"Der Fachkräftemangel macht die Arbeitswelt besser"

Fachkräftemangel als Chance für Unternehmen

Moderation: Michael Friemel / Informationen von Sarah Sassou / Onlinefassung: Jil Kalmes   11.01.2024 | 09:13 Uhr

Wenn es um den Fachkräftemangel geht, blickt man meist in sorgenvolle Gesichter. Doch er kann auch eine Chance sein, zumindest wenn es nach Autor Stefan Dietz geht. In seinem Buch "Glücksfall Fachkräftemangel" berichtet er, wie Arbeitgeber und -nehmer davon profitieren können.

Stefan Dietz ist Unternehmer, Berater und Autor. Er beschäftigt sich in seinen Büchern mit der Arbeitswelt und wie man diese in der Zukunft besser gestalten könnte. Auf die Frage hin, warum genau der Fachkräftemangel eine Chance für den Arbeitsmarkt sein soll, antwortet Dietz, dass das von der Perspektive abhänge. Für Mitarbeitende sei die Situation zum Beispiel besser, weil sie sich den Job eher aussuchen könnten.

"Kann auch für Unternehmen ein Glücksfall sein"

Aber auch Unternehmen können von dem Fachkräftemangel profitieren. Das gelte insbesondere dann, wenn immer mehr Menschen merken, dass sie sich den Job aussuchen können. Sie lassen sich weniger gefallen und mehr Menschen kommen wieder in den Arbeitsmarkt hinein. Das sei eine Riesenchance für die guten Unternehmen, erklärt der Autor.

Dietz betont aber auch, dass der Fachkräftemangel für weniger bekannte Unternehmen – oder diejenigen, die nicht gut mit ihren Mitarbeitenden umgehen – eher ein Todesurteil sei.

Vier Tage Woche: "Gemeinsam auf Augenhöhe" anstatt Forderungen

Das Bedürfnis, weniger, anders und flexibler zu arbeiten, sei gar nicht so neu, so Stefan Dietz. Aber im Arbeitsmarkt von heute und morgen könne man diese Forderungen eher durchsetzen, da Unternehmen aufgrund des Fachkräftemangels attraktiv bleiben müssen. Dietz sei ein Freund davon gemeinsam auf Augenhöhe zu schauen, wie Arbeit gestaltet werden könne, dass diese in die Lebenssituation der Menschen passe und trotzdem für die Firmen produktiv sei. Zum Beispiel indem man in den offenen Dialog mit dem Arbeitsgeber gehe und Vorschläge macht, wie die Arbeit besser und flexibler sein könnte.

Man müsse auch von dem Gedanken wegkommen, dass weniger Arbeit weniger Produktivität bedeute. Es gehe vielmehr darum, dass Mitarbeiter zufrieden seien und sich wohl fühlen. Denn das kann durchaus zu mehr Produktivität führen, ganz ohne eine Steigerung der Arbeitszeit.

Zuwanderung als Chance

Für Unternehmen, die partout keine Arbeitskräfte finden, sei die Zuwanderung nicht nur eine Chance, sondern auch eine zwingende Notwendigkeit, sagt Autor Stefan Dietz. Laut Experten werden etwa sechs bis sieben Millionen Arbeitskräfte in Deutschland fehlen – etwa die Hälfte könne man durch Menschen in Deutschland generieren. Für die andere Hälfte müssten entweder Menschen zu uns kommen oder Arbeitsplätze und Wohlstand wandern ab, so Dietz.

Positives Beispiel: Steinmetzbetrieb aus Neunkirchen

Mit flexiblen Modellen und flachen Hierarchien gegen den Fachkräftemangel
Audio [SR 3, Sarah Sassou, 11.01.2024, Länge: 03:06 Min.]
Mit flexiblen Modellen und flachen Hierarchien gegen den Fachkräftemangel
In Hangard bei Neunkirchen hat man die Herausforderungen des Fachkräftemangels angenommen. Im Steinmetzbetrieb von Markus Glöckner gibt es zum Beispiel bereits seit vielen Jahren die Vier-Tage-Woche.

Ein Beispiel für die positiven Auswirkungen der Vier-Tage-Woche, ist der Steinmetzbetrieb von Markus Glöckner in Hangard bei Neunkirchen. Dort wurde die Arbeitszeit schon vor zwölf Jahren verringert. Damals hat Steinmetz Dirk Hammerschmidt nachgefragt, ob er von Montag bis Donnerstag eine Stunde länger arbeiten und dafür am Freitag frei haben dürfte. Sein Chef, Markus Glöckner, willigte ein. Mittlerweile haben viele der Mitarbeitenden ein ähnliches Modell.

Ein Thema in der Sendung "Guten Morgen" am 11.01.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.

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