Friemelein: St. Martin, St. Martin…

St. Martin, St. Martin…

Michael Friemel   11.11.2024 | 09:45 Uhr

Dieser unvergleichliche Duft der Fackeln, die Musik der Kapelle, der dicke Hintern vom Pferd - die Erinnerungen an St. Martin haben sich eingeprägt. Sei es aus der eigenen Kindheit, oder später dann mit Kindern und Enkeln.

Oft denke ich an das Jahr zurück, als die Jungs von der örtlichen Feuerwehr beim Entzünden  des Martinsfeuers in ihrem Elan etwas zu großzügig mit Benzin umgegangen waren, woraufhin man beim Entzünden selbst zwei Straßen weiter noch ein sattes „Wuff“ hörte.

Die Veranstaltung war damals ziemlich flott zu Ende. Wo wir Kinder beim Abmarsch zum Umzug erwartungsvoll auf den noch intakten riesigen Scheiterhaufen geblickt hatten, war bei unserer Rückkehr nur noch ein kleiner, rauchender, schwarzer Aschenhügel übrig.

Das, was einmal das vorm Sperrmüll gerettete alte Bett des Pfarrers gewesen sein musste, hatte sich in ein armseliges Häuflein Dreck verwandelt, das nur noch dezent glühte glühte, als wir mit Apfelpunsch in der Hand drumrum standen.

Der Stimmung tat das aber trotzdem keinen Abbruch. Ohne sich etwas anmerken zu lassen stieg St. Martin von seinem Pferd.

OK – das Pferd war ein Esel, und St. Martin war eine Frau, aber beides – ein Pferd und ein Mann war für diesen Job damals nicht aufzutreiben.

Also, noch mal: St. Martina stieg vor dem kokelnden Häufchen Pfarrersbett vom Esel, legte den Playmobil-Feuerwehrmannhelm zur Seite, entledigte sich eines Fetzens roten Gardinenstoffs um den Hals und fragte laut „Kann mir mol änner e Bier uffmache?“

Da wussten wir alle: Der Umzug ist zu Ende und das gemütliche Beisammensein kann beginnen.

Das bestand dann darin, dass wir mit unserem Eltern zwei Stunden an der Ausgabe für die Martinsbrezeln anstanden, um dann festzustellen, dass wir nicht über den Brezel-Bon verfügten, der schon in der Vorwoche im Pfarrbüro ausgegeben worden war.

So stellten wir uns ohne Brezeln ums kokelnde Pfarrersbett, wackelten an unserem flackernden Laternenstab bis das Birnchen wieder brannte, und sangen das Lied von St. Martin – begleitet vom Spielmannszug des Dorfes, der auf dieses Ereignis ein ganzes Jahr hingeprobt hatte und nun doch nur eben dieses „St. Martin“ beherrschte.

Und wollten die Umstehenden dann noch ein wenig mehr hören, dann spielte man halt „S´is  Faasenacht.“

Michael Friemel


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