Grund- und Förderschulen: Saar-Schulleitungen am Limit
Schulleiterinnen und Schulleiter von Grund- und Förderschulen im Saarland klagen über eine immer höhere Arbeitsbelastung. Sie fühlen sich vom Ministerium im Stich gelassen und wendeten sich bei einer Diskussionsveranstaltung in Saarbrücken direkt an Ministerin Streichert-Clivot. Sie zeigte Verständnis, verwies aber auf die sehr begrenzten finanziellen Möglichkeiten des Landes.
Die knapp 200 Schulleiterinnen und Schulleiter der Grund- und Förderschulen im Saarland schlagen Alarm. Personalmangel und immer mehr neue Aufgaben sorgten für eine unzumutbare Arbeitsbelastung.
Ihre Sorgen und Forderungen waren deshalb Thema bei einer Podiumsdiskussion mit Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) am 14. Juni in der Handwerkskammer des Saarlandes. Sie zeigte Verständnis für die Nöte der Schulleiterinnen und Schulleiter, konkrete Maßnahmen kündigte sie aber nicht an.
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Zu wenig Zeit für Leitungsaufgaben
Wer im Saarland eine Grund- oder Förderschule leitet, der hat einiges zu tun. Zwei Drittel des Jobs nimmt der Unterricht in Anspruch, für ein Drittel bleibt dann alles rund um die Schulleitung selbst: Elterngespräche, Personalführung, Verwaltung, Termine wahrnehmen und vieles mehr. Eine Situation
Immer neue Aufgaben
Diese Aufgaben seien im Laufe der Jahre immer zahlreicher geworden, beklagen viele Schulleiterinnen und Schulleiter im Saarland. Die Arbeit sei fast nicht mehr zu stemmen, sagt auch Judith Lacher. Sie leitet eine Grundschule in Homburg und ist im Vorstand des saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (SLLV).
Gesundheitliche Belastung
Mittlerweile sorge man sich um die Gesundheit des Leitungspersonal, sagt die Leiterin des SLLV Lisa Brausch. Man stelle fest, dass es immer weniger Bewerber gebe, die diesen Job machen wollten. Denn den Kolleginnen und Kolleginnen sei klar, wie es den Schulleitern geht.
Judith Lacher selbst merke wie viele andere Schulleiter die gestiegene Arbeitsbelastung. Der Schulalltag habe sich verändert, sagt sie: Digitalisierung, Schüler mit Migrationshintergrund, eine immer aufwendigere Dokumentation, höhere Erwartungen der Eltern - all das sei neu und sehr zeitraubend.
Nicht nur der Unterricht leidet
Und nicht zuletzt litten auch die Schüler unter den Gegebenheiten, gibt Judith Lacher zu Bedenken. Die zahlreichen Aufgaben wollen erledigt werden, da kann es beim Unterricht auch immer mal Nachfragen oder Störungen geben, wenn die Schulleitung gefragt ist.
Einige haben auch kein voll besetztes Sekretariat oder gar einen Hausmeister - auch diese Aufgaben übernimmt dann meist die Schulleitung.
Viele denken ans Aufhören
Viele der Kolleginnen und Kollegen an den Grund- und Förderschulen wüssten kaum noch, wo ihnen der Kopf stünde, weiß Judith Lacher zu berichten. Der Druck sei immer größer geworden, fast nicht mehr auszuhalten. Viele würden daran denken, afuzuhören oder täten dies bereits, sagt Brausch.
Es habe sich ein wirklicher Leidensdruck entwickelt und gehe nicht bloß darum, über ein paar Überstunden zu jammern, so Lacher.
Entlastungen gefordert
Man könne sich das wie einen Managerposten eines mittelständischen Unternehmens vorstellen, so Lacher. Diese veralteten Strukturen sollten dringend aufgebrochen und verändert werden.
Der SLLV fordert deshalb unter anderem: Mindestens die Hälfte der Unterrichtsstunden als Leitungszeit. Auch sollte die Besoldungsstruktur an andere Schulen angeglichen und Bürokratie abgebaut werden, so Brausch. Außerdem brauche es Schulsekretärinnen für den ganzen Vormittag.
Bildungsministerin zeigt Verständnis
Die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot hörte sich die Zustandsbeschreibungen und die Forderungen an - und zeigte sich dann mit den Grundschulleiterinnen völlig einig: "Ja, ich sage Ihnen offen, erklärbar ist es nicht, warum man Kinder, die gleiche Bedürfnisse haben, unabhängig von ihrem Alter mit unterschiedlichen Faktoren und Zahlen belegt."
Keine konkreten Maßnahmen angekündigt
Die Pandemie habe das Problem überdeutlich werden lassen, auch widme sich der Saarländische Rechnungshof dem Thema - was das genau für Folgen haben könnte, sagte sie nicht.
Bei der Frage, warum man den Schulleitungen in den saarländischen Grund- und Förderschulen nicht mehr Leitungszeit geben und sie besser bezahlen kann, berief sich Streichert-Clivot auf die Haushaltslage: "Sie wissen, dass das Saarland Haushaltnotlageland ist." Trotzdem habe man auch in diesem laufenden Haushalt Lehrstellen geschaffen und keine keine abgebaut, "was ja auch mal eine Politik in diesem Land gewesen ist.", so die Bildungsministerin. Konkrete Maßnahmen wurden also nicht angebkündigt.
Abwanderung nach Rheinland-Pfalz?
Vielleicht, so meint eine Konrektorin nach der Diskussion, führt letztlich erst die Tatsache, dass Grundschulleiter in Rheinland-Pfalz bessere Konditionen vorfinden – dazu, dass sich auch im Saarland etwas ändert.
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Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 14.06. und 15.06.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.