Azurit  (Foto: Kolja Koglin)

Wertvolles Blau

Der Römische Emilianusstollen in Wallerfangen

Steffani Balle   15.07.2024 | 06:00 Uhr

Die Dürer-Geschichte rund um den Emilianusstollen: Es heißt, dass der berühmte Maler Albrecht Dürer mit dem Azurit, dem Wallerfanger Blau, just aus dem Emilianusstollen gemalt haben soll.

Eine Geschichte, die Reiseleiter Helmut Grein so leider nicht bestätigen kann: Dürer hat zwar eindeutig mit Azurit gemalt, also dem blauen Farbstoff aus dem Bergbau. Ob der jetzt aber genau aus diesem Stollen in Wallerfangen gekommen ist – das ist bis heute nicht belegt.

Die Farbpigmente, die man von Dürers Bildern bei einer Restaurierung abgekratzt hatte, die reichten nicht aus, um die Herkunft des blauen Farbstoffs zweifelsfrei zu belegen. Schade eigentlich! Wäre doch zu schön gewesen.

Bergbau der Römerzeit

Eingang zum Emilianusstollen Wallerfangen (Foto: Kolja Koglin)

Was aber belegt ist - und zwar in Stein gemeißelt: Hier im Hansenberg, unterhalb des Wallerfanger Ortsteils St. Barbara, ist der älteste Beleg dafür, dass schon in der Römerzeit Bergbau betrieben wurde.

Ein paar Schritte neben dem Stollen-Eingang findet sich eine Inschrift in den Stein gehauen: Incepta Officina Emiliani Nonis Mart, steht da auf Lateinisch. Was übersetzt heißt: Emilianus hat diesen Stollen für den Bergbau am 7. März erworben. Das Jahr steht nicht dabei. Aus dem einfachen Grund: Wenn jemand damals das Bergrecht für einen bestimmten Stollen erworben hatte, dann musste er innerhalb von 25 Tagen mit der Arbeit darin beginnen, ansonsten wäre sein Besitzrecht erloschen. Deshalb interessierten in der Römerzeit nur der Monat und der Tag des Erwerbs der Rechte.

Historiker haben die Inschrift auf das zweite bis dritte Jahrhundert nach Christi Geburt datiert. Dass sich die Inschrift mehr als 1.800 Jahre gehalten hat, das liegt am besonderen Bunt-Sandstein des Hangs, hier unterhalb von St. Barbara, erklärt Helmut Grein. Dieser besondere Stein bröckelt nicht bei Feuchtigkeit, sondern braucht sie zum Erhalt.

Rein in den Stollen

Im Emilianusstollen Wallerfangen (Foto: Steffani Balle/ SR)

Jetzt aber: in die Höhle! Wo ich mir gleich mal den Kopf stoße, als ich neugierig zur Decke schaue. Niedrig ist es und unten plätschert das Wasser aus dem Berg durch den Stollen.

Dann, etwa zehn Meter nach dem Stollen-Eingang fällt plötzlich Tageslicht von oben in den dunklen Gang: Hier haben sich die Bergleute einen Lüftungsschacht gebaut, 15 Meter in die Höhe, senkrecht nach oben. Gehauen in einem Durchmesser von über einem Meter mit Spitz-Hammer und Steinmeißel. Die rau behauenen Wände zeugen von der Mühsal. Ob dieser senkrechte, offene Schacht zur Belüftung gedient hat oder als Transport-Loch für die gehauenen Steine, das ist nicht überliefert.

Tief in den Berg rein

Emilianusstollen Wallerfangen (Foto: Steffani Balle/ SR)

Im Gänsemarsch geht es rund 20 Meter tief in den Berg. Wer hier eine blaue Hölle erwartet hatte, der wird enttäuscht: Schon Emilianus hatte den Stollen ursprünglich zur Kupfer-Gewinnung erworben – und muss wohl ziemlich schnell arg frustriert aufgegeben haben. Denn: grünes Kupfer – das gibt’s hier auch nicht.

Erst im zweiten Anlauf, im späten Mittelalter, fanden die Bergleute die Steine mit den blauen Einschlüssen, den Azurit-Kügelchen. Die wurden, nach historischen Belegen, von den Frauen vor der Höhle aus dem Stein herausgeklopft und, je nach dem Trägermaterial Wasser oder Öl – als Augenschminke, zum Streichen von Metallen – oder eben zum Malen äußerst wertvoller Bilder von Albrecht Dürer verwendet. – Vielleicht!

Steffani Balle


Auf einen Blick


Kontakt
Touristen-Information des Landkreises Saarlouis
Großer Markt 8
66740 Saarlouis
Tel.: (06831) 44 44 49
E-Mail: tourist-info@kreis-saarlouis.de
www.rendezvous-saarlouis.de

Öffnungszeiten
Führungen durch den Emilianusstollen bietet der Landkreis Saarlouis sechs Mal im Jahr an. Darüber hinaus kann man Gruppen-Führungen direkt bei den beiden Gästeführern Helmut Grein und Gilbert Jaeck buchen.

Eintritt
Kosten: 4,- € pro Person, zahlbar in bar vor Ort.

Treffpunkt
Dorfgemeinschaftshaus St. Barbara
Schloßbergstraße 97
66798 Wallerfangen
Dort kann man kostenlos parken.

Tipps
Erwachsene bekommen am Höhleneingang einen Bau-Helm ausgeliehen, für Kinder sollten Besucher einen Fahrradhelm mitbringen.

Wer sich verpflegen will, muss selbst ein Picknick einpacken. Einen Tisch mit Sitzbänken gibt’s in unmittelbarer Nähe zum Stollen, mitten im Grünen.

Der Weg zum Stolleneingang benötigt etwa zehn Minuten zu Fuß und ist nicht barrierefrei. Am Ende warten 44 Stufen abwärts. Festes Schuhwerk wird empfohlen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja