Friemeleien: Parken gegenüber verboten

Parken gegenüber verboten

Michael Friemel   14.04.2025 | 09:45 Uhr

„Parken gegenüber verboten.“ In schwarzer Schrift auf gelbem Grund. Ein Schild, angebracht vornehmlich an Garagentoren oder vor gepflasterten Einfahrten. Ja, es ist eine teuflische Kombination – das Besitzen von eigenem Grund und Nicht-Autofahren-können.

Oder wie sonst soll man sich diese Anweisung anders erklären, als damit, dass derjenige, dem die Garage gehört, nicht in der Lage ist, rückwärts auszuparken, wenn auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein anderes Auto steht.

Oder überwiegt vielleicht doch eher die Regulierfreude?

Dem sehr ähnlich ist ja das Anbringen von Ketten vor Haus- und Hofeinfahrten. Gerne auch mit Vorhängeschloss versehen. Hier werden nicht selten Flächen gesperrt, auf denen sowieso niemand parken will, die aber ja eventuell als Wende- und Rangiermöglichkeit genutzt werden könnten, was natürlich ein ungeheurer nicht zu duldender Zustand wäre.

Diese Haushalte erkennen sie auch schon beim bloßen Betrachten der Wohnzimmerfenster, die zur Straße zeigen. Sie sind mit dicht hängenden Gardinen geradezu verbarrikadiert, hinter denen man Leben allenfalls vermuten kann.

Aus Vermutung kann aber Gewissheit werden. Dazu muss man sich nur auf Bürgersteignähe heranwagen. Darauf nämlich reagiert die Gardinenfront ähnlich wie eine Fleischfressende Pflanze oder eine Mimose auf Berührung. Sie beginnt sofort, sich hektisch zu bewegen.

Denn der deutsche Grundstücksbeschilderungswüterich führt ein Leben direkt hinter der Gardine. Dort verbringt er seine Tage, stets aufmerksam beobachtend, ob es nicht doch jemand wagt, sich den schriftlichen und doch so eindeutigen Anweisungen zu widersetzen.

Und dann ist Spaß auf der Gass. Dann hat er endlich wieder was zu tun. Darf raus und regeln. Zartes Befahren des Bürgersteigs wird schon mit versteinerter Mine und leicht erhobenem Zeigefinger geahndet.

Anweisungswidriges Parken gar mit Fensteröffnen und in strengem Tonfall hervorgebrachten Tiraden. Zum grußlosen Dialogauftakt hier gerne genommen ist die Frage: „Könne Sie lese?“

„Näh, awwer Autofahre!“

Michael Friemel


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