Beam me zur Zweibrücker Star Trek-Vorlesung, Scotty!

Beam me zur Zweibrücker Star Trek-Vorlesung, Scotty!

Thomas Braun   20.12.2023 | 06:04 Uhr

Was hat Star Trek mit der Realität zu tun? Darum dreht sich seit mehr als 25 Jahren die Weihnachtsvorlesung von Dr. Zitt und seiner Crew an der Hochschule Zweibrücken: In diesem Jahr steht die Künstliche Intelligenz im Fokus – und es gibt eine besondere Versteigerung mit einem echten, saarländischen Raumfahrer.

„Künstliche Intelligenz: Science vs. Science Fiction“ ist in diesem Jahr die schon traditionelle Star Trek-Vorlesung an der Hochschule Zweibrücken überschrieben. Vor 27 Jahren von Dr. Hubert Zitt ins Leben gerufen, geht es bei dieser Vorlesung um Parallelen zwischen den Filmen und der wissenschaftlichen Realität.

Bereits seit einigen Jahren ist die stets überdurchschnittlich gut besuchte Vorlesung mit einer Spendenaktion verbunden. Dafür hat in diesem Jahr auch der saarländische ESA-Astronaut sein Buch „Cosmic Kiss“ signiert, das aktuell bei Ebay versteigert wird.

Kult-Vorlesung live vor Ort oder im Stream mitverfolgen

Wer nicht live bei der Vorlesung heute ab 19.00 Uhr im Audimax der Hochschule Zweibrücken dabei sein kann, kann die Vorlesung auch live bei den Offenen Kanälen in Rheinland-Pfalz oder im Livestream auf der Plattform Twitch.tv verfolgen. Den Link und mehr Informationen zur Vorlesung und der „Staarfleet Academy FH Zweibrücken“ gibt es unter www.startrekvorlesung.de.

Im Vorfeld hat uns Dr. Zitt im Interview einen Einblick gegeben, wo Star Trek-Fiction heute zum Alltag gehört – und was künftig noch alles möglich sein könnte.


SR.de: Die Serie Star Trek existiert seit den 70er Jahren. Beamen können wir zwar immer noch nicht - andere Dinge sind mittlerweile aber Realität geworden. Können Sie ein paar Beispiele nennen?

Dr. Hubert Zitt: Das fängt bereits mit Türen an, die sich automatisch öffnen. Das war in der damaligen Zeit reine Vision, heute ist das in jedem Supermarkt selbstverständlich. Man hatte in der Serie Flachbildschirme gezeigt. Oder Laptops. Oder beispielsweise auch Disketten, die selbst in der Realität schon wieder Vergangenheit sind.

Und Captain Kirk hatte immer seinen Kommunikator dabei. Schon damals hatte man sich das so vorgestellt, dass ein Telefon zu einer Person und nicht zu einem Raum gehört. Also genau wie die heutigen Handys. Und ich könnte noch viele weitere Beispiele nennen.

SR.de: Um weitere Beispiele dreht sich auch ihre diesjährige Weihnachtsvorlesung "Künstliche Intelligenz: Science vs. Science Fiction". Die aktuelle Entwicklung bei der KI hat in diesem Jahr für viele Schlagzeilen gesorgt. Inwiefern ist denn dadurch aus Star-Trek-Fiction ein weiteres Stück mehr Realität geworden?

Dr. Hubert Zitt: Das merkt man vor allem bei den neuen Star Trek-Serien wie Star Trek: Picard und Star Trek: Discovery. Dort wurde das Thema KI zum Schwerpunkt. In Picard zum Beispiel gibt es ein Verbot von Androiden, also von künstlichen Lebensformen. Man hat erkannt, dass da eine gewisse Gefahr lauert.

Und in Star Trek Discovery wird darauf eingegangen, dass die künstliche Intelligenz auf dem Raumschiff ein Bewusstsein entwickelt. So hat sich der Computer zum Beispiel selbst einen Namen gegeben, hat eine andere, emotionalere Stimme - und er entscheidet selbstständig. Er verweigert zum Beispiel auch Befehle, wenn er der Meinung ist, damit das Schiff in Gefahr zu bringen.

SR.de: Gehen Sie davon aus, dass auch diese Fiction irgendwann Realität wird – also dass eine KI ein Bewusstsein entwickelt?

Dr. Hubert Zitt: Es gibt ja bereits die Diskussion, dass bestimmte KIs so etwas wie ein Bewusstsein entwickelt hätten – auch wenn es darüber noch unterschiedliche Auffassungen gibt, ob man das tatsächlich schon als Bewusstsein ansehen kann. Ich glaube, dass es auch die kommenden Jahre noch Interpretationssache bleiben wird – und kein Fakt.

SR.de: Sie haben eben auch die Gefahr durch KI angesprochen. Ist KI ihrer Meinung nach denn eher ein Fluch oder ein Segen?

Dr. Hubert Zitt: KI ist wie jede industrielle Revolution Segen und Fluch zugleich. Es hängt viel von uns selbst ab, wie wir die Entwicklung steuern. Es gibt durchaus Schattenseiten - es werden zum Beispiel Arbeitsplätze verloren gehen.

Aber ich denke, wir sollten diesen Weg gehen. Denn wir können mit KI unser Leben besser machen. Künstliche Intelligenzen können zum Beispiel bei der Weiterentwicklung von Medikamenten helfen oder Herzkrankheiten schneller erkennen. Das sind schon große Vorteile.

SR.de: Die große Angst bei manchen bleibt aber, dass irgendwann eine KI intelligenter ist als der Mensch.

Dr. Hubert Zitt: Diese Angst gibt es sicherlich, dass eine KI letztlich die Kontrolle übernimmt und feststellt: Die Menschen sind das eigentliche Problem auf diesem Planeten. Aber ich glaube, dass das nun wirklich Science Fiction ist. Ich sehe hier im Moment noch keinen Bezug zur Realität.

SR.de: Wo glauben Sie denn, könnte aus den Filmen und Serien noch Realität werden? Werden wir doch irgendwann beamen können?

Dr. Hubert Zitt: (lacht) Im vergangenen Jahr hat Anton Zeilinger den Nobelpreis für seinen Nachweis der Quantenteleportation bekommen. Da ist ja schon ein bisschen wie beamen. Letztlich ist es aber nicht nur eine technische Frage, sondern auch eine philosophische Frage, ob die Natur es zulässt, dass ein Mensch komplett zerlegt wird, um zu einem anderen Ort transportiert zu werden. Ich denke, dass Beamen und auch der Warp-Antrieb noch lange, lange Zeit Fiction bleiben werden.

Die nächste Star Trek-Technologie, die tatsächlich Realität werden könnte, ist vermutlich ein Gerät, das einen Bildschirm oder zum Beispiel auch ein Hologramm in die Luft projiziert - ähnlich wie die Kommunikatoren ab der dritten Staffel von Star Trek: Discovery. Mit dem Humane AI-Pin ist zum Beispiel gerade ein Gerät auf den Markt gekommen, das man wie eine Brosche an der Jacke trägt - und das dann bestimmte Inhalte einfach auf die Handfläche projiziert.

SR.de: Vielen Dank Herr Zitt für diesen interessanten Einblick.

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