Vorlesestunden für die Kleinen
Regionalverband sucht Vorlesepaten
Kindern wird zu wenig vorgelesen, das besagt eine aktuelle Studie. Rund 40 Prozent der Eltern lesen demnach den Kindern selten oder nie vor. Dabei ist es so wichtig, den Kleinen schon früh Bücher und Geschichten näher zu bringen. Deshalb hat der Regionalverband Saarbrücken ein besonderes Projekt ins Leben gerufen: ehrenamtliche Vorlesepaten, die in Kitas und Grundschulen regelmäßig Geschichten vorlesen.
Gerhard Flehmig sitzt in der Turnhalle der Kita Jägersfreude, um ihn herum Kinder, die ihm gebannt zuhören. Er ist einer von 60 Vorlesepaten im Regionalverband Saarbrücken.
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Früher war Gerhard Flehmig Seelsorger, nun ist er in Pension und hat eine spannende Aufgabe für sich gesucht. Vorlesepate zu sein, das sei genau das Richtige für ihn, sagt er: "Das Besondere ist die unmittelbare Erlebnisweise der Kinder. Das sehen sie am Blick, wenn sich der Augenkontakt etwas verschleiert, dann merke ich, dass sie in der Geschichte sind. Das ist etwas ganz Faszinierendes, dass ich nur noch Medium bin und wir gemeinsam in der Geschichte sind."
Zuhören muss gelernt werden
Der Vorlesepate will den Kindern auch Hilfestellung leisten. Sein Eindruck: Zuhören kann heutzutage nicht mehr jedes Kind. Das muss gelernt werden.
Vorlesen ist gerade in jungen Jahren für die Kinder immens wichtig. Es hilft bei der Sprachentwicklung, regt die Phantasie und Kreativität an. Und vor allem Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, lernen neue Wörter. Die Kinder erlangen neues Wissen, durch das sie die Welt besser verstehen können.
Den Kindern etwas mitgeben
Seine Geschichten wählt Gerhard Flehmig so aus, dass die Kinder etwas mit auf den Weg bekommen. Da gibt es auch schon mal Geschichten von homosexuellen Pinguinen, die gerne ein Kind bekommen würden.
Vorlese-Projekt soll ausgebaut werden
Seit Anfang des Jahres gibt es das Vorlesepaten-Projekt und ist inzwischen äußerst erfolgreich. Zurzeit gibt es 60 Ehrenamtler, die Geschichten vorlesen. Das Projekt soll nun auf möglichst viele Gemeinden im Regionalverband ausgedehnt werden. Und nicht nur auf Kitas und Grundschulen, sondern auch beispielsweise auf die Stadtbibliotheken. Hier soll es regelmäßige Vorlesestunden geben, die auch zum Ausleihen von Büchern und zum Vorlesen zuhause anregen sollen.
Jeder kann mitmachen
Nadja Bernardini vom Regionalverband betreut das Projekt. Mitmachen könne eigentlich jeder, der Spaß am Lesen habe, sagt er.
Neue Vorlesepaten bekommen vor ihrem Einsatz eine halbtägige Schulung. Hier lernen sie, wie man für Kinder spannend vorliest, wie man interaktiv Geschichten erzählt, über das Gelesene spricht oder auch eigene Geschichten erfinden kann.
Die Kinder mit auf eine Geschichten-Reise nehmen, ihren Horizont erweitern, Empathie und Gemeinschaft fördern, das ist das Ziel der Vorlesepaten. Und wenn die Kinder auch noch mitfiebern, dann ist das die schönste Belohnung!
Vorlesen als Vorbereitung auf das Leben
Die Vorlesepaten seien in einer Zeit, in der das pädagogische Personal rar und im Alltag oft keine Zeit zum Vorlesen sei, ganz besonders wichtig, sagt Nadja Bernardini: "Unsere Vorlesepaten könnnen sich die Stunde lang intensiv auch um die Kinder kümmern, können sich mit ihnen unterhalten, lassen sie lossprudeln, denn Kinder möchten auch ganz viel erzählen."
Weitere Infos
Wer Interesse hat, selbst Vorlesepatin oder Vorlesepate zu werden, kann sich direkt telefonisch unter 0681 506 5216 oder per E-Mail an nadja.bernardini@rvsbr.de an das Jugendamt wenden.
Weitere Information stehen online unter www.regionalverband-saarbruecken.de/vorlesepatenschaft/
Ein Thema in der "Region am Mittag" am 15.11.2022 auf SR 3 Saarlandwelle