Personalmangel in Kitas: „Was man verspricht, das soll man halten!“
Der Personalmangel in saarländischen Kitas ist gravierend. Ständig werden die Öffnungszeiten gekürzt, Eltern müssen improvisieren. Dazu ein Kommentar vom Leiter des SR-Rechercheteams, Volker Roth.
„Was man verspricht, das soll man halten!“ - das bringen wir als Eltern unseren Kindern bei. In der Politik gilt das leider nicht.
Unsere Recherche in saarländischen Kindergärten hat ergeben, dass der Personalmangel viel gravierender ist als vom zuständigen Bildungsministerium offiziell eingeräumt. Das mag erklären, warum es auf unsere Anfragen seit Wochen nur sehr zögerlich Antworten gab.
Keine Auswertung der Daten
Verkürzte Öffnungszeiten oder gar Schließungen der Kitas müssen zwar ans Ministerium gemeldet werden, aber dort werden sie offenbar am liebsten schnell abgeheftet. Aus dem Ministerium hieß es zu: Eine statistische Auswertung der Daten finde aus Kapazitätsgründen nicht statt.
Das kann ja nur ein schlechter Witz sein, denn wie will man einen Mangel erkennen, wenn die Daten nicht ausgewertet werden?
Das Kita-Versprechen und die Wirklichkeit
Dabei hatte die Politik in Bund und Land großspurig eine Bildungsoffensive versprochen. Damit mehr Frauen arbeiten können, wurde der Anspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab einem Jahr gesetzlich festgeschrieben.
Schon damals war klar, dass es an Fachpersonal mangelt. Und der Ausbau der Kitas kam nur langsam voran. Es fehlte an allen Ecken und Enden Geld.
Der saarländische Weg
Im Saarland, aber nicht nur hier, hat die Regierung darauf mit einer seltsamen Lösung reagiert: Die Kita-Gebühren werden schrittweise abgeschafft, und zwar für alle. Das ist Populismus pur. Anstatt das Geld in die Ausstattung der Einrichtungen und eine bessere Bezahlung des Personals zu stecken, wurde auch Eltern der Beitrag erlassen, die es sich leisten können. Während der Corona-Pandemie brach dieses System ein.
Es gibt nur Verlierer
Jetzt, nach schwierigen Jahren für Eltern, Kinder und Erzieherinnen, zeigt sich das ganze Ausmaß der Misere: Kaum Verlässlichkeit bei den Öffnungszeiten, ein Run, wer sein Kind zuerst bringt, damit ein Platz da ist, Reibereien unter Eltern und mit dem Personal, Schwierigkeiten auf der Arbeit, wenn die Kinder nicht versorgt sind, Druck auf die Erzieherinnen, auch krank arbeiten zu gehen, weil sonst der Laden zusammenbricht. Es gibt also nur Verlierer.
Realistisch bleiben statt vollmundiger Versprechen
Ach, ja, und fast hätte ich es vergessen: Ab 2026 kommt der Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung in der Grundschule. Dabei ist jetzt schon abzusehen, dass das nicht klappen wird.
Was lehrt uns das alles? Unsere Bildungspolitiker sollten nicht so vollmundige Versprechungen machen, sondern lieber realistisch sein. Denn: „Was man verspricht, soll man auch halten!“
Mehr zum Personalmangel in den saarländischen Kitas
Ein Thema in der "Region am Mittag" am 16.11.2023 auf SR 3 Saarlandwelle