Wagners "Die Walküre"
Tosender Applaus. Sogar Standing Ovations. Das gibt es für die Musiker nach drei Akten und fast vier Stunden Musik. Zurecht. Musikalisch ist die Walküre am Saarländischen Staatstheater überwältigend. Die Inszenierung des ungarischen Regie-Duos sorgt jedoch für gespaltene Reaktionen.
Alexandra Szemerédys und Magdolna Parditka haben Wagners Oper radikal aktualisiert - um nicht zu sagen, in einen Science-Fiction- Thriller verwandelt. Menschen in weißen Laboranzügen, weiße Wände, kaltes Neonlicht - dazu Monitore, Blutinfusionen, eine Skulptur, die eine DNA zeigt.
Wotan - Chef eines Genlabors
Richard Wagners Gott Wotan ist hier Chef eines Genlabors, der sogenannten Walhal-laboratories – und erschafft künstlich Menschen. Er hat Einsicht über ihre Gedanken und die Macht über ihr Verhalten.
Siegmund und Sieglinde sind Wotans erste Prototypen. Räumlich voneinander isoliert und permanent überwacht, entwickelt das Zwillingspaar telepathische Fähigkeiten, um miteinander zu kommunizieren. Bis sie am Ende – trotz ihrer klinischen Isolation – zueinander finden.
Ein außergewöhnliches musikalisches Erlebnis
Peter Sonn, erstmals zu Gast am Saarländischen Staatstheater, in seinem Rollendebüt als Siegmund macht die Walküre zusammen mit dem gesamten Sängerensemble zu einem außergewöhnlichen musikalischen Erlebnis. Und das Saarländische Staatsorchester unter Leitung von Sebastièn Rouland gelingt nicht nur bei den bekannten Wagnerhits ein Parforceritt.
Die Walküren - ein williger Einsatztrupp
Die Walküren sind Wotans williger Einsatztrupp, der bei den Laborexperimenten über Leben und Tod entscheidet. Sie tragen weiße Boots und schwarze Jogging-Hosenanzüge und haben Maschinengewehre in der Hand. Nach Diskussionen im Leitungsteams des Labors ordnete Laborchef Wotan die Eliminierung Siegmunds an. Brünhilde aber rettet die schwangere Sieglinde. Ein Anflug von Menschlichkeit in einer Welt, die den genetisch optimierten Supermenschen schaffen will? Vielleicht. Wotan allerdings bestraft Brünnhilde und schließt sie in einem Glassarg ein – nachdem ihre Daten abgespeichert worden sind.
Wagners Stoff im Zeitalter der Technokratie
Alles dreht sich um Wissenschaft und Künstliche Intelligenz. Die Regisseurinnen erzählen mutig den alten Stoff im Rahmen der Herausforderungen unseres technokratischen Zeitalters: Der Ring des Nibelungen als Mittel, perfekte, optimierte Menschen zu schaffen – das stellt wichtige moralische Fragen in unserer Gegenwart.
Auf einen Blick
Richard Wagner "Die Walküre"
Saarländisches Staatstheater
Großes Haus
Weitere Infos und Vorstellungstermine
www.staatstheater.saarland
Ein Thema in der "Region am Mittag" am 13.02.2024 auf SR 3 Saarlandwelle