Bauernkriegshaus in Nußdorf (Foto: Karin Mayer/ SR)

Nur nicht mit den Nußdorfern anlegen

Das Bauernkriegshaus in Nußdorf

Karin Mayer   15.07.2024 | 06:00 Uhr

Was passieren kann, wenn man sich mit den Bauern anlegt, das konnte man Anfang des Jahres bei Großdemonstrationen in ganz Deutschland erleben. Tausende Traktoren waren auf der Straße und für den ein oder anderen Politiker wurde es unangenehm. Dass solche Proteste lange Tradition haben, das kann man im Bauernkriegsmuseum in Nußdorf/Pfalz erfahren. Ein liebevoll gepflegtes Fachwerkhaus, das an die Aufstände der Bauern vor 500 Jahren erinnert.

Die Nußdorfer Bauern hatten es im Jahr 1525 nicht leicht: Die Ernten waren schlecht, die Bauern waren Leibeigene und sie mussten an Klöster und an Adelige Abgaben zahlen.

Die Arbeit war hart und es sollte noch schlimmer kommen, berichtet Rolf Übel vom Historischen Arbeitskreis Bauernkriegshaus Nußdorf/Pfalz: „Die Adeligen haben versucht, ihre Eingriffsmöglichkeiten auf die Bauern auszuweiten. Man hat massiv eingegriffen, in die selbständige bäuerliche Gerichtsbarkeit und in die Waldnutzung. Und man hat eine neue Steuer erfunden.“

Die Stimmung brodelte

Mitarbeiter vom Historischen Arbeitskreis Bauernkriegshaus mit Ausstellungsfigur (Foto: Karin Mayer/ SR)

Und das brachte bei den Besuchern einer Kirmes in Nußdorf im Jahr 1525 das Fass zum Überlaufen. Rund 200 Männer, vermutlich aus Nußdorf und Umgebung, wollten sich das nicht länger gefallen lassen. „Die Stimmung ist gekippt und man hat beschlossen, einen eigenen Haufen ‚uffzurichten‘.“ So steht es in einer Quelle und die Bauern sind zum Kloster Geilweiler, dem heutigen Geilweiler Hof, gezogen.

Dort passierte zwar nichts, denn ein Amtmann von Fleckenstein kam zum belagerten Kloster und konnte die Bauern zum Abzug überreden. Aber es brodelte in der Bevölkerung. Und das war Zeitgeist.

Wenige Jahre vorher, 1517, hatte Martin Luther seine Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen und sich gegen den Ablasshandel der Kirche gewehrt. Die Reformation war auch in der Pfalz angekommen und die Menschen erlebten, dass man nicht alles akzeptieren muss. Zwei Wochen später zogen die Bauern erneut zum Kloster Geilweiler und ließen sich nicht mehr abschrecken. Das Kloster wurde vermutlich geplündert.

Und dann war Krieg

Der Bauernkrieg in der Pfalz dauerte zwei Monate und wurde in einer Schlacht bei Feddersheim niedergeschlagen. Dass die Bauern durchaus bewaffnet waren, nutzte ihnen wenig. Denn ihnen fehlte die Kriegserfahrung. Gegen die Söldner des Fürsten konnten sie sich nicht durchsetzen.

Was es im Bauernkriegshaus zu sehen gibt

Mit Figuren nachgestellte Kriegsszenen im Bauernkriegshaus in Nußdorf (Foto: Karin Mayer/ SR)

Im Bauernkriegshaus wird die Schlacht mit Zinnsoldaten nachgestellt. Man kann die Ausrüstung und Kleidung von Bauern und Söldnern sehen und mehr über die Lebensumstände der Menschen im 16. Jahrhundert erfahren.

Die Nußdorfer Bauern waren nicht die ersten, die sich gegen Leibeigenschaft und hohe Abgaben wehrten. Solche Aufstände, auch Bauernkriege genannt, hatte es davor schon in Lothringen, in Thüringen, Sachsen und in Süddeutschland gegeben.

Es gibt wenige Quellen und Belege aus dieser Zeit. So kann man im Museum die Forderungen der Bauern aus dem Memminger Aufstand lesen: Sie wollten nicht länger Leibeigene sein, ihre Pfarrer selbst wählen und weniger Steuern zahlen. Simone Neusüß vom Historischen Arbeitskreis Bauernkriegshaus vermutet, dass die Bauern in der Pfalz so ähnlich gedacht haben.

Nußdorf als Vorbild

Figur in tradioneller Tracht (Foto: Karin Mayer/ SR)

Mit dem Nußdorfer Aufstand war der Bauernkrieg in der Pfalz angekommen. Und das prägt den Ort bis heute, erklärt Simone Neusüß. „Dass hier der Bauernkrieg ausgebrochen ist, hat zu einem Ruf des Ortes geführt, dass die Nußdorfer besonders aufständisch und kämpferisch sind.“

Dazu haben die Nußdorfer auch später beigetragen. Es waren die Nußdorfer, die die erste freie Bürgermeisterwahl in der Pfalz im Jahr 1793 durchführten. Es gab Freigeister wie den Nußdorfer Pfarrer Lehmann, der sich im 19. Jahrhundert für das Selbstbestimmungsrecht der Juden einsetzte. Das macht sich Simone Neusüß vom Historischen Arbeitskreis heute noch scherzhaft zu Nutze und sagt: „Sie wollen sich doch nicht mit einer Nußdorferin anlegen.“

Kleines Museum gegenüber der Kirche

Bauernkriegshaus in Nußdorf (Foto: Karin Mayer/ SR)

Das Bauernkriegshaus steht gegenüber der Kirche in Nußdorf. Im ersten Stock ist ein kleines Museum untergebracht, das von Mai bis Oktober sonntags geöffnet ist. Man kann sich das ganze Jahr über als Gruppe anmelden und beim Historischen Arbeitskreis Bauernkriegshaus für 50 Euro eine Führung buchen.

Karin Mayer


Auf einen Blick


Kontakt
Bauernkriegsmuseum Nußdorf
Rolf Übel
Kirchstr. 66
76829 Landau in der Pfalz
Tel.: (06341) 95 91 69
www.bauernkriegshaus-nussdorf.de

Öffnungszeiten
Mai bis Okt. So. 14.00 – 16.00 Uhr
Gruppenführungen nach Anmeldung bei Rolf Übel.

Eintritt:
Der Eintritt ist frei
Eine Führung als Gruppe kostet 50,- Euro


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