Corona-Aufschlag: Angemessener Ausgleich oder Abzocke?
Beim Friseur zahlt man ein paar Euro mehr, im Café ist der Kaffee teurer, in der Bäckerei gibt es einen kleinen Aufschlag - nachdem die Läden über Wochen wegen der Corona-Bestimmungen schließen mussten, haben nun einige ihre Preise etwas angehoben. Gerechter Ausgleich oder zahlen die Falschen damit die Zeche?
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"Coronazuschlag" - in manchen Geschäften gibt es ihn, in anderen nicht. Einige Punkte sprechen dafür, etwa die gestiegenen Kosten durch die Hygienemaßnahmen. Es gibt aber auch Argumente dagegen, zum Beispiel dass derzeit vielen Menschen durch die Krise weniger Geld zur Verfügung haben.
Zehn Prozent Aufschlag im Friseursalon
Ein Friseursalon in Saarbrücken. „Jeder Kunde muss heute die Haare gewaschen bekommen. Das sind 2500 Kunden, 2500 Handtücher, das ist der Monatsbedarf", sagt der Inhaben. Ihre Profiwaschmaschinen müssten rund um die Uhr laufen, sogar am Wochende. Durch die Hygienemaßnahmen seien die Energiekosten enorm hoch geworden. Hinzu kämen die zusätzlichen Ausgaben für Desinfektionsmittel, Masken, Einmalumhänge. Und das Ganze vor dem Hintergrund, dass der Salon sechs Wochen lang geschlossen war, es keine Einnahmen gab aber die Miete natürlich weiter bezahlt werden musste. In seinem Fall seien dies 9.000 Euro gewesen. Zehn Prozent Coronapauschale erhebt er deshalb auf alle seine Angebote. Ohne diese Preiserhöhung würde sein Salon zugrunde gehen, sagt er.
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Drei Cent Aufschlag für Bäckereiwaren
Einigen Restaurants, Cafés und Bäckereien geht es offenbar ähnlich. Sie berechnen deshalb ebenfalls eine Coronapauschale, so zum Beispiel die Bäckerei Barbarossa. In einer schriftlichen Mitteilung heißt es: „Aufgrund der aktuellen Situation erheben wir vorübergehend drei Corona-Cent auf jeden Artikel. Zur Sicherung der Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter; zur Finanzierung der geforderten Hygiene- und Sicherheitsstandards. Damit wir weiterhin da sein können, auch in schweren Zeiten.“ Zu Beginn der Krise Mitte März war der Umsatz der Bäckerei um fast 50 Prozent zurückgegangen, mittlerweile gibt es immer noch ein Umsatzminus von 30 Prozen- obwohl die Filialen geöffnet hatten. Die Kunden waren ausgeblieben, der Cafébereich war geschlossen, die Frühstücksangebote ausgefallen. Die drei Cent extra pro Artikel will die Bäckerrei aber nur so lange erheben, bis sich die Lage wieder normalisiert hat.
Nicht alle machen mit
Einige Geschäfte haben sich bewusst gegen einen Coronazuschlag entschieden. So zum Beispiel die Inhaberin eines Saarbrücker Bistrots. Man wolle die Mehrkosten, die die Coronakrise verursache, nicht auf die Gäste übertragen. Außerdem wären viele sehr großzügig beim Trinkgeld. "So wie wir aufgehört haben, wollen wir weitermachen“, sagt sie. Dass es irgendwann vielleicht doch einen Preisaufschlag geben muss, das wird die Zukunft zeigen.
Und die Saarländerinnen und Saarländer? Sie stehen einem Coronazuschlag gespalten gegenüber. Einerseits gibt es Verständis für die Situation der Läden, Zuschläge müssten aber im Rahmen bleiben. Und vor allem sei der Staat hier gefragt.
Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 28.05.2020 auf SR 3 Saarlandwelle