Alpakawanderung in Losheim (Foto: SR/Chris Ignatzi)

Alpakawanderung in Losheim

Chris Ignatzi   15.07.2024 | 06:00 Uhr

Noch am Abend, beim Einschlafen, kann Emily gar nicht aufhören, an die Alpakas zu denken. „Papa!“, flüstert sie, „unser Alpaka war soooo süß!“ Man merkt es schon. Eine Alpakawanderung ist gerade für kleine Mädchen ein Erlebnis, das nachwirkt. Doch von vorn:

Eigentlich ist Emily mit vier Jahren noch ein bisschen klein. Aber bei einer Farm mit rund 40 Tieren ist für jeden etwas dabei. Da gibt es die gemütlichen, kleineren Tiere, für die jüngsten auf der Wanderschaft.

Unser Alpaka, das auf den Namen Barno hört, ist so eines. Und dann gibt es die Draufgänger – für jugendliche Jungs, die die Herausforderung suchen. Und herausfordernd sind die Tiere, die in freier Wildbahn in den südamerikanischen Anden leben, durchaus.

„Alpakas haben ihren eigenen Kopf“, warnt Alpakamama Sarah Conrad-Böttger bei der Einweisung, während die Wandergruppe im Halbkreis um die Herde vor dem Stall steht und nach und nach ihre Tiere zugewiesen bekommt. Und ganz wichtig: „Wenn die Alpakas versuchen, stehen zu bleiben um etwas zu essen, dann lasst sie nicht, es könnten giftige Pflanzen sein.“

Keine Hunde und Kinderwägen

Alpakawanderung in Losheim (Foto: SR/Chris Ignatzi)

Die Regeln sind also einfach: Die Alpakas nicht an der zu langen Leine halten und immer schön vorsichtig sein, denn die Tiere sind schreckhaft. Hunde und Kinderwägen sind bei diesen Wanderungen nicht erlaubt. Dann geht es auch schon los. Elf Tiere sind in unserer Gruppe dabei. Barno will erstmal ganz hinten mitwandern und sich das Geschehen aus dem Rückraum ansehen.

Alpakas machen einfach Pause

Auch die kleine Emily darf mal die Leine halten, aber nicht allein. Ein zu starker Ruck und ein Kind könnte hinfallen. Das passiert auf dieser Wanderung zwar nicht. Was Sarah Conrad-Böttger mit der Eigenwilligkeit ihrer Tiere meinte, zeigt sich trotzdem schon auf den ersten Metern.

Wenn ein Alpaka Lust dazu hat, bleibt es stehen und schaut sich um. Ein bisschen erinnert das an das Verhalten von Eseln. Dann ist es gar nicht mehr so einfach, das Tier zum Weiterwandern zu bewegen. Gut zureden hilft da nicht. Zum Glück sind Alpakas Herdentiere. Niemand will zurückgelassen werden und wenn dann die Gruppe weitergeht, geht irgendwann auch das gemütlichste Tier mit.

Entspannen mit Alpakas

Alpakawanderung in Losheim (Foto: SR/Chris Ignatzi)

Das mag anstrengend klingen, ist aber das Gegenteil: entspannend. Vor allem nach etwa 15 bis 20 Minuten Wanderung über die Losheimer Feldwege, als es auf eine große Wiese geht, auf der die Alpakas weiden dürfen. Mit einem herrlichen Weitblick und ein bisschen Fantasie fühlt man sich hier fast wie im peruanischen Hochland.

Die Tiere futtern frisches Gras und strahlen eine angenehme Ruhe aus. Die Psychologin Sarah Conrad-Böttger, die ihre Alpakas nebenberuflich züchtet, fühlte sich auch deshalb zu den Tieren hingezogen, als sie während des Studiums auf die Idee kam, sich Alpakas zuzulegen. Ähnlich wie bei einer Delfintherapie gibt es auch Psychologen, die Alpakas für ihre Arbeit einsetzen, etwa mit Asperger-Patienten.

Vom Hamster zum Alpaka

Alpakawanderung in Losheim (Foto: SR/Chris Ignatzi)

Sarah Conrad-Böttgers Leidenschaft begann etwas pragmatischer. „Ich habe Hamster gezüchtet, aber irgendwann war mir das zu klein und zu eng“, erzählt sie. Also wurde es eine Nummer größer.

Von der Entscheidung für die Alpakazucht profitieren nun also die Gäste der Wanderung, die nach der Weidepause durch den malerischen Hochwald weitergeht. So hügelig ist es dort, dass die Alpakas sich wie zu Hause fühlen müssen.

Festes Schuhwerk schadet nicht. Das zeigt sich vor allem dann, wenn Barno entscheidet, nicht mehr hinterhertrippeln zu wollen, sondern auf dem Rückweg zur Farm plötzlich vorn mit dabei zu sein. „Das ist ganz normal“, sagt Sarah Conrad-Böttger und lacht. Alpakas haben eben – da merkt man es mal wieder – ihren eigenen Kopf.

Die Herde bleibt zusammen

Alpakawanderung in Losheim (Foto: SR/Chris Ignatzi)

Aber auch hier gilt: Die Herde bleibt zusammen, dadurch bleibt trotzdem alles entspannt und die Wanderung flüssig. Nach etwa einer Stunde gemütlichen Wanderns mit flauschigen Tieren, die man übrigens, so verlockend es auch scheinen mag, nicht streicheln darf, ist unsere Gruppe zurück und glücklich.

Da wird heute Nacht jemand gut schlafen. Barno, der sich ordentlich austoben durfte, seine Herde und vor allem die Nachwuchswanderin Emily, die noch lange davon reden wird, „wie süüüüß“ ihr Alpaka auf dieser Wanderung war.

Chris Ignatzi


Auf einen Blick


Kontakt:
Pintaloosa Alpakas
Dipl. Psych. Sarah Conrad-Böttger
Mitlosheimer Str. 66a
66679 Losheim am See
Tel.: 0176 21 11 33 05
E-Mail: mail@pintaloosa-alpakas.de
www.pintaloosa-alpakas.de

Termine
Die Wanderung ist das ganze Jahr über buchbar.
Termine nach Absprache, bitte über WhatsApp.
Ab zwölf Personen kann ein individueller Termin vereinbart werden.

Preise
35 Euro pro Person mit Alpaka, 15 Euro pro Begleitperson. Pro Alpaka ist nur eine Begleitperson möglich. Kinder bis 13 Jahre 10 Euro, Kinder unter drei Jahren sind frei.

Dauer
Zur Wanderung gehört ein Kennenlernen mit den Tieren. Sarah Conrad-Böttger stellt sie bei einer Fütterung vor und erklärt Wissenswertes über Alpakas. Der Termin dauert insgesamt rund eineinhalb bis zwei Stunden. Das Wandern selbst dauert eine Stunde.

Tipps:
Kinder sollten mindestens 8 Jahre alt sein.
Bitte auf festes Schuhwerk achten und an wetterangepasste Kleidung denken.
Alpakas sind sehr vorsichtige Tiere, deshalb können Hunde und Kinderwägen leider nicht mitgebracht werden.


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