Was gegen Mobbing an Saar-Schulen getan wird
Beschimpfungen, Beleidigungen und dauerhaftes Ausgegrenzt-Werden gehören zum Alltag von Schulkindern in Deutschland. In einer Befragung der Techniker Krankenkasse gab fast jedes sechste Kind an, gemobbt worden zu sein. Durch Cybermobbing im Internet ist das Schikanieren und Quälen sogar intensiver geworden.
Knapp 2000 Schülerinnen und Schüler in Deutschland hat die Techniker Krankenkasse (TK) zum Thema Mobbing befragt. Etwa 16 Prozent der befragten Kinder waren demnach schon einmal die Opfer.
Rund zehn Prozent der Schüler haben sogar mal selbst gemobbt. Das bleibt nicht ohne Folgen: „Die gesundheitlichen Auswirkungen reichen von Kopf- und Bauchschmerzen bis hin zu Angstzuständen und Depressionen,“ sagte der Geschäftsführer der TK Jens Baas.
Das Saarland unternimmt schon seit zehn Jahren aktiv etwas, um Kinder besser zu schützen. 2013 wurden hier sogenannte Mobbing-Interventions-Teams (MIT) gebildet. „Die Rückmeldungen aus den Schulen zeigen, dass die Mobbing-Interventions-Teams erfolgreich arbeiten,“ teilte das saarländische Bildungsministerium dem SR auf Anfrage mit.
Neben den Mobbing-Interventions-Teams gebe es außerdem weitere Programme, um präventiv gegen Mobbing vorzugehen. Dazu zählen Mindmatters, ein Programm, das für ein stärkeres Wohlfühlen in der Schule sorgen soll. Mindmatters liefert kostenlose Arbeitsmaterialien an Schulen, um die psychische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte zu stärken.
Hinzu kommt das Programm „Mobbing? – Nicht in unserer Schule!“ Lehrkräfte bekommen Strategien, um Mobbing und Gewalt in der Schule zu verhindern und bei akuten Fällen auch dagegen vorzugehen.
Mobbing in der Schule ist intensiver geworden
Marco Weibel ist Schulsozialarbeiter an der Gemeinschaftsschule in Dudweiler. Für ihn ist Mobbing schon immer ein Thema gewesen und wird auch Thema bleiben. Kinder neigten dazu, „sich Außenseiter zu suchen und andere Kinder zu Außenseitern zu machen.“ Doch sowohl in Qualität als auch Intensität hätten diese Gemeinheiten zugenommen. Kinder seien „radikaler, gehässiger und gemeiner“ geworden, sagte er dem SR.
Auch das Aushalten von Gehässigkeiten habe sich verändert. Viele Kinder seien dünnhäutiger, ihre Frustrationsgrenze niedriger geworden. Hinzu kommt, dass durch Social Media Mobbing auch außerhalb der Schule stattfindet. Das habe das Arbeitsfeld der Schulsozialarbeit erheblich erweitert.
Um mehr gegen Cybermobbing vorzugehen hat das Bildungsministerium angekündigt, das bereits eingeführte Programm „Gemeinsam Klasse sein“ wieder aufzunehmen. Dieses Projekt der Techniker Krankenkasse richtet sich an die Klassenleitungen von fünften Klassen, soll den Klassenzusammenhalt stärken und auf die Folgen von Mobbing aufmerksam machen. Ebenfalls werden „die Angebote und Materialien der Landesmedienanstalt Saarland zum Thema Cybermobbing von Schulen nachgefragt.“
Mobbing kann jeden treffen
Tipps, wie Kinder gar nicht erst zu Mobbingopfern werden, gibt es eigentlich nicht wirklich - Schulsozialarbeiter Weibel sagt, bei der Auswahl ihrer Opfer seien Kinder "sehr fantasievoll": Es könne jeden treffen.
Sollte es dann aber zu Gemeinheiten, Gehässigkeiten und Beleidigungen kommen, gibt es mehrere Möglichkeiten damit umzugehen. Weibel rät davon ab, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Gleichzeitig empfiehlt er Kindern, nie etwas zu ignorieren, sondern deutlich klarzumachen, dass das Verhalten des anderen nicht in Ordnung ist.
Kommunikation ist der Schlüssel
Besonders wichtig sei es, sich anderen anzuvertrauen. Nur dann könne auch ein Schlichtungsgespräch zustande kommen. Möchte das Kind nicht mit Lehrkräften oder Sozialarbeitern darüber reden, kann es sich auch den Eltern anvertrauen. Kindern, die lieber anonym bleiben wollen, empfiehlt Weibel die Nummer Gegen Kummer.
Außerdem sollten Eltern das Verhalten des Kindes im Internet im Auge behalten und „sich Chatverläufe regelmäßig zeigen lassen.“ Besonders, wenn es um das Verschicken und Empfangen von Fotos geht, sollten Eltern besonders achtsam sein, weil Persönlichkeitsrechte verletzt werden könnten.
Um noch besser gegen Mobbing in der Schule vorgehen zu können, wünscht sich Weibel mehr volle Stellen für Schulsozialarbeiter im Saarland. Nur dann könne sich die Zahl der Kinder, die Mobbing in der Schule erfahren, auch verringern.