Die ganze Welt in einem Kuhstall
Das Flaschenmuseum von Cottendorf
Ein Kuhstall in der kleinen Gemeinde Cottendorf in Frankreich birgt ganz besondere Schätze - Flaschen, in allen Variationen, aus aller Herren Länder und aus verschiedenen Epochen. Sie hat Joseph Merl über Jahre fleißig auf Flohmärkten gesammelt. Tour de Kultur stellt ihn und sein ungewöhnliches Museum vor.
(14.08.2014) Cottendorf, das klingt so ein bisschen wie Cotton-Club. Wie New York, die große weite Welt, verrauchter Jazz-Keller und halb geleerte Whisky-Flaschen. Cottendorf aber hat nur anderthalb Straßen, noch nicht mal einen eigenen Bürgermeister, und das will was heißen in Frankreich, wo wirklich jedes kleinste Dorf einen Bürgermeister hat. Dafür gibt es in Cottendorf aber Whisky-Flaschen. Nicht nur Whisky-Flaschen, sondern Flaschen in allen Formen, Farben, Ausführungen, die man sich nur denken kann. Und zwar im Kuhstall von Joseph Merl.
Wohin mit all den Flaschen?
Dieser Joseph Merl ist kein Mann großer Worte. Er finde die Flaschen schön, sagt er über seine außergewöhnliche Sammlung. Vor ein paar Jahren hat er damit angefangen. Fand hier auf einem Flohmarkt eine türkisfarbene Flasche mit langem gedrehtem Hals, dort eine aus Porzellan in Form einer Landkarte Frankreichs. Auf dem nächsten Flohmarkt eine ähnliche Flasche, nur dieses Mal die Landkarte von Korsika. Die Leidenschaft hatte ihn gepackt. Er fuhr auf Flohmärkte nach Merzig, Losheim, Saarlouis, selbst nach Luxemburg und natürlich auch auf die in Lothringen: Bouzonville, Sierck, Thionville. Brachte Flaschen in Form von Vögeln, Trauben oder Autos mit. Freunde und Verwandte fanden das praktisch: Was soll man einem über 80-Jährigen schenken? Na, schöne Flaschen, wenn er sie doch schon sammelt.
Nur, wohin damit? Da kam Joseph Merl zupass, dass der Kuhstall aufgelassen wurde. Den schrubbte und strich er, baute Regale ein und so entstand, Flasche für Flasche, ein regelrechtes Museum.
Charles de Gaulle in Flaschenform
Seine Sammlung wurde in der Gegend bekannt, Wanderer machten bei Jost Merl Halt und ließen sich von ihm in die bunte Glas- und Steingutwelt entführen. Begegnet man dort nämlich auch den französischen Präsidenten Charles de Gaulle und Nicolas Sarkozy – in Flaschenform natürlich, Spanischen Flamenco-Tänzerinnen oder gar Barack Obama.
Wie viel sie wert sind? Das weiß er nicht. Auf den Flohmärkten handelt Jost Merl die Preise runter. Mehr als drei oder fünf Euro gebe er nicht aus. Höchstens, wenn mal eine besonders schöne dabei sei, wie dieser Eiffelturm zum Beispiel.
Inzwischen melden sich ganze Wandergruppen an, die ihre Tour über den Gau hinter Rehlingen-Siersburg extra so legen, dass sie durch Cottendorf hindurch müssen. Am schönsten sind natürlich die blauen, roten oder kristallenen Flaschen, die im Licht der Lampen funkeln. Eine Attraktion sind aber auch die Bierflaschen aus Steingut aus der Brauerei in Merzig. Das Bier wurde früher ganz offenbar Literweise getrunken. Zu denen aus Merzig haben sich inzwischen auch Bierflaschen aus Preußen, Neuschwanstein und Worms gesellt.
Für die Besucher gibt es dann auch mal einen Schnaps und, so kulturell gebildet, ziehen die Wanderer wieder weiter. Eine Gruppe hat ihm aber auch ein Geschenk hinterlassen. Nein, keine Flasche, sondern ein Holzschild: Musée Nationale des Bouteilles. Gut, ein Nationalmuseum ist es nicht, aber auf jeden Fall einen Abstecher wert.
Lisa Huth
Kontakt
Joseph Merl
7, rue Principale Cottendorf
F-57320 Schwerdorff
Tel.: (00333) 87 35 50 20
Öffnungszeiten
Nach Absprache
Eintritt
Der Eintritt ist frei
Anfahrt
Auf der A 8 zwischen Saarlouis und Merzig die Ausfahrt Rehlingen-Siersburg nehmen, auf der L 171 bis zur Abfahrt Hemmersdorf, durch Hemmersdorf hindurch über die L 356 nach Fürweiler, von dort über die Grenze nach Schwerdorff. In Schwerdorff geht’s links zum Ortsteil Cottendorf.