Zehn Jahre Frankreichstrategie: Was sagt die Wirtschaft?

Frankreichstrategie: Was sagt die Wirtschaft?

Reporterin: Lisa Christl/Onlinefassung: Dagmar Scherer   18.01.2024 | 12:45 Uhr

In einer Reihe von Branchen wird das Ziel der deutsch-französischen Zweisprachigkeit sehr begrüßt, jedoch sind nicht alle damit glücklich.

Im Großraumbüro bei Satherm in Saarwellingen haben alle einen freien Blick auf den Kühlschrank in der Betriebsküche. Das ist wichtig, denn dort hängt ein Hinweisschild, das angibt, in welcher Sprache in dieser Woche in der Firma kommuniziert wird.

Evelyn Andres von Satherm (Foto: SR/Lisa Christl)

Und das hat seinen guten Grund: In der Firma gebe es zur Hälfte deutsche und französische Mitarbeit, sagt Evelyn Andres, Assistentin der Geschäftsleitung.

Alle Mitarbeiter bei Satherm sind bilingual und das ist Einstellungskriterium. Allerdings sind Fachkräfte, die Deutsch und Französisch beherrschen, nicht einfach zu finden. Besonders in Deutschland sei das problematisch. Viele junge Leute hier seien immer noch eher auf das Englisch ausgerichtet, obwohl der französische Arbeitsmarkt ja direkt um die Ecke liege, sagt Andres. Für Unternehmen wie Satherm, dessen Kerngeschäft in Frankreich ist, ist deshalb die Frankreichstrategie eine willkommene Initiative.

Es gibt auch kritische Stimmen

Doch nicht alle im Saarland angesiedelten Unternehmen und Branchen sehen die Priorisierung von Französisch für sich als Vorteil. So zum Beispiel das Software-Unternehmer Prof. August-Wilhelm Scheer. In der Softwarebranche sei Englisch die entscheidende Sprache, so das Unternehmen. Das Französische habe im Grunde keine Bedeutung. Die Frankreichstrategie sei deshalb eher ein Hemmschuh, weil Englisch verdrängt werde.

Bestimmte Branchen profitieren

Durch die Nähe des Saarlandes zu Frankreich spielt die französische Sprache aber in bestimmten Bereichen wie dem Tourismus, der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und dem Handel durchaus eine wichtige Rolle.

Das wird auch jenseits der Grenze wahrgenommen, wie Fredric Berner von der französischen Außenhandelskammer erklärt. Der deutsche Markt sei ein wichtiger, aber auch schwieriger Markt, sagt er. Das Saarland bilde da eine gute Brücke. Einzig und allein auf die Frankreichstrategie führt Berner das nicht zurück, in den letzten zehn Jahren hätten sich die Rahmenbedingungen verbessert, sagt er. Das findet auch Evelyn Andres von Satherm: "Je einfacher das grenzüberschreitende Arbeiten wird, um so besser auch für uns."

Die Arbeit für frankophile Unternehmen scheint die Frankreich-Strategie also zu vereinfachen. Von einer zweisprachigen Wirtschaft scheint das Saarland aber noch viele Jahre entfernt.


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