Ausbau statt Neubau
Sang- und klanglos war der bisherige Radverkehrsbeauftragte der Landeshauptstadt Saarbrücken im vergangenen Jahr gegangen - nun gibt es einen neuen - und der will vor allem die Radinfrastruktur, die schon vorhanden ist, verbessern. Denn klar ist: Mit dem Fahrrad in Saarbrücken unterwegs zu sein, ist nicht immer ungefährlich.
Yannick Seinsoth heißt der neue Radverkehrsbeauftragte der Landeshauptstadt: „Also ich habe schon Schlimmeres erlebt, ich habe auch schon Besseres. Das Jammern ist auf keinem so niedrigen Niveau“
Hoppla - das klingt anders, als vieles, was von Radfahrern und -fahrerinnen erzählt wird. Yannick Seinsoth stammt zwar aus Saarbrücken, aber hat schon Jahre in Freiburg und Wiesbaden verbracht - quasi die Antipoden in Sachen fahrradgerechte Stadt. Der 32-Jährige setzt eher auf Verbesserungen im Bestand als auf neue Großprojekte:
"Die Ideen sind da, die Anfragen sind da. Wenn man das umsetzt, dann ist das schon eine ganze Menge. Vor allem Maßnahmen, die dem Lückenschluss dienen."
Das heißt konkret:
"Das vorhandene Platzangebot nutzen, und danach richtet sich Radinfrastruktur. Also Radweg, Radfahrstreifen oder Schutzstreifen. Wichtig sind auch die Knotenpunkte und die Radabstellanlagen."
Problemstellen Kreisel und Dudweiler Landstraße
Der Vorsitzende des ADFC im Saarland, Thomas Fläschner, sieht die Lage in Saarbrücker derzeit wohlwollend so:
„In Saarbrücken tut sich schon was. Man kommt hier durch. Man muss halt wissen wie.“
Aber: Gerade die überarbeiteten Kreuzungsbereiche am Ludwigsbergkreisel und Dudweiler Landstraße sieht er kritisch:
"Am Ludwigsbergkreisel wurde viel Geld in die Hand genommen für eine zusätzliche Autospur. Der Radweg auf einer Seite ist aber sehr seltsam angelegt worden. In der Dudweiler Landstraße hätten die Autospuren enger sein können, außerdem wurde eine Gefahrenstelle nicht entschärft."
Regelmaß statt Mindestmaß für Radler
Christof Kreis aus dem Stadtplanungsamt widerspricht: Es seien nicht nur die Mindestmaße für Radwege angelegt:
"Wir haben die Regelmaße verwendet. Wir haben bei beiden Maßnahmen punktuell auf 200, 300 Metern einen Eingriff in den Straßenverkehr gemacht. Wir bedenken alle Verkehrsmittel. Am Kreisel zum Beispiel hat wir die Radverkehrsanlagen mit dem Gewerbegebiet am Eurobahnhof verknüpft."
Zurück zum neuen Fahrradbeauftragten Yannick Seinsoth. Was will er erreichen? Den Anteil des Radverkehrs in Saarbrücken von heute rund vier auf acht oder mehr Prozent wie in anderen Städten steigern?
"Ich würde das, was wir tun, nicht an dieser Zahl festmachen. Wenn wir die Infrastruktur nach und nach verbessern, dann wird der Anteil zwangsläufig steigen. Die Leute wollen Rad fahren, wenn sie sich denn sicher fühlen."
Also kontinuierliche Verbesserungen, die dann ihre positive Wirkung auf das Mobilitätsverhalten entfalten. Und dafür sollen auch die neuen Fördermittel des Bundes für die Fahrradförderung genutzt werden.