Glosse: Sankt Martin in Holz

Sankt Martin in Holz

Christoph Borgans   14.01.2024 | 12:30 Uhr

Der Ortsvorsteher von Holz in Heusweiler etwa hat jüngst eine Rüge von der Kommunalaufsicht bekommen. Weil er die Diskussion über den Martinsumzug von Holz vom öffentlichen in den nicht-öffentlichen Teil der Ortsratssitzung verschoben hat.

Leuchtende Vorbilder. Das sind Menschen, die sich so richtig richtig verhalten. Und uns eben voran leuchten. Aber Leuchten kann man am besten, wo es dunkel ist. Wer als Kind mal versucht hat seine neue St.-Martins-Laterne schon am Nachmittag den Freunden vorzuführen - der weiß, wovon ich spreche.

Also: Licht braucht Dunkelheit. Erst dann kann man mit einem leuchtenden Vorbild so richtig schön den Schatten der anderen an die Wand werfen.

Nehmen wir den Heiligen Martin. Dass der einem Bettler seinen halben Mantel gegeben hat, ist ja ‘ne tolle Sache. Und wenn man nun einen Umzug zu Ehren dieses leuchtenden Vorbildes abhält – dann fallen sicher ein, zwei Strahlen davon auch auf einen selbst. Und alle anderen – die sehen aus wie schwache Leuchten.

Das alles muss man im Kopf behalten, wenn man verstehen will was in den Politiker-Köpfen der Politiker aus Holz vor sich geht.

Der Heusweiler Ortsteil Holz hat seit letztem Jahr einen neuen Ortsvorsteher von der SPD. Und der hat nach seiner Wahl im Kalender gesehen, dass kein Martinsumzug angesetzt war. Da dachte er sofort: Jetzt geht es mir an den Mantelkragen! Das wird mir angehängt – als Versagen des neuen Ortsvorstehers. Als „Politikum gegen seine Person“ wie ihn die Saarbrücker Zeitung indirekt zitiert.

Also hat sich der Ortsvorsteher den Stiefel - Verzeihung: den Mantel - selbst angezogen und einen Umzug geplant. Allerlei Arbeit mit Telefonaten und Formularen, von Regionalverband bis Feuerwehr; dann hat er bei der Kirche angerufen, um einen Termin für einen Martins-Gottesdienst zu vereinbaren, und erfahren: Das hat die CDU schon längst alles geplant. So wie jedes Jahr seit 30 Jahren.

Jetzt hätte der SPD-Ortsvorsteher natürlich einfach die CDU den Umzug organisieren lassen können. Stattdessen aber verkündete er im Ortsrat, der Martinsumzug sei „Brauchtum unserer Gesellschaft“ und ein Thema mit dem man „keine Parteipolitik betreiben soll“ und betrieb damit schön Parteipolitik.

Die CDU hätte jetzt wiederum sagen können, na Hauptsache, wir erinnern uns alle an den Heiligen Martin, die helle Leuchte. Stattdessen aber beklagte sie, dass ihr der Umzug „weggenommen“ worden war. Und beschwerte sich bei der Kommunalaufsicht.

Die hat nun  - zwei Monate nach St. Martin - den Ortsvorsteher gerügt. Ein kleiner Sieg für die CDU. Aber für Sankt Martin?

Ob an den an dieser Stelle noch jemand gedacht hat - wir wissen es nicht. Und der Bettler, dem er seinen Mantel gegeben hat, der ist in den ganzen Trubel sowie längst irgendwo im Schatten verloren gegangen.

Dem Umzug ist Übrigens am Ende das gleiche widerfahren wie dem Umhang des Heilligen Martin - er wurde geteilt. Nicht der Ortsvorsteher hat ihn organisiert, nicht die CDU. Sondern der ganze Ortsrat. Das war im letzten Jahr. Und wie es in diesem Jahr sein wird – darüber muss in Holz noch gestritten werden

Ein Beitrag aus der "Region am Sonntag" am 14.01.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.

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