Wohnungsnot bestimmt den Wahlkampf
Am 8. Oktober wählt Luxemburg ein neues Parlament. Eines der bestimmenden Themen im Wahlkampf ist die Wohnungsnot. Denn im reichen Luxemburg steigt das Armutsrisiko. Das zeigt sich vor allem an den fehlenden Wohnungen.
Die Wohnungsnot macht dem eigentlich reichen Luxemburg zu schaffen. Daher bestimmt das Thema den dortigen Wahlkampf.
Luxemburg ist das reichste Land der Europäischen Union. Es ist aber gleichzeitig auch das Land mit den meisten Erwerbstätigen, die von ihrer Arbeit nicht leben können, sagen EU-Statistiken.
Wenige können sich Wohnraum leisten
Doch auch wer nicht arm ist, kann sich in Luxemburg kaum adäquaten Wohnraum leisten. Luc Caregari, 43 Jahre alt und Journalist beim Investigativ-Online-Magazin „Reporter“, pendelt jeden Tag aus Trier nach Luxemburg Stadt.
"Ich bin zwar Luxemburger, meine Frau ist aber deutsch und weil es etwas billiger ist, in Trier zu wohnen, wir sind zu fünft, haben wir uns entschieden ins Exil zu gehen, in die älteste Stadt Deutschlands", sagt Caregari.
Banken geben keine Kredite heraus
Wer keine hohe Summe oder ein Haus geerbt habe, habe es sehr schwierig. Denn die Banken würden fast keine Kredite mehr herausgeben, außer man habe extrem hohe Garantien dafür, so der Journalist. "Der Wohnungsmarkt ist am Kollabieren, die ersten Baufirmen gehen bankrott."
Die Parteien haben das Problem erkannt. Die liberale Demokratische Partei von Premierminister Xavier Bettel kündigt - sollte sie wiedergewählt werden - eine „historische Wohnungsbauoffensive“ an. Ein großes Wahlversprechen, doch das Problem ist: Viele von denen, die in Luxemburg von der Wohnungskrise betroffen sind, sind Ausländer und dürfen bei den Parlamentswahlen nicht wählen.
Soziale Organisationen sind ausgelastet
Alexandra Oxacelay von der Organisation "Stemm vun der Strooss", also "Stimme von der Straße", kennt das Problem. Die Organisation, die eine kleine Küche nahe des Luxemburger Hauptbahnhofs betreibt, gibt dort Essen an Menschen von der Straße aus. Bedürftige können duschen und Kleider waschen. Zusätzlich vermietet die Organisation aber auch 25 Wohnungen.
Bei Rezeptionistin Christiane rufen Menschen an, die in Not sind. Sie versteht, warum das Thema den laufenden Parlaments-Wahlkampfes prägt. "Die Leute von hier bekommen wir nicht unter, weil alleine ein Zimmer sehr teuer ist und ein Appartement ist schon gar nicht zu bezahlen."
Schere geht immer weiter auseinander
Mehrmals pro Woche muss Christiane den Anrufern sagen, dass "Stemm vun der Strooss" keine Zimmer hat und dass die 25 Wohnungen vergeben sind. Alexandra Oxacelay leitet diese karitative Organisation seit 25 Jahren. Seit Corona habe sich viel verändert.
In Luxemburg werde die Schere zwischen Arm und Reich immer größer und es gebe keine richtige Mittelschicht, sagt die Leiterin der Organisation. Die Hoffnung von Alexandra Oxacelay ist, "wenn wieder gebaut wird, dass dann auch an die Leute gedacht wird, an die viele Leute nicht denken."
Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 20.09.2023 auf SR 3 Saarlandwelle