Die Prozessgeschichte zum LSVS-Skandal

Vor fünf Jahren – am 26. Februar 2019 – begann am Landgericht Saarbrücken der Prozess gegen Klaus Meiser und zwei Präsidiumsmitglieder des Landessportverbandes LSVS. Es war sozusagen der strafrechtliche Höhepunkt im LSVS-Skandal, der nicht nur den organisierten Sport, sondern auch die Politik im Saarland wie kaum ein anderer erschüttert hatte.

Infolge des LSVS-Skandals verlor Klaus Meiser alle sein Posten, trat als Landtags- und LSVS-Präsident zurück und schied aus dem Landtag aus. Er wurde wegen Untreue und Korruption zu 22 Monaten auf Bewährung verurteilt und musste mehr als 200.000 Euro zahlen. Hohe Geldbußen im fünfstelligen Bereich gab es auch für andere Größen des organisierten Saarsports.

Die Anfangsstrategie

Gut zwei Jahre vor Prozessbeginn war Meiser mit Entourage plötzlich beim SR vorstellig geworden. Er berichtete von einem Finanzloch in Millionenhöhe, das sich beim LSVS aufgetan habe. Man sei bereits in der Aufarbeitungsphase – und Meiser präsentierte auch schon gleich einen Verantwortlichen: LSVS-Hauptgeschäftsführer Paul Hans sei für die Misere verantwortlich. Von Fehlbuchungen, Doppelbuchungen und Fehlern in der Haushaltsführung war die Rede.

Abwälzung der Verantwortung misslang

Es wurden Anwälte engagiert und auf Pressekonferenzen versucht, die Verantwortung vom Präsidium und Meiser fernzuhalten und stattdessen auf einen mutmaßlich überforderten Hauptgeschäftsführer abzuwälzen. Paul Hans setzte sich jedoch zur Wehr. Und er war in der Tat nicht der Hauptverantwortliche, war eher ausführendes Organ, weniger Täter, und musste am Ende auch mit 15.000 Euro die niedrigste Geldauflage zahlen.

Restaurantbesuche und Partys

So richtig Schwung in die Sache kam aber erst, als dann die in solchen Skandalen fast schon üblichen "Kleinigkeiten" bekannt wurden. Dem SR wurden immer wieder Unterlagen zugespielt – über Restaurantbesuche auf Kosten des LSVS, über Feste für Landtagsmitarbeiter beim LSVS, über die Party zum 70. Geburtstag von Innenminister Klaus Bouillon.

Weitere Peinlichkeiten

Noch peinlicher wurde es, als deutlich wurde, dass Meisers damalige Lebensgefährtin nicht nur bei ihm im Landtag, sondern auch nebenher beim LSVS arbeitete. Für 1250 Euro monatlich koordinierte sie Meisers Sporttermine. Das war dann selbst für seine CDU-Parteifreunde zu viel. Meiser musste gehen – als Doppelpräsident und Landtagsabgeordneter.

Strategiewechsel der Angeklagten

Als dann vor fünf Jahren der Prozess gegen Meiser und zwei LSVS-Präsidiumsmitglieder vor dem Landgericht Saarbrücken begann, war zunächst mit einem Mammutverfahren gerechnet worden – inklusive prominenter Zeugen wie beispielsweise dem damaligen CDU-Innenminister Bouillon. Doch es sollte ganz anders kommen.

Es wurde quasi kurzer Prozess gemacht. Meiser und seine Mitangeklagten hatten ihre Strategie geändert. Die Verteidigung setzte plötzlich nicht mehr auf Freispruch, sondern auf einen Deal. Noch am ersten Prozesstag legten die Angeklagten Geständnisse ab, was ihnen relativ milde Strafen einbrachte: 22 Monate auf Bewährung nebst Geldstrafe für Meiser und Geldstrafen wegen Vorteilsgewährung für die Mitangeklagten.

Sie hatten im Präsidium den Beschluss mitgetragen, Innenminister Bouillons Geburtstagsparty sollte vom LSVS bezahlt werden. Im Zeugenstand musste Bouillon dazu nicht erscheinen.

Die Lehren aus dem Skandal

Der LSVS hat den Skandal finanziell überlebt und es wurden auch Lehren gezogen. Die Geschäftsführung wurde professionalisiert. Das Vier-Augen-Prinzip wurde eingeführt und zwei Experten eingestellt. Das damals allmächtige Präsidium ist einem Aufsichtsrat gewichen und es gibt zudem eine parlamentarische Kontrolle.

Und last but not least hat sich auch die Unternehmenskultur verändert. Die Zeiten von Geldverschwendung und Selbstbedienung beim Landessportverband scheinen vorbei zu sein.

Ein Thema in der "Region am Mittag" am 26.02.2024 auf SR 3 Saarlandwelle

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