"Wie im Krieg": Saarländische Helfer erinnern sich
Welle der Hilfsbereitschaft
Es war eine der größten Naturkatastrophen, die es in Deutschland je gegeben hat: Die Flut im Ahrtal. 180 Menschen kamen ums Leben, unzählige Häuser wurden zerstört, Tausende verloren ihr Hab und Gut. Trotz allem ein winziger Lichtblick: Die enorme Hilfsbereitschaft. Helfer aus dem Saarland erinnern sich an die Ereignisse.
Susanne Knobe aus St. Wendel hat bis heute noch Kontakt zu einer Frau aus dem Ahrtal. Es waren schlimme Zustände, die sie in den Tagen nach der Flut vor Ort vorgefunden hat. Diese Bilder lassen sie bis heute nicht los.
So muss Krieg aussehen
Mit Freunden zusammen reiste Susanne Knobe als freiwillige Helferin ins Ahrtal. Der Schlamm, die Gerüche, die Verzweiflung der Menschen: Das alles vergisst sie nicht mehr. Es sei wie im Kriegsgebiet gewesen.
Teilweise zogen sie und die anderen Helfer einfach nur von Haus zu Haus, um zu fragen, was die Bewohner benötigen. Aus Sicht von Susanne Knobe wäre die Katastrophe ohne die vielen freiwilligen Helfer noch viel schlimmer ausgegangen.
Noch heute sind die Auswirkungen gravierend
Aus der engen Zusammenarbeit haben sich Freundschaften entwickelt und Susanne lässt sich regelmäßig auf dem Laufenden halten, wie es den Ahrtal-Bewohnern heute geht. Viele Familien hätten immer noch kein funktionierendes Zuhause, sie wüssten nicht, wann sie wieder in ihr Haus könnten und viele hätten auch keine Elementar-Versicherung gehabt. Es hake noch an vielen Stellen, erzählt sie.
Das Feuerwehr-Gerätehaus in Bubach-Calmesweiler. Klaus-Dieter Woll und seine Kollegen sitzen zusammen und erinnern sich an ihren Hilfseinsatz vor einem Jahr. In fast 50 Jahren Dienstzeit hätte er noch nie eine solche Katastrophe erlebt, sagt Woll. "Das war schon hart!"
Die "Dusch-Engel"
Der Katastrophenschutz-Zug des Landkreises Neunkirchen hat von den Ahrtal-Bewohnern den Spitznamen „Die Duschengel“ bekommen. Einfach, weil sie die schlammbedeckten Menschen vor Ort mit frischem Wasser und einer Möglichkeit zum Duschen versorgt haben.
Auch zwischen den Feuerwehrleuten und den Bewohnern haben sich Freundschaften gebildet. Am schönsten für Klaus-Dieter Woll war ein Helferfest, das zwischen Müllbergen, Schlammresten und Geröll auf die Beine gestellt wurde. Inklusive saaarländischem Schwenkbraten.
Hoffen auf Frühwarnsysteme
In der Presse und der Politik wird derzeit viel von Versagen und Schuld geredet. Die Feuerwehrleute aus dem Landkreis NK wollen davon wenig wissen. Sie hoffen nur, dass dank besserer Organisation und Frühwarnsysteme künftig aus den Fehlern gelernt wird und sich eine solche Katastrophe in dem Ausmaß nicht mehr wiederholt.
Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 14.07.2022 auf SR 3 Saarlandwelle.