Winnetou im Sulzbachtal
Der Karl-May-Wanderweg
Was hat der Wilde-Westen mit dem Sulzbachtal zu tun? Eigentlich nichts, bis Revierförster Hubert Dörrenbecher einen ungewöhnlichen Einfall hatte. Auf einem 13 km langen Wanderweg stellte er Informationstafeln auf, die Karl May-Fans und Interessierten, auf abwechslungsreichen Wegen, das Leben und Werk des Schriftstellers näher bringen.
(22.07.2014) Karl Friedrich May. 1842 im Landkreis Zwickau geboren. 1912 im sächsischen Radebeul gestorben. Seine Abenteuerromane sind den meisten bekannt. Winnetou und Old Shatterhand kämpfen im Wilden Westen für Gerechtigkeit und Frieden. Karl Mays bewegtes Leben, fast selbst eine Abenteuergeschichte, und sein literarisches Schaffen können Sie nacherleben. Und zwar auf einem Wanderweg im Sulzbachtal.
Der Weg ist eine Idee von Hubert Dörrenbecher, der bis Ende 2013 Förster im Sulzbachtal war. Als Fan Karl Mays und Kenner all seiner Schriften konnte er auf Tafeln entlang des Weges sowohl den bekannten als auch den unbekannten Karl May darstellen. Karl May hatte viele Talente. Er verfasste Gedichte, machte Musik, ist Autor vieler Sinnsprüche und er hat sogar ein Drama geschrieben. Auf Übersichtskarten sind zwei Routen eingezeichnet, auf denen Wanderer dem Abenteuerschriftsteller näher kommen können. Eine dieser Karten steht auf dem Parkplatz am Forsthaus Neuhaus.
Der auf der Karte rot eingezeichnete Weg führt von Sulzbach nach Altenwald und Friedrichsthal und von dort nach Elversberg. Er ist 13 Kilometer lang. Auf dem Rückweg gibt es die Möglichkeit, eine Zusatzschleife zu laufen. Sie ist acht Kilometer lang und grün eingezeichnet. Die Zusatzschleife führt nach Neuweiler, nach Dudweiler, zum Brennenden Berg und zurück nach Sulzbach.
Info-Tafeln mit QR-Code
Die rund 40 Informationstafeln entlang des Wegs sehen aus wie die bekannten grünen Einbände der Bücher Karl Mays mit einer Illustration auf der Vorderseite. Alle Tafeln haben einen QR-Code. Wird er mit einem Smartphone eingescannt, zeigt es die Internetseite des Karl-May-Wanderwegs an, die nach und nach um weitere Informationen über den Autor ergänzt werden soll.
An den Tafeln hat Hubert Dörrenbecher mehrere Jahre gearbeitet. Auf einer steht, dass Karl May als jüngerer Mann mehrfach im Gefängnis war, unter anderem wegen Betrugs. Wie sein Leben von da an verlief, können Wanderer auf einer Tafel lesen, die auf dem Weg steht, der in Richtung der alten Sandgrube Felsenbruch führt. Mays erster Gefängnisaufenthalt für sechs Wochen im Jahr 1862 wird als einschneidendes Erlebnis beschrieben. Es soll seine Tätigkeit als Autor befeuert haben. Zu lesen ist auch von den Anfeindungen, die er erdulden musste. Man hatte ihm vorgeworfen, seine Ich-Erzählungen seien nicht von ihm selbst erlebt worden. Zudem habe er sich den Doktortitel unrechtmäßig angeeignet.
Der Karl-May-Wanderweg führt teilweise auf sehr schmalen Wegen durch den Wald. Man läuft nicht auf Brasche oder Asphalt, sondern auf dem ursprünglichen Waldboden. Hin und wieder gibt ein Holzgeländer Halt. Um Steigungen und Gefälle gefahrlos überwinden zu können, gibt es sehr einfache Holztreppen.
„Ich würde ihn als mittelschwer bezeichnen, durch viele Anstiege geprägt, es geht berghoch, bergrunter“, sagt Hubert Dörrenbecher. „Wir wechseln hier in diesem ganzen Gebiet zweimal zwischen Buntsandstein und Karbon. Karbon heißt, da staut sich das Wasser, da kann es also auch nass und schmierig werden, wo hingegen Buntsandstein relativ schnell abtrocknet.“
Kleine quadratische Schilder mit dem gezeichneten Porträtprofil von Karl May in rot oder grün, je nach Route, sind an Bäumen entlang des Weges angeschlagen. An ihnen können sich Wanderer orientieren. Wie viele Wanderer bisher im Sulzbachtal auf Karl Mays Spuren unterwegs waren, lässt sich nicht sagen. Die deutlich ausgetretenen Waldwege lassen aber erahnen, dass es eine ganze Menge gewesen sein müssen. In der sogenannten Balkanschlucht, einem ehemaligen Buntsandsteinbruch, kam es deshalb hin und wieder schon zu einem Stau, wie Hubert Dörrenbecher selbst beobachten konnte: „Die Schlucht ist circa 150 Meter lang. Man kann aber nur hintereinander gehen. Das heißt, es hat sich am Eingang der Schlucht etwas gestaut, und weil ich als Erster war, war ich auf der anderen Seite wieder draußen und konnte zurückblicken. Da war in dieser 150 Meter langen Schlucht eine Person nach der anderen.“
Das Saarland in Karl Mays Werk
Der Karl-May-Wanderweg führt durch einen abwechslungsreichen Laubwald. Auf großen geschwungenen Bänken können sich Wanderer ausruhen, auf Sechseichen bei St. Ingbert sogar einen landschaftlichen Fernblick genießen. Am Horizont zeichnen sich dort Kahlenberg und Scheidterberg ab. Darüber hinaus schmücken aus Holz geschnitzte Skulpturen den Weg: ein Bär, ein Büffel, ein Adler, ein Krokodil und Totempfähle. Und obwohl Karl May das Saarland nie besucht hat, gibt es eine historische Verbindung. In dem Roman Die Liebe des Ulanen agieren seine Helden vor unserer Haustüre. Die Mosel wird in dem Text ebenso erwähnt wie die Städte Metz, Forbach, Saarbrücken und Neunkirchen sowie die Orte Weißkirchen und Mettlach.
Frank Hofmann
Kontakt:
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Tel.: (0681) 92 720-0
Fax: (0681) 92 72 040
E-Mail: info@tz-s.de
www.tourismus-saarland.de
Öffnungszeiten/Strecke:
Ganzjährig, Länge: 13 oder 21 Kilometer. Einstieg in die Strecke unter anderem in Sulzbach-Schnappach vom Parkplatz am Ende des Schürer Wegs (Bayrisch Zell); von hier aus gelangt man zu Station 1 und geht dann im Uhrzeigersinn weiter.
Eintritt:
Der Eintritt ist frei.
Anfahrt:
Von Saarbrücken aus auf der A 623 Richtung Neunkirchen, Abfahrt Sulzbach, dann Richtung Quierschied, an der Klinik Sulzbach links abbiegen auf die Sulzbacherstraße, dann rechts in den Schnappcher Weg, von dort aus rechts in die Bayernstraße, von der links der Schürer Weg abgeht. Das Auto kann kostenlos am Gasthaus Bayrisch Zell abgestellt werden.