Wie das Saarland mehr Lehrer gewinnen will
Der Bedarf an Lehrern ist im Saarland in den vergangenen Jahren gestiegen, bei den Studienbewerbern geht der Trend aber nach unten. Die Landesregierung will darum auch Spätentschlossenen den Zugang zum Beruf ermöglichen. Außerdem sollen Abschlüsse aus dem Ausland leichter anerkannt werden.
Noch könne man alle Planstellen für Lehrerinnen und Lehrer im Saarland besetzen, sagt die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD). Die Betonung liege allerdings auf dem "Noch".
Denn vor allem im Bereich Sonderpädagogik und in den Berufsschulen, aber auch in den naturwissenschaftlich-mathematischen sowie den musischen Fächern und in Französisch sei die Lage zunehmend angespannt. Deshalb wolle man die Möglichkeiten für den Quereinstieg in den Lehrberuf in allen Phasen erleichtern – im Studium und danach, so Streichert-Clivot.
Neuer Master geplant
Geplant ist zum einen die Einführung eines sogenannten Q-Masters für Fächer mit dem entsprechenden Bedarf: Bachelorabsolventinnen und -absolventen aus einem nicht lehramtsbezogenen Studiengang können dabei in einen lehramtsbezogenen Masterstudiengang wechseln. Anschließend folgt ein anderthalbjähriges Referendariat.
Ins Referendariat sollen künftig auch Masterabsolventinnen und Masterabsolventen aus Nicht-Lehramtsstudiengängen an Fachhochschulen einsteigen können. Bislang war dafür ein Abschluss von einer Universität nötig. Außerdem soll es mehr Flexibilität beim Wechsel zwischen Lehramtstypen geben.
Als dritte Maßnahme sollen künftig Lehrerqualifikationen, die in einem nicht EU-Land erworben wurden, leichter anerkannt werden. Bislang sei dies nicht so einfach, so Streichert-Clivot. Es gebe zugewanderte Menschen, die zuvor bereits an Schulen gearbeitet haben.
GEW begrüßt Pläne
Die entsprechenden Änderungen im saarländischen Lehrerbildungsgesetz und im Zulassungsgesetz seien im saarländischen Ministerrat beschlossen worden, sagte Streichert-Clivot. Nach einer Expertenanhörung sollen die neuen Regelungen noch vor der Sommerpause in den Landtag eingebracht werden.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßte die Pläne. Es sei wichtig, dass in der Fachkräftegewinnung für Schulen neue Wege gegangen würden, um dem Personalmangel entgegenzuwirken. Allerdings dürfe es nicht zu einer Konkurrenz zwischen Quereinsteigern und grundständig ausgebildeten Lehrkräften kommen. Stattdessen sollten nach Vorstellungen der GEW mehr Planstellen für Lehrer geschaffen werden.
Kritik vom Philologenverband
Der Philologenverband im Saarland kritisiert dagegen das Vorhaben der Landesregierung. Der Vorsitzende des Verbands, Marcus Hahn, sagte im SR, der Seiteneinstieg sei zwar eine Chance zur Nachwuchsgewinnung. Es dürfe aber keine Abstriche an der Qualität der Lehrerausbildung geben.
Außerdem dürften Seiten- und Quereinsteiger nicht als Notnagel zur Deckung von Personallücken "verheizt" werden. Die Erfahrungen aus dem Saarland und anderen Bundesländern zeige, dass die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber bisher sehr gering sei. Grund seien die Arbeitsbedingungen und auch die Besoldungssituation.
Aus Sicht des Verbandschefs müsse vielmehr die grundständige Lehrerbildung gestärkt werden, um nachhaltig mehr Personal für den Bildungsbereich zu gewinnen.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 15.04.2024 berichtet.
Mehr zu Lehrern an saarländischen Schulen
Ein Thema in der Sendung "Region am Nachmittag" am 18.03.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.