Sabine Wachs (Foto: Pasquale D'Angiolillo)

"Kreuze im Gericht? Das ist mir wurscht"

  02.03.2016 | 16:33 Uhr

"´Wenn wir jetzt schon damit anfangen …´ . Ja, was dann? Dann hängen in Zukunft keine Kreuze mehr in saarländischen Gerichtssälen. Punkt. Sonst passiert gar nichts." Sabine Wachs kommentiert das Abhängen von Kreuzen im Amtsgericht Saarbrücken.

Kreuze in Gerichtssälen oder nicht, mir ist das eigentlich wurscht und dass, obwohl ich getauft bin – evangelisch – und im christlichen Sinne erzogen wurde. Was mir allerdings nicht wurscht ist, ist die Tatsache, dass die Frage Kreuze in Gerichtssälen ja oder nein, auch noch als Beispiel für den Verfall des christlichen Abendlandes herhalten muss. „Wenn wir jetzt schon damit anfangen …“ . Ja, was dann? Dann hängen in Zukunft keine Kreuze mehr in saarländischen Gerichtssälen. Punkt. Sonst passiert gar nichts.

Weder verlieren wir Deutschen, wir Saarländer, unsere Kultur, noch unsere christlichen Werte, die sich im Übrigen auch von denen der anderen beiden monotheistischen Religionen nicht großartig unterscheiden. Davidsterne oder Halbmonde hängen auch nicht in den Verhandlungssälen. Die Trennung von Staat und Kirche schreitet in Deutschland seit Jahren voran. Kreuze aus den Gerichtssälen zu verbannen, ist nur ein weiterer Schritt in diese Richtung.

Schon lange ergehen Urteile im Namen des Volkes und nicht im Namen Gottes. Und dass ein Richter bedachter Recht spricht, wenn das mahnende Kreuz über ihm hängt, ein Angeklagter eher einen Mord gesteht, das glaube ich nicht. Dass jemandem das Kreuz im Gerichtssaal unangenehm ist, weil derjenige mit dem christlichen Glauben, aus welchem Grund auch immer, nichts anfangen kann, das schon eher.

Das Tuch überm Kreuze

Die CDU hätte für diesen Fall aber eine Lösung parat: Wenn ein Angeklagter nicht unter dem Kreuz verhandeln wolle, dann könne man das Kreuz verhüllen lassen, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Tobias Hans. Klar, das geht bestimmt. Dann hängt halt ein Tuch an der Wand.

Natürlich sperrt sich die Partei, die das C im Namen trägt, gegen das Entfernen der Kreuze. Das sei ein falsches Zeichen des Rückzugs in der Diskussion um Religion und Toleranz. Und schon sind wir wieder an dem Punkt: Untergang des christlichen Abendlandes.

Vor was oder vor wem ziehen wir uns denn zurück? Vor dem Islam, lautet hier die Antwort vieler, gerade auch in den sozialen Netzwerken. Nach Ansicht dieser Nutzer, sind die Deutschen, die Saarländer, denen schon viel zu viel entgegengekommen. Wir nehmen die auf, dann haben die sich auch anzupassen und nicht wir.

Aber ist es tatsächlich eine Anpassung, Kreuz aus Gerichtssälen zu entfernen? Hat tatsächlich jemand Angst, dass dann nicht mehr Recht im Sinne unseres westlichen Wertesystems gesprochen wird? Quatsch. Mit oder ohne Kreuz wird ein Richter sein Urteil fällen, wird ein Angeklagter frei gesprochen oder verurteilt werden.

Humanismus statt religiöser Symbolik

Was soll diese Debatte um religiöse Symbolik eigentlich? Sollten wir uns in diesen Tagen nicht lieber auf die humanistischen Werte besinnen? Auch diese gehören zur deutschen Kultur, zur Kultur des Abendlandes. Der Humanismus steht für eine demokratische, offene und vielfältige Gesellschaft, die den besten Schutz für Menschenrechte garantiert.

Ginge es in der Debatte darum, ob in den Gerichtssälen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte an die Wand genagelt werden soll, oder nicht, dann würde ich die Aufregung ja verstehen. Denn die Menschenrechte betreffen uns alle.

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja