Die Fastnacht kennt keine Grenzen
Es gibt die rheinische Fasenacht, die alemannische, den Karneval in Rio – und "le Carnaval" in Frankreich! Im Elsass, in Lothringen, auch am Atlantik. Und: Sie feiern Fastnacht oft auch mit ihren saarländischen Freunden. Vier Karnevalisten erzählen. Dabei wird ein Geheimnis gelüftet: Wussten Sie was ein Wackes ist? Hier erfahren sie es!
Jean Schwing und Annick Brun Schwing sind seit Jahrzehnten aktiv für den Karneval in Saargemünd, in Grand Est und in Frankreich. Sie gehören auch der NEG an, der Närrischen Europäischen Gemeinschaft, und dem BDK, dem Bund Deutscher Karneval. In Lothringen, sagen sie, wird im Prinzip gefeiert wie im Saarland, dort gibt es aber mehr Fastnachtsbälle.
Da tauchen sie auf, die Wackesse
Die Fasend beginnt wie in Deutschland am 11.11. Da werden dann die Prinzenpaare vorgestellt. Später folgen die Kappensitzungen und Fastnachtsumzüge, die "Cavalcades". Diese ziehen sich aber über mehrere Wochen hinweg, damit die Gruppen und die Vereine mit ihren schön geschmückten Motivwagen auch an den Umzügen der anderen teilnehmen können.
Der Karneval in Lothringen und im Elsass ist bunt und fröhlich, eher weniger politisch. Die Motive der diesjährigen Saargemünder Cavalcade waren etwa Astronauten, Western, ein Bierwagen, ein Bauernhof, ein Cinderella-Kürbis.
Majorettes gehören in Frankreich dazu
Dabei waren Clowns, unter anderem auf Hochrädern, Hexen, Teufel, Greesen, Wackese, und bei den Gruppen gab es auch viele Tiere: Bienen, Bärchen, Eulen, Kühe, Wölfe oder Wildschweine. Musikgruppen und die berühmten, "Majorettes" durften auch nicht fehlen. Das sind die Mädchen und Frauen in Uniformen, die mit ihrem "Bâtons" tanzen.
Viele Lothringer und Elsässer fahren mit ihren Wagen auch bei den deutschen Fasenachtsfreunden mit. Nicht alle dürfen aber dabei sein: Wie bei den deutschen Umzügen setzt auch ihnen der TÜV seit einiger Zeit enge Sicherheitsgrenzen.
Saint Herblain in bretonischer Tracht
Und damit geht es an den Atlantik, nach Saint Herblain bei Nantes. Saint Herblain ist seit fast 40 Jahren jumeliert mit Oberwürzbach. Ortsvorsteherin Dunja Sauer und Markus Noll vom Musikverein Hochscheid-Reichenbrunn erzählen, dass die Karnevalisten aus Frankreich immer den Rosenmontagsumzug in Oberwürzbach anführen. "In Saint Herblain werden drei Königinnen gewählt". Die sind natürlich alle drei in Oberwürzbach dabei, und auch beim Umzug in St. Ingbert.
Seit einiger Zeit werden auch in Saint Herblain Motive vorgegeben. Dieses Jahr war es das Oktoberfest. In St. Ingbert und Oberwürzbach gehen sie aber traditionell in ihren bretonischen Trachten mit. Und haben immer Muscadet von der Loire dabei, der in kleinen Gläschen an die Zuschauer an der Straße ausgeschenkt werden.
Und was ist jetzt ein Wackes?
Jetz noch ein Blick ins Elsass: Auch dort wird grenzüberschreitend gefeiert, und ein Elsässer hat es sogar als Umzugsfigur in die Basler Fastnacht geschafft, erzählt Annick Brun Schwing, die Präsidentin der Fédération des Festivals, Carnavals et Fêtes von Grand Est: die Karikatur eines Elsässers, der in Basel arbeitet:
"Sie sind verkleidet wie Bauern mit einem blauen Hemd, einer weißen Hose, einem roten Schal und Holzschuhe. Außerdem tragen sie französische Kokarde mit Trikolore. Die Wackesse tragen auch eine große Maske mit einem breiten Lächeln, imposanten Zähnen und gelben Haaren - und eine großoe rote Nase."
Geben Sie einfach mal „Wackes“ und Basler Fasnacht in der Bildersuche im Internet ein. Dann sehen Sie sofort, was es ist. So, das wäre geklärt, und damit können die Straßenumzüge in Lothringen, im Elsass, am Atlantik und im Saarland kommen!
Weitere Informationen
Ein Thema in der Region am Mittag am 28.02.2024 auf SR 3 Saarlandwelle. Das Foto ganz oben zeigt Jean Schwing und Annick Brun Schwing. (Bildquelle: Lisa Huth)