Philip Weis ist ehrenamtlicher Väterbeauftragter im Regionalverband Saarbrücken. Mit Engagement hat er sich damals in die Arbeit gestürzt, um das Väternetzwerk aufzubauen. Alle zwei Wochen setzen sich seitdem Väter zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und sich Tipps zu geben.
Väternetzwerk hat regen Zulauf
Rund 30 Väter sind es aktuell und immer mal wieder kommen neue Papas hinzu. Und unter den "alten" Vätern haben sich sogar richtige Freundschaften entwickelt. Eine schöne und gute Entwicklung. Das Projekt hat sogar mehrere Preise gewonnen. Unter diesem Aspekt kann man bei den Projekt von einem Erfolg sprechen.
Politisch hat sich wenig getan
Politisch allerdings zieht Philip Weis ein ernüchterndes Fazit. Zwar habe sich beim Elterngeld etwas getan, aber sonst? "Es gab nicht die Fortschritte, die wir uns erwünscht hätten." Die Vaterschaftsfreistellung sei immer noch nicht gekommen. Das sei aber etwas, was sehr viel bringen würde, sagt er.
Nach wie vor kämpfen Männer mit dem traditionellen Männerbild: der Ernährer zu sein, aber auch moderner Papa, der die Kinder mit aufzieht und sich um Erziehung und Haushalt kümmert. Ein Spagat.
Saarländische Unternehmen hinken hinterher
Was den Fortschritt bei den saarländischen Firmen angeht - auch da wünschte sich der Väterbeauftragte mehr Verständnis und Unterstützung für die Väter. Das Siegel "familienfreundliches Unternehmer" stimme da nicht immer, sagt er. Viele Vorgesetzte würden Väter auch in die Pflicht nehmen, wenn beispielsweise das Kind krank sei. Der Job sei dann häufiger wichtiger als die Vaterrolle.
"Wir sind immer noch Schlusslicht"
Das Bündnis für Familie im Regionalverband hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Männer im Saarland in ihrer Rolle als Vater zu bestärken. Doch nach wie vor gebe es immer noch sehr wenige Väter, die nach der Geburt die Betreuung übernehmen möchten, bedauert Mirjam Altmeier-Koletzki, Kommunale Frauenbeauftragte und Bündniskoordinatorin. Viele würden zwar gerne, aber beruflich und finanziell sei das nicht immer zu stemmen: "Wir sind immer noch Schlusslicht was das angeht, wobei ich das total erschreckend finde!"
Problem führt zu Fachkräftemangel
Das würde sich auch auf den Fachkräftemangel auswirken, sagt sie. Das Saarland habe die best ausgebildetste Generation von Frauen, die aber gezwungen würden, länger Elternzeit zu nehmen, weil es zu wenig Anreiz und Unterstützung für die Väter gebe. Diese Fachkräfte würden dann am Arbeitsmarkt fehlen. Ein Dilemma.
Unternehmen müssen umdenken
Man versuche, den Unternehmen klar zu machen, welche Wünsche und Bedürfnisse die modernen Familien im Saarland hätten. Gerade erst letzten Monat habe es einen großen Austausch gegeben und man hofft nun, dass Bewegung in die Sache kommt und alte Strukturen aufgebrochen werden.
Weitere Infos
www.regionalverband-saarbruecken.de/vaeternetzwerk
Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 22.12.2023.