Könnten weitere Krankenhäuser im Saarland geschlossen werden?
Auch wenn in den vergangenen Jahren mehrere Krankenhäuser geschlossen wurden, gibt es noch über 20 Standorte im Saarland – teils nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Ein Klinikbetreiber hat nun die Diskussion um weitere Schließungen befeuert, was dem zuständigen Minister gar nicht gefällt.
Es brauche einen „mutigen Krankenhausplan“ – so hat am Montag die Saarbrücker Zeitung den Vorsitzenden der Marienhaus-Gruppe, Sebastian Spottke, zitiert. Der Klinikbetreiber ist für mehrere Krankenhäuser im Saarland verantwortlich – etwa in St. Wendel, Saarlouis und Neunkirchen-Kohlhof.
Kohlhof-Klinik für Neunkirchen und die gesamte Umgebung?
Und gerade um Neunkirchen dreht sich die aktuelle Diskussion – denn dort wird seit einigen Jahren über den Verkauf des benachbarten Diakonie-Klinikums verhandelt. „Unser Krankenhaus, das gerade mal fünf Kilometer vom Diakonie-Klinikum entfernt liegt, wäre in der Lage, Neunkirchen und auch das Umland in den angebotenen Disziplinen allein zu versorgen“, sagte Spottke.
Im Neunkircher Rathaus heißt es, das Diakonische Krankenhaus sei nicht überflüssig. Verhandlungen mit Bewerbern liefen gerade, sagte Oberbürgermeister Jörg Aumann (SPD) dem SR. Man könne das Diakonie-Klinikum auch verkleinern. Die Stadt hält noch fünf Prozent der Anteile.
Stadtverwaltung winkt ab
Auch der Stadtrat wolle eine zentrale Versorgung, so Aumann weiter. „Wir sind die zweitgrößte Stadt im Land. Ein Krankenhaus am Rande der Stadt allein wird das nicht leisten können, was wir hier brauchen. Das ist unsere Überzeugung, und das wird sie auch weiterhin bleiben.“
Die Stiftung Kreuznacher Diakonie, zu der das Klinikum gehört, will sich auf SR-Anfrage nicht zu dem Vorstoß der Marienhaus Gruppe äußern. „Wir haben im Diakonie Klinikum Neunkirchen eine kontinuierlich hohe Nachfrage unseres breiten medizinischen Leistungsspektrums“, heißt es vom Vorstand lediglich. „Dies ist für uns ein Zeichen, dass Patientinnen und Patienten aus Neunkirchen und Umgebung die Versorgungsqualität und die hohe Fachkompetenz unserer Mitarbeitenden schätzen.“
Jung weißt Marienhaus-Vorstoß zurück
Der Vorstoß, das Diakonie-Klinikum zu schließen, passt Gesundheitsminister Magnus Jung (SPD) offenbar gar nicht. „Es macht überhaupt keinen Sinn, in der Öffentlichkeit zu spekulieren, was andere tun könnten und was man selber tun würde, wenn andere etwas getan hätten“, sagte Jung dem SR. Zunächst einmal müsse es eine Entscheidung der Diakonie geben, die Jung schon bald erwartet.
Auch der Zeitpunkt des Marienhaus-Vorstoßes schmeckt Jung offenbar nicht. Schließlich gebe es am Dienstag ein schon länger terminiertes Gespräch mit dem Marienhaus. Dann am Vortag darüber in der Zeitung zu lesen, sei überraschend. „Da kann sich jeder Gedanken machen, ob das jetzt der beste Stil ist“, so Jung.
Die Marienhaus-Gruppe hatte in den vergangenen Jahren einige Krankenhäuser geschlossen oder sie mit anderen Standorten zusammengelegt – etwa in Wadern, Losheim und Ottweiler. Auch Kliniken anderer Betreiber wurden in der jüngeren Vergangenheit geschlossen, etwa das Evangelische Stadtkrankenhaus (EVK) in Saarbrücken und das Dillinger Krankenhaus.
Bereits beschlossen ist die Schließung in Dudweiler, das Lebacher Krankenhaus stand zumindest auf der Kippe – und die Klinik in Merzig ist derzeit in Insolvenz.
Jung: Klinikangebot derzeit „bedarfsdeckend“
Dennoch gibt es aktuell – mit den Fachkliniken – noch über 20 Klinikstandorte im Saarland. Der Marienhaus-Vorsitzende Spottke stellt die derzeitigen Strukturen dem Zeitungsbericht zufolge aber durchaus in Frage.
Auf die Diskussion über weitere Schließungen will sich Gesundheitsminister Jung aktuell aber noch nicht einlassen: „Die Frage ist in erster Linie nicht, ob es mit weniger Kliniken geht. Die Frage ist, ob das Angebot in den Kliniken bedarfsdeckend ist. Das ist im Moment der Fall“, stellte Jung klar.
Was bringt der neue Krankenhausplan – wenn er denn kommt?
Jung verweist aber auch auf den neuen Krankenhausplan, der derzeit in Arbeit sei und Ende des Jahres fertig sein soll, sofern in Berlin rechtzeitig die Rahmenbedingungen festgelegt werden. Ein Expertengremium soll die Politik bei der Ausarbeitung der künftigen Krankenhauslandschaft beraten. „Wir werden am Ende sehen, wie die neue Krankenhauslandschaft aussieht“, sagte Jung abschließend.
CDU will Grundversorgung halten
Die CDU hat den Vorschlag der Marienhaus Gruppe unterdessen ebenfalls zurückgewiesen. Landratskandidat Markus Groß hält das Diakonie Klinikum für unverzichtbar und kritisiert die „unwürdige Hängepartie“ der vergangenen zwei Jahre. Mindestens die Notfallmedizin, die Innere Medizin und die Allgemeinchirurgie sollten nach Ansicht der CDU in Neunkirchen gehalten werden.
Über dieses Thema berichtete die Region am Nachmittag auf SR 3 Saarlandwelle am 29.01.2024.