlandwelle