Mangelnde Gleichstellung der Frauen im Saarland

Mangelnde Gleichstellung der Frauen im Saarland

im Interview: SR 3-Reporterin Nadine Thielen

Moderation: Dorothee Scharner/Onlinefassung: Corinna Kern   21.02.2024 | 16:10 Uhr

Die Arbeitskammer des Saarlandes hatte am 20. Februar zum Zukunftsforum geladen. Es ging um das Thema Gleichstellung, denn dort gibt es weiterhin Nachholbedarf. Aus diesem Grund stellte die Kammer ihre Gleichstellungsstrategie vor.

In Sachen Gleichstellung der Geschlechter ist im Saarland noch Luft nach oben. 2021 arbeiteten 73 Prozent der Frauen im Saarland. Das ist der viertletzte Platz im Vergleich der Bundesländer.

Abhängigkeit vom Partner

Und die, die berufstätig sind, arbeiten oft in Teilzeit. 2022 waren das im Saarland fast 49 Prozent – im Vergleich dazu: bei den Männern waren es nur 10,5 Prozent. Die Folgen für die Frauen: Sie haben weniger Geld, sind abhängiger vom Partner und sind stärker von Altersarmut betroffen als Männer. Diese Zahlen lassen auch darauf rückschließen, dass Frauen oft nur in Teilzeit arbeiten können, weil sie sich vor allem um die Kinder und die zu pflegenden Angehörigen kümmern.

Um unter anderem das zu verbessern, hatte die Arbeitskammer des Saarlandes am 20. Februar zum Zukunftsforum „Gleichstellungsstrategie“ geladen.

Unterschiedliche Bezahlung in Branchen

Es geht darum, Gleichstellung in allen Bereichen mitdenken. Darunter fällt zum Beispiel auch, dass in Branchen, die hauptsächlich von Frauen besetzt sind, schlechter bezahlt wird, als in männerdominierten Branchen, wie beispielsweise der Stahlindustrie oder im Maschinenbau.

Video [aktueller bericht, 20.02.2024, Länge: 2:32 Min.]
Saarbrücker Arbeitskammer diskutiert Strategie für Gleichstellung der Geschlechter

Für das Saarland ist klar, dass es in Zukunft weniger Industriearbeitskräfte, dafür mehr Jobs in den Dienstleistungen geben wird. Spätestens dann sollten Überlegungen stattfinden, ob es sinnvoll ist, dass in den Branchen ungleich bezahlt wird.

Demografischer Wandel im Saarland

Hinzu kommt der Fachkräftemangel. Es wird aktuell jede Frau auf dem Arbeitsmarkt gebraucht. Auch Frauen mit einem Migrationshintergrund. Diese gehen an vielen Stellen auf dem Arbeitsmarkt verloren.

Zusätzlich spielt auch der demografische Wandel eine Rolle. Die Menschen im Saarland werden immer älter und die Jüngeren, die die Pflege übernehmen müssen, werden weniger. Das heißt: Es braucht Institutionen, die sich verlässlich und bezahlbar um diese Pflegearbeit kümmert – oder auch: flexiblere Arbeitszeitmodelle.

Eigene Strategie der Landesregierung

Die Arbeitskammer des Saarlandes mahnt diese Punkte in ihrem Gleichstellungsbericht an und richtet sich explizit an die Landesregierung. Diese möchte eine eigene Gleichstellungstrategie auf den Weg bringen und hat dazu 2023 eine, über mehrere Ministerien verteilte, Arbeitsgruppe gegründet.

Laut Bettina Altesleben, Staatssekretärin im saarländischen Sozialministerium, geht es dabei um drei Bereiche: die Erwerbstätigkeit, eine Repräsentanz von Frauen in allen Bereichen und Gewalt gegen Frauen - sonst komme man nicht zu einer ehrlichen Gleichstellungsstrategie. In rund eineinhalb Jahren soll die Strategie der Landesregierung stehen.


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Ein Thema in der Sendung "Region am Nachmittag" am 21.02.2024 auf SR 3 Saarlandwelle und im "aktuellen bericht" vom 20.02.2024.

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