In Saarbrücken, Völklingen und Neunkirchen sind Christen in der Minderheit

In Saarbrücken, Völklingen und Neunkirchen sind Christen in der Minderheit

Kerstin Gallmeyer im Gespräch mit Christian Otterbach / Onlinefassung: Lisa Htuh   07.01.2025 | 11:44 Uhr

Das Saarland gilt nach wie vor als „das katholischste Bundesland“ Deutschlands, noch vor Bayern. 51 Prozent der Saarländer sind katholisch, in Bayern weniger als 45 Prozent. Dennoch steigt auch im Saarland in beiden Kirchen die Zahl der Austritte.

Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche verlieren Mitglieder. Das gilt besonders für die katholische. Von 2011 waren noch 62 Prozent der Saarländerinnen und Saarländer Mitglied in der katholischen Kirche. Jetzt sind es noch 51 Prozent.

Zum Vergleich: In Sachsen-Anhalt liegt die Zahl der Katholiken bei etwa fünf Prozent. Bundesweit ist in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Menschen, die der katholischen und der evangelischen Kirche angehören, deutlich gesunken. Mittlerweile gehört eine knappe Mehrheit der Menschen in Deutschland einer anderen oder keiner Religionsgemeinschaft an.

Ein Grund ist der demografische Wandel

Der Rückgang liegt zum einen am demografischen Wandel: Es werden weniger Menschen geboren, also gibt es weitaus weniger Taufen als Beerdigungen. Wer zuwandert, ist oft kein Christ, sondern gehört einer anderen Glaubensgemeinschaft oder keiner an.

Und dann gibt es die große Zahl an Kirchenaustritten. Auf katholischer Seite ist sie unter anderem motiviert durch die Skandale um sexualisierte Gewalt. Gründe sind aber auch die nach wie vor sehr kritische Haltung der Kirche gegenüber queeren Menschen und auch durch die gefühlte oder tatsächliche „Geldverschwendung“ der Kirche. Und viele Menschen wollen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auch einfach die Kirchensteuer sparen und treten deshalb aus.

Finanziell gravierende Folgen

In Saarbrücken, Völklingen und Neunkirchen sind laut der Zensus-Volkszählung von 2022 mittlerweile Katholikinnen und Katholiken in der Minderheit. Diese drei Städte sind religiös und weltanschaulich sehr, sehr bunt geworden, in der Landeshauptstadt beträgt der Anteil derer, die weder katholisch noch evangelisch sind mittlerweile 46 Prozent.

Da sich die Kirchen in Deutschland über die Kirchensteuer finanzieren, hat das auf gar nicht mehr so lange Sicht gravierende Folgen; und das nicht nur für fromme Menschen. Die Kirchen sind mit der katholischen Caritas und der evangelischen Diakonie die größten Arbeitgeberinnen in Deutschland. Und jeder, der schon mal einen Kita-Platz im Saarland gesucht hat oder ins Krankenhaus muss, weiß, dass die Kirchen da große Player sind.

Auch das Bistum Trier ist nicht arm

Selbst, wenn diese Einrichtungen zum großen Teil von der Allgemeinheit finanziert werden: Sollten die Kirchen sich aus Geldmangel da zurückziehen, würde es Probleme geben. Und im dörflichen Bereich gibt’s die Frage der Immobilien: Wenn Kirchen oder Pfarrheime dicht gemacht werden, betrifft das die Dorfinfrastruktur direkt.

Auf der anderen Seite sind etwa die katholischen Bistümer, zumal auch das Bistum Trier, noch weit von materieller Armut entfernt.

Ein Thema aus der Sendung "Region am Mittag" am 07.01.2025 auf SR 3 Saarlandwelle.

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