"Wir wünschen uns ein Symposium zum Thema Antisemitismus"

Causa Breitz: Künstler im Saarland sehen Meinungsfreiheit bedroht

  30.01.2024 | 11:41 Uhr

In die Debatte um die abgesagte Ausstellung der Künstlerin Candice Breitz haben sich zahlreiche saarländische Kulturschaffende mit einem offenen Brief an Kultusministerin Streichert-Clivot gewandt. Sie fühlen sich in ihrer Meinungs- und Kunstfreiheit eingeschränkt und befürchten aufgrund abweichender Meinungen „gecancelt“ zu werden.

Seit nunmehr zwei Monaten beschäftigt die Causa der jüdischen Künsterlin Candice Breitz die Kunstszene weltweit. Die Absage ihrer Ausstellung durch die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, nachdem sich Breitz zum Nahost-Konflikt geäußert hatte, sorgte für einen regelrechten Shitstorm.

Nun haben sich auch Kunstschaffende aus dem Saarland in die Debatte eingeschaltet. In einem offenen Brief an die saarländische Kultusministerin Christine Streichert-Clivot (SPD), die die Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung ist, appellieren die Künsterlinnen und Künstler für einen dialogorientierten Umgang in der Angelegenheit Candice Breitz.

"Befürchten, gecancelt zu werden"

Zudem betonen die 56 Erstunterzeichner, dass sie sich derzeit in ihrer Meinungs- und Kunstfreiheit eingeschränkt fühlen. "Wir befürchten, aufgrund abweichender Meinungen marginalisiert, gecancelt und gar als 'antisemitisch' kriminalisiert zu werden", heißt es in dem offenen Brief.

Und noch mehr: Es entwickele sich aktuell "ein Klima der Angst, in dem Künstler und Künstlerinnen zögern, sich zu sensiblen Themen wie dem Nahost-Konflikt zu äußern". Selbst Hochschullehrende neigten derzeit eher zum Schweigen statt zum offenen Diskurs. Das widerspreche den Werten einer offenen und demokratischen Gesellschaft.

Streichert-Clivot verteidigt Absage

Zuletzt hatte Streichert-Clivot die Absage der Breitz-Ausstellung verteidigt. Die Künstlerin bewege sich mit ihrer Positionierung auf einem sehr schmalen Grat. "Ihre Aussagen sind immer in die eine oder andere Richtung, sowohl israelkritisch als auch sehr polarisierend", sagte Streichert-Clivot Mitte Januar.

Breitz selbst hatte Anfang Dezember eine öffentliche Entschuldigung gefordert. Die Absage der Ausstellung Ende November war in der Kunstszene weltweit heftig kritisiert und als übereilt und unreflektiert bezeichnet worden. Der politische Widersacher, die CDU, sprach in der Folge von einem "desaströsen Krisenmanagement" durch die Kultusministerin.

Causa Breitz erneut im Kulturausschuss

Auch nach dem nun erschienenen offenen Brief meldet sich die CDU-Fraktion im Landtag zu Wort. "Die jüngsten Äußerungen aus der Kulturbranche, die gar die Meinungs- und Kunstfreiheit im Saarland gefährdet sieht, müssen aufhorchen lassen. Ein sich verfestigendes Klima der Angst, das im Raum steht, wäre Gift für den Kulturstandort Saarland, weit über die Grenzen des Landes hinaus", sagte die kulturpolitische Sprecherin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jutta Schmitt-Lang.

Am kommenden Donnerstag wird die Causa Breitz erneut Thema im Kulturausschuss sein.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 30.01.2024 berichtet.


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Seit dem 24. November herrscht Unruhe in der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz - dem Tag als Vorständin Andrea Jahn die Ausstellung der jüdischen Künstlerin Candice Breitz abgesagt hat. Die Kuratioriumsvorsitzende der Stiftung, Christine Streichert-Clivot, äußert sich nun zum ersten Mal.

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