"Teils erschreckende Entwicklung"

Besuch in der Saarbrücker Jugendverkehrsschule. Gerade startet eine vierte Klasse aus Saarbrücken-St. Arnual ihr Fahrradtraining auf dem Übungsplatz der Verkehrsschule. Hier gibt es in Miniaturform kleine Radwege, Ampeln, Baustellen, Schilder. Die Kinder können hier lernen, wie das funktioniert mit dem Straßenverkehr. Über 1200 Kinder üben hier im Jahr unter Anleitung der Polizeikommissarinnen Susanne Steffen und Jennifer Presser.

Eselsbrücken helfen beim Verkehrstraining

"UHU": "U" wie "Umsehen", "H" wie "Handzeichen" und nochmal "U" für nochmal "Umsehen". Mit kleinen Eselsbrücken werden die Kinder auf die wesentlichen Punkte aufmerksam gemacht, die sie sich unbedingt merken müssen. In der Schule haben sie die Theorie schon vermittelt bekommen, hier geht es an die Praxis. Schritt für Schritt werden sie durch den Parcours gelotst, um zu lernen, wie sie sich mit ihrem Rädchen sicher im Verkehr bewegen können.

Einige Kinder sind recht wackelig unterwegs

Wenn man den Kindern zuschaut, so merkt man jedoch auch: Hier und da geht es noch recht wackelig zu. Ein Mädchen im Kurs kann sogar gar nicht Rad fahren, sie greift deshalb zum Roller. Und sie ist keine Ausnahme. "Tatsächlich kommt es immer häufiger vor, dass es bei unseren vierten Klassen sehr, sehr viele Kinder gibt, die das Fahrradfahren noch nicht erlernt haben", sagt Jennifer Presser.

"Teils erschreckende Entwicklung!"

Das bestätigt auch Polizeihauptkommissar Patrik End, der Leiter der Verkehrssicherheitsberatung. Er beobachtet diesen Trend im ganzen Saarland. Vierzehn feste Standorte hat er im Blick: "Wir haben Klassen, in denen nur 50 Prozent der Kinder Radfahren können. Das ist teilweise schon erschreckend." Auch die motorischen Fertigkeiten der Kinder hätten vielfach sehr nachgelassen, sagt er. Die Kinder seien immer unsicherer auf dem Fahrrad und müssten ja beim Radfahren auch Handzeichen geben können. Damit hätten viele große Probleme.

Die Verkehrsregeln lernen, Handzeichen geben, dabei nicht vom Rad fallen, auf den Gegenverkehr oder Ampeln achten, das ist schon viel auf einmal. Damit haben dann auch die Kinder hier auf dem Übungsplatz zu kämpfen. Oskar übt fleißig und hat den Dreh schnell raus. Im Gegensatz zu vielen Klassenkameraden fahre er aber auch Fahrrad, seit er vier Jahre alt ist, erzählt er.

"Da hat das Auto mich angehupt"

Oskar ist oft mit dem Rad unterwegs - zur Schule oder zum Sport. Er findet es schwierig, gleichzeitig auf die Ampeln und die Schilder zu achten. Gefährliche Situationen hat er selbst schon mit Autos erlebt: da wird gedrängelt, ihm zu nahe gekommen. Einmal ist er sogar angehupt worden.

Üben, üben, üben

Da muss man als Kind schon Nerven haben und sicher auf dem Rädchen sein. Gerade deshalb ist das Training in der Jugendverkehrsschule so wichtig. Der Appell an die Eltern: so früh wie möglich beginnen, keine Angst vor Schrammen und üben, üben, üben.

Freies Training immer mittwochs

Das können Eltern übrigens beim freien Fahren auch schon mit den ganz Kleinen auf dem Gelände der Jugendverkehrsschule in Saarbrücken: jeden Mittwoch von 14.00 bis 15.30 Uhr. Aber Helm nicht vergessen!

Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 02.10.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.