Gesetz soll Entlastung bei Medikamentenmangel bringen
Apotheken im Saarland kämpfen seit Monaten mit Medikamenten-Engpässen. Immer wieder muss auf alternative Hersteller zurückgegriffen werden. Das Problem: Wer mehr zahlt, bekommt auch mehr Medikamente. Ein geplantes Gesetz soll daher Pharmakonzerne und deren Produktion nach Deutschland locken.
Der Mangel an bestimmten Medikamenten ist bereits seit Monaten ein Problem in vielen saarländischen Apotheken. Die Bandbreite sei recht groß, so Apothekerin Susanne Koch.
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Es mangele unter anderem an Blutdruck-Medikamenten und Cholesterinsenkern. Auch frei verkäufliche Medikamente, wie beispielsweise Hustensäfte oder Herz-Präparate, sind immer wieder vergriffen.
"Lieferengpässe gab es schon immer"
Die Medikamenten-Engpässe seien jedoch nicht neu, betont Koch. "Lieferengpässe gab es schon immer, wobei wir die immer gut händeln konnten." Es habe bisher immer die Möglichkeit gegeben, mit dem behandelnden Arzt zu sprechen oder auf einen alternativen Hersteller auszuweichen.
Doch der Medikamentenmarkt ist umkämpft. Und nicht selten gilt das Prinzip: Wer mehr zahlt - der bekommt den Zuschlag. So geschehen bei einem Präparat das zum Abnehmen, aber auch für Diabetes-Patienten genutzt werde. Laut Koch wurde es in Amerika beworben und da dort mehr bezahlt werde, ist es in Deutschland teilweise zu Engpässen gekommen.
Probleme selbst gemacht
Doch das Problem mit den Preisen ist in Deutschland auch zum Teil selbst verursacht. SPD-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte am Mittwoch eingeräumt, dass man es hierzulande bei der Arzneimittelversorgung "mit der Ökonomisierung übertrieben" habe.
Deshalb will der SPD-Politiker mit einem Gesetz gegensteuern, das es für Produzenten attraktiver machen soll, nach Deutschland zu liefern. Dazu sollen die Pharmakonzerne mehr Geld bekommen. Denn bislang müssen sich Krankenkassen beim Einkauf von sogenannten Generika, also patentfreien Arzneien, nach Kriterien richten, welche die Kosten möglichst begrenzen sollen.
Kritik an mehr Geld für Pharmaindustrie
Die geplanten Änderungen werden jedoch bereits kritisiert. Beim Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen GKV glaubt man nicht, dass mehr Geld für die Pharmaindustrie automatisch zur Behebung des Medikamentenmangels führt.
Auch Apothekerin Susanne Koch sieht das geplante Gesetz kritisch. Sie würde sich vielmehr wünschen, dass man sich weniger abhängig von dem ausländischen Markt mache, "sodass wir wirklich wieder Produktionsstandorte zurück nach Europa, beziehungsweise auch gerne nach Deutschland nehmen.“
Pharmahersteller nach Deutschland locken
Und so sieht auch das Gesetz von Bundesgesundheitsminister Lauterbach vor, mit neuen Pharmaherstellern, die ihre Medizin künftig verstärkt in der EU produzieren sollen, der Medikamenten-Knappheit entgegenzuwirken.
Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 06.04.2023 auf SR 3 Saarlandwelle